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Veranstaltungsinfo

So, 28.07.2024
21.00 Uhr
Schauspiel

Eintritt frei

Hutspende, keine Anmeldung,
Treffpunkt vor dem bosco

Pudding Théâtre: "Géopolis"

Nach "soupir.s" gastiert das mehrfach ausgezeichnete Straßentheater aus dem französischen Jura, zu unserer großen Freude zum zweiten Mal in Gauting!

"... nachts in deiner Stadt - ein Laster - beladen - schwer... Menschen - durch die Wüste... in deiner Stadt ein imaginäres Land - fremd innerhalb dessen, was du kennst... acht Menschen, Leben, Familien inmitten von... es bahnt sich an - dröhnend, chaotisch und breitet sich aus - über Grenzen, Länder und schwere Herzen hinweg..."

"Géopolis" - erzählt in archaischen (Licht)Bildern und Zungen von Flucht und Zuflucht, Hoffnung und Furcht, auf beiden Seiten der sich verschiebenden Grenze zwischen Hier und Dort, dir und mir, Publikum und Bühne: wo stehen wir, seit wann und wie lange noch? Wer kommt wem entgegen? Bewegen wir uns aus freien Stücken?

Noch nie waren weltweit so viele Menschen auf der Flucht vor Krieg, Konflikten und Verfolgung wie heute. Das Pudding Théâtre reagiert auf die Umbrüche in der Welt und greift mit seinem Stück "Géopolis" das universelle Thema der Migration auf. "Géopolis" erzählt die Geschichte von Menschen, die fliehen müssen, versetzt sich in ihre Lage und macht das Schicksal der Flüchtenden für das Publikum emotional erfahrbar.

Das Pudding Théâtre, eines der ältesten und renommiertesten Straßentheater Frankreichs, besitzt eine ganz besondere Spielart. In poetisch opulenten Bildern und zirzensischen Szenen macht es die Straße zur Bühne und lässt sein Publikum den eigenen Heimatort ganz neu erleben. Ein großes Spektakel mit Pyrotechnik, Tanztheater, Pantomime, Dialogen und viel Musik.

Der Straßentheaterabend beginnt um 21 Uhr vor dem bosco mit einer Einführung. Anschließend folgt die Ouvertüre "open windows – closed eyes" in Kooperation mit dem Kulturzentrum Bellevue di Monaco, die unmittelbar in die Aufführung "Géopolis" übergeht. Die gesamte Aufführung wird auf dem Rottenfußer Platz stattfinden. "Géopolis" wird an zwei aufeinanderfolgenden Abenden gespielt. Am Ende der Veranstaltungen werden Spenden in einem Hut gesammelt.

Unterstützt von

                                       

Nach(t)kritik
Keine Wahl gelassen
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Die Komödianten sind in der Stadt, die Gauklerinnen kommen. Ein vollbeladener LKW biegt um die Ecke, seltsame Sätze fliegen durch die Luft, Musik ertönt. Gläser werden gereicht, man stößt an. „Das erinnert mich an Oxmée“, sagt jemand und schaut verträumt ins Glas. Und dann beginnt das Spiel der Erinnerung an Oxmée, dieses fiktive Land, das überall liegen könnte.

„Hat jemand uns eine Wahl gelassen?“ wird am Ende die Ärztin fragen, die da schon lange  für eine NGO kostenlose Medikamente im Flüchtlingslager verteilt. Nein, niemand hat den Bewohnerinnen und Bewohnern von Oxmée eine Wahl gelassen: das Land, das ebenso über touristische Attraktionen und eine soziale Infrastruktur verfügt wie über kostbare Bodenschätze, gerät zwischen die Mühlen geopolitischer Begehrlichkeiten. Zunächst reagiert das Militär, dann die Presse, mit dieser aufmerksame Zeitgenossinen. Als schließlich willkürlich Grenzen durch Oxmée gezogen, Familien auseinandergerissen, Soldaten an die Front gezwungen werden, explodiert die Lage.

„Géopolis“, heißt die Produktion der französischen Straßentheater-Compagnie Pudding Theatre. Entstanden vor gut sieben Jahren, ist das Stück aktueller denn je. Für Gauting haben die Schauspielerinnen um Schauspieler um Christophe Chatelain und Sylvie de Faivre „Géopolis“ eigens aus dem Repertoire wieder aufgenommen, nachdem sie vor zwei Jahren mit ihrer damals aktuellen Produktion „Soupir.s“ in den Straßen an der Würm einen gigantischen Erfolg feiern konnten.

Auch „Géopolis“ ist ein Straßentheater im längst legendären „Pudding“-Stil (die Compagnie feiert heuer ihr 25-jähriges Bestehen): das Publikum wird unmittelbar mit einbezogen - hier in Form von Touristen-Visa, die jeder, jedem zu Beginn ausgehändigt werden und einen bestimmten Zugang über die Grenzen von Oxmée ermöglichen. Am eigenen Leib erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer im Lauf des Abends, was Migrationsbewegungen tatsächlich bedeuten und wie sie sich, kreuz und quer durchs Gelände, vollziehen. Zunächst begegnet man in kleinen Spielszenen der Bevölkerung von Oxmée: der Lehrerin, dem Cafébesitzer, der Ärztin, dem Soldaten. Durch eingespielte Nachrichten wird das Publikum dann zu Zeuginnen und Zeugen der sich anbahnenden geopolitischen Veränderungen im Land, bis schließlich alle zwischen die Fronten geraten. Am Ende ist das Land zerstört, sind Unzählige auf der Flucht, und es bleibt die Frage: „Hat uns jemand eine Wahl gelassen?“

Vor „Géopolis“ gab es einen Prolog, in dem verschiedene Migrantinnen und Migranten, die gemeinsam mit Ana Stefanidis und mit dem Leitungsteam des Pudding Theatre in einer guten Woche ihre persönlichen Erfahrungen zu poetisch-eindrucksvollen Szenen verdichtet haben. Der Titel lautete „Open Windows“, und tatsächlich öffneten sich an der roten bosco-Fassade die Fenster für diese Performance.

Wieder, wie vor zwei Jahren, wurde das Pudding Theatre in Gauting begeistert aufgenommen und diesmal privat in Familien untergebracht. So allmählich entsteht hier wirklich eine grenzüberschreitende Theaterfreundschaft, die hoffentlich noch lange andauern wird. In Gauting freut man sich schon auf das nächste Gastspiel.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
So, 28.07.2024 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.