Direkt zum Inhalt

Veranstaltungsinfo

Fr, 17.11.2023
20.00 Uhr
Literatur | Musik

29,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

< Zurück zur Übersicht > Termin im Kalender eintragen
Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Rufus Beck mit Anna und Ines Walachowski: "Sommernachtstraum"

Ein musikalisch-literarischer Abend mit William Shakespeares „Sommernachtstraum“ und der Schauspielmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Der Schauspieler Rufus Beck hat den Sommernachtstraum von William Shakespeare zu einer Einpersonen-Standup-Comedy umgearbeitet. Er spielt und erzählt eine ironische, moderne Version des Stücks. Dabei schlüpft Beck in die verschiedenen fantastischen Figuren Shakespeares – Zettel, Oberon, Titania, die Liebenden Hermia, Helena, Lysander, Demetrius u.a. Die Geschwister Anna und Ines Walachowski – die zu den führenden Klavierduos der Gegenwart gehören – spielen dazu vierhändig die gleichnamige Schauspielmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Die Idee zur Komposition entstand, als der Komponist im Freundeskreis mit verteilten Rollen Shakespeare las: August Wilhelm Schlegels deutsche Erstübersetzung des Sommernachtstraums war noch keine 30 Jahre alt, und Mendelssohn schmiedete begeistert Pläne, wie er seiner Schwester Fanny 1826 schrieb, einen "midsummernight’s dream zu träumen". Schließlich vollendete er 1843 – im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV – seine berühmte Schauspielmusik. Die Uraufführung, von Ludwig Tieck inszeniert, wurde in Potsdam zum gesellschaftlichen Ereignis, das im Publikum u.a. Alexander von Humboldt und Bettina von Arnim verfolgten.

RUFUS BECK, Schauspiel
ANNA & INES WALACHOWSKI, Klavierduo

RUFUS BECK nennt sich selbst "Zehnkämpfer der darstellenden Künste" und ist unter anderem durch seine Theater-, Film-, Fernseh- und Hörspielrollen bekannt geworden. Seit 1979 steht er auf der Bühne und hat seither an den größten deutschsprachigen Häusern gearbeitet (u.a. Berliner Ensemble, Bayerisches Staatsschauspiel, Kammerspiele München, Schauspiel Köln, Schauspiel Frankfurt). Seinen Durchbruch beim Film feierte Rufus Beck 1994 in Sönke Wortmanns "Der bewegte Mann". Daneben kennt man ihn als Interpret und Produzent von Hörbüchern, und besonders als die Stimme von "Harry Potter".

Aufgewachsen in Polen, Studien an den Musikhochschulen Hannover und Mozarteum Salzburg u.a. bei Karl Heinz Kämmerling und Alfons Kontarsky, gehören die Schwestern ANNA UND INES WALACHOWSKI zu den führenden Klavierduos der Gegenwart. Über das obligatorische Standardrepertoire hinaus haben sich die Pianistinnen mit der Pflege wenig bekannter Literatur polnischer Komponist*innen und konzeptionellen Programmen – etwa zum Verhältnis zwischen den Schumanns und Johannes Brahms – einen Namen gemacht.

Nach(t)kritik
Ach, hätte doch Theseus schon Tinder gehabt…
Nach(t)kritik von Amos Ostermeier

„Ein Jüngling liebt ein Mädchen, die hat einen andern erwählt…“, mit diesem kurzen Intermezzo von Heinrich Heine eröffnet Rufus Beck den Abend vor einem ausverkauften Saal und führt damit sofort in die auch dem Sommernachtstraum zugrundeliegende, zeitlose Geschichte von erfüllter und unerfüllter Liebe ein. Der Sommernachtstraum, so Rufus Beck, sei doch Shakespeares schönste Komödie, jedoch leider so unglaublich kompliziert. Das Werk etwas zu entwirren sei also sein Plan an diesem Abend, so dass am Schluss im Publikum alle sagen können „jetzt habe ich das Stück kapiert“.

Unterstützt wird Rufus Beck bei diesem Vorhaben vom Klavierduo Anna und Ines Walachowski, die vierhändig virtuos die von Felix Mendelssohn Bartholdy für das Werk komponierte Schauspielmusik darbieten. Mal ganz geheimnisvoll und verzaubert, mal freudig und beschwingt untermalen die beiden Schwestern mit der Musik die Handlung des Shakespeare-Werkes und erschaffen stimmungsvolle Bilder in den Köpfen der Zuhörenden. Dabei rennen ihre vier Hände über die Tasten und lassen die komplizierten Läufe beeindruckend einfach erscheinen.

Wofür man sonst ein ganzes Ensemble beschäftigen könnte, schafft der Stimmakrobat Rufus Beck ohne Umstände allein, indem er den zahlreichen Figuren Shakespeares so eindeutige Stimmen verleiht, dass man sich ohne Probleme zurechtfinden kann. Lysander wird zum sich fügenden Partner, wenn er ohne Widerspruch seiner geliebten Hermia immer mit einem kurzen „Tja“, „Oh“ oder „Ui“ zustimmt, der cholerische Demetrius schreit und sieht sich ohnehin von allen hintergangen, die sich in ihrem eigenen Leid suhlende Helena bekommt einen bayerischen Dialekt verpasst und Oberon, der Elfenkönig, unterbricht mit seiner tiefen und ruhigen Stimme die so aufgeregt durcheinander redenden Anderen und möchte einfach mal wieder Stille in seinem Wald herrschen haben. Die einzige Requisite die Beck benutzt ist eine runde Sonnenbrille, mit der Puck auftritt, der durchtriebene Kobold und Helfer Oberons.

In seiner Neuinterpretation des Schauspielklassikers  vermischt Rufus Beck gekonnt Passagen des originalen Textes mit moderner Sprache, verworrene Zusammenhänge innerhalb der vier Handlungsebenen des Stückes werden entknotet und mit Beispielen aus der heutigen Zeit bebildert und erklärt - wenn die Figuren heimtückisch sich Ideen klauen wird hier „zuguttenbergt und schavant“, wenn es Streit und Unglück in der Liebe zwischen den Protagonist*innen gibt, wird dies mit der heutigen Partner*innensuche auf Tinder verglichen. Rufus Beck brilliert in allen Rollen, besonders aber wenn es um die Schauspielgruppe der Handwerker rund um  Zettel, Flaut und Schnauz geht. Seine Mischung aus Stand-Up-Programm, ironischer Interpretation und szenischer Lesung des allgemein bekannten Werkes Shakespeares lassen einen neu über die Irrungen und Wirkungen der Charaktere im Sommernachtstraum nachdenken, lachen und mitfiebern.

Zwischen den einzelnen Szenen wird Rufus Beck immer wieder von der musikalischen Darbietung von Anna und Ines Walachowski begleitet, was das ohnehin kurzweilige Programm auflockert und untermalt. Dann setzt sich Rufus Beck auf seinen Barhocker und lässt sich ebenfalls von der Musik in ihren Bann ziehen. Irgendwann kommen Musik und Text auch zusammen, gehen ineinander über und bestärken sich gegenseitig - das Werk Shakespeares wird zum Live-Hörspiel. Am Ende des Abends hat man das Gefühl, wirklich wieder etwas mehr über den Sommernachtstraum und seine Figuren verstanden zu haben, ja vielleicht hat man das Stück jetzt sogar kapiert.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Fr, 17.11.2023 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.