Kaum zu glauben, dass die vier Jazzer schon seit 20 Jahren als Max.bab beisammen sind. Und musikalisch immer noch eine gemeinsame Sprache finden. Aber es ist auch eine sehr lustvolle Sprache, in der sich auszudrücken, gewiss sehr befriedigend ist. Natürlich hat sich das Quartett mit dem aus Gauting stammenden Max von Mosch (Saxophon), mit Benedikt Jahnel (Piano), Benny Schäfer (Bass) und Andi Haberl (Schlagzeug) in diesem Zeitraum enorm gesteigert und sich in die Elite des deutschen Jazz emporgearbeitet, doch ohne sich dafür irgendwie verbiegen zu müssen. Von Anfang an hielten die vier Musiker am Prinzip des spielfreudigen und lustvollen Musizierens fest, ganz gleich, wer von ihnen das gerade gespielte Stück komponiert hat. Entscheidend waren letztendlich stets der Zugriff und die Dramaturgie, die das Quartett immer entschiedener auf den Punkt zu bringen vermag. So wachsen auch die alten Stücke mit dem Ensemble und können immer wieder neu entdeckt werden. Ob nun der Titelsong der CD „Laws of Motion“, „Emu“ vom ersten Album „Max Bab“ oder vom neuen Album „Wild Pitch“ Songs wie „Red & Gray“, „Ikarus“ oder der Titelsong: Sie folgen keinen Trends, haben damit kein Verfallsdatum.
Was die Sache für die Hörer im bosco besonders spannend machte, war die Ungewissheit, wie sich ein Stück entwickeln würde. Die meisten begannen als Balladen und schmeichelten sich erst einmal in die Ohren ein. Manchmal blieb es auch nach der Intro konsequent dabei und alles lief auf eine lyrische Seelenmassage hinaus, wie etwa im heiter beschwingtem „Star City“ vom Erfolgsalbum „inner orbit“. Aber oft entwickelten sich daraus auch ganz unerwartete Geschichten, reichten bis zum wilden Virtuosentum oder bauten sich geradezu orchestral auf. Letztendlich war mit jeder Thematik alles möglich. Und tatsächlich variierten die Verläufe auch stark, folgten imaginativen Kontexten und Assoziationen. Es war durchaus ein Grundgerüst erkennbar, das zwischen einer ausdrucksstarken Intro und dem meist empfindsamen Ausklang eine ausgedehnte Phase eines klangsatten Höhenflugs vorsah. Aber diese Verlaufsvorlage war kein Dogma. Alleine dieser Grundform zu folgen, fanden die vier Musiker schon viele Varianten und Wege.
Fast jeder musikalische Reifungsprozess führt zu einer gewissen Beruhigung, zu mehr Klarheit und Transparenz. Das gilt zweifelsohne auch für Max.bab. Und je schlichter dabei die Themen, umso ausdrucksstärker setzt sie die Band in Szene. Die einzelnen Instrumente agierten auch nicht durchweg gänzlich frei, folgten vielmehr immer wieder einem ordnenden Prinzip eines behutsamen Arrangements. Die Wirkung ließ sich denn auch enorm steigern, wenn sich Klavier, Bass und Schlagzeug rhythmisch wie motivisch eng zusammen bewegten. Eine solche Unterlage gab sich sehr solide, bisweilen tektonisch, eröffnete damit darüber einen großen Raum, melodisch-thematische Gesänge und geistvolle Soli zu erheben. Und es waren nicht nur die weitschweifenden Höhenflüge von Moschs, die sich in weiten Verläufen in die Höhe schwangen.
Bezeichnend für die vier Musiker ist schließlich auch deren spieltechnisches Können am Instrument. So vermochten Mosch, Jahnel, Schäfer und Haberl immer wieder mit pfiffigen Ideen und besonderen Details zu begeistern. Gerade diese überraschenden Elemente gehören zu den Markenzeichen von Max.bab, etwa wenn nach einem intensivierenden Anlauf der Rückzieher der Melodik in den Kontrabass folgt, die thematische Weiterentwicklung im Schlagzeug stattfindet oder nach einer fulminanten Saxophon-Verdichtung sich das Klavier ins lyrische Sinnieren zurücknimmt. Oder einfach nur das harmonische Baugerüst fortsetzt, zu dem sich jeder Hörer selbst die Melodie hinzudenken kann. Grundsätzlich ist bei Max.bab niemand in eine feste Rolle gezwängt. Und gerade dieses Ausbrechen aus dem Erwarteten erzeugt schon sehr befreiende Effekte. So war es eine überaus inspirierende Musik mit starken Momenten. Den Schlusspunkt setzte in der zweiten Zugabe stimmungsvolle Lyrik des zehn Jahre alten „Quitetude“.