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Veranstaltungsinfo

Mi, 07.11.2018
19.00 Uhr
Ausstellung

Eintritt frei

Quirin Leppert: Passfotos - Fotos von Pässen

Für die Serie Passfotos erklimmt der leidenschaftliche Rennradfahrer mit dem Fahrrad Gebirgspässe und fotografiert dabei elegant geschwungene Straßen, die sich durch einsame, karstige und vegetationsarme Gegenden ziehen.
Quirin Leppert arbeitet als freier Fotograf in den Bereichen Portrait, Reportage und Architektur. In seinen künstlerischen Projekten ist das Gegenüber von Natur und Architektur sein Thema, der Dialog zwischen ursprünglicher Landschaft und von Menschenhand geschaffener Struktur.
 
Für die Serie Passfotos erklimmt der leidenschaftliche Rennradfahrer mit dem Fahrrad Gebirgspässe und fotografiert dabei elegant geschwungene Straßen, die sich durch einsame, karstige und vegetationsarme Gegenden ziehen.
 
Was ihn dabei interessiert: welche Mühen Menschen auf sich nehmen, um sich zu verbinden, um von einem Tal ins andere zu kommen, um Waren, Sprache und Kultur auszutauschen, um Neugier zu stillen und den Horizont zu erweitern. Und: was für ein gestalterischer Akt der Bau einer solchen Straße ist.
 
Diese Zeichen menschlicher Schöpfung, die im starken Kontrast zur sonst eher lebensfeindlichen Umgebung stehen, sind die Inspiration für seine Fotos.
 
Quirin Leppert lebt und arbeitet in Berg am Starnberger See.
 
Eröffnung Mi 07.11.2018 | 19:00 Uhr
Einführung TANJA WEBER, Schriftstellerin
Musik 180K & FRIENDS - Live Lounge Music
DANIEL SMITH, sousaphone & electronics
THORBEN SCHÜTT, trombone
JOHANNES URL, drums

Dauer der Ausstellung Bis 15.12.2018 zu den Öffnungszeiten des bosco und während der Abendveranstaltungen.


180K - Live Lounge Music

Nach(t)kritik
Malen mit Straßen: Passfotos von Quirin Leppert
Nach(t)kritik von Katja Sebald

Ist das noch eine schnöde Straße oder ist es schon Land-Art? „Passfotos“ nennt der Fotograf und Rennradfahrer Quirin Leppert die Bilder von Pässen, die er zuerst mit dem Fahrrad erklimmt und dann fotografiert. Was ihn dabei interessiert, ist der Kontrast zwischen der oftmals kargen und nicht selten spektakulären Landschaft und den von Menschenhand geschaffenen Strukturen. 

Quirin Leppert, Jahrgang 1963, arbeitet als freier Fotograf in den Bereichen Portrait, Reportage und Architektur. Die Bauten des Schweizer Architekten Peter Zumthor setzte er ebenso in Szene wie die Mitglieder der bayerischen Staatsregierung – wobei ihm die Aufträge am liebsten sind, die ihn in die Nähe der Berge führen. Dann nämlich setzt er sich nach getaner Arbeit auf das Rennrad und radelt über einen Pass. 

Seit etwa 2012 entstehen auf diesen Touren Fotos von Passstraßen in den Alpen. Die italienischen unterscheiden sich von den französischen durch ihren deutlich schlechteren Erhaltungszustand. Die Bergstraßen in Italien dienten schon der Truppenversorgung im Ersten Weltkriegs, die in Frankreich wurden deutlich später gebaut, um den Tourismus anzukurbeln. Während die sich steil und kurvig den Berg hinauf windenden Straßen heute vor allem eine sportliche Herausforderung darstellen, sind sie doch auch zeitgeschichtliche Dokumente: Der Mensch musste Berge überwinden und dauerhaft passierbar machen, um Handel zu treiben, Krieg zu führen oder einfach nur zu reisen. 

Vor allem aber ist der Bau einer Straße von einem Tal in ein anderes ein gewaltiger gestalterischer Akt. Und genau diesen Eingriff in die Landschaft nimmt der Fotograf in den Blick. Manchmal hat er dafür nur sein Handy dabei, manchmal eine kleine Pocketkamera und manchmal packt er sogar die Hasselblad in die Satteltasche. Die technische Qualität der Aufnahmen steht jedoch nicht im Vordergrund, es geht vielmehr um die „Zeichnung“ inmitten der Natur: Eine Straße kann eine sich schlängelnde Linie sein oder ein unerhört gerader Strich. Wie Graphit-Schraffuren erscheinen rauhe Felshänge, ihre differenzierten Grauabstufungen bilden einen krassen Kontrast zur anthrazitgrau-glatten, vom letzten Regen glänzenden Teerfläche der Straße. Ausgefranste Fetzen von Schneeresten und gleichmäßig weiße Fahrbahnmarkierungen bilden scharfe Akzente in solchen gleichsam abstrakten Bildkompositionen. Auch gemauerte Begrenzungsmauern, unterbrochene Leitplanken und Beschriftungen auf der Fahrbahn einerseits und runde Steine, Geröll, grüne Wiesenhänge und weiße Gipfelflächen andererseits erscheinen bei diesem „Malen mit Straßen“ ebenso als gestalterische Elemente wie Licht und Schatten. Einmal inszeniert Leppert eine schroff gezackte Hotelburgen-Architektur vor einer ebenso schroffen Bergsilhouette, als hätte er sie eigens in diese karge Landschaft gestellt, um seine Bildgeschichte zu erzählen.

Es ist eben nicht so, dass der Radfahrer Leppert einfach mal kurz zum Verschnaufen anhält, sich umdreht und ein Foto macht. Es ist vielmehr so, dass der Fotograf den idealen Standort für das, was er mit diesen Bildern zeigen will, nur mit dem Fahrrad erreicht. Und dafür muss er keine perfekte technische Ausrüstung auf den Berg schleppen, er hat sein „Handwerkszeug“ immer dabei: In dieser Ausstellung bestätigt sich wieder einmal höchst eindrücklich, dass sich gute Fotografie einzig und allein durch den Blick des Fotografen auszeichnet.