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Veranstaltungsinfo

Di, 22.10.2024
10.00 Uhr
Tanztheater

15,00 / 8,00

Regulär / bis 25 Jahre |
Schulen/Gruppen: Anmeldung über das Theaterbüro
unter 089 / 452 38 58-0 oder
kartenservice@theaterforum.de

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Sabine Karb: "Fast Fashion"

Tanztheater mit Jugendlichen und jungen Profis.
Vormittagsvorstellung für Schulen und Publikum. Ab 13 Jahren.

Die Modeindustrie hinterlässt Katastrophen für Beschäftigte und Umwelt. Wie geht das zusammen mit dem Spaß am schnellen Umstyling, egal in welchem Alter? Sieben junge Frauen begeben sich auf eine rasante Gratwanderung: Kann man sich mit Klamotten immer wieder neu erfinden, ohne mit Volldampf in die Konsumfalle zu schlittern? Lang lebe die Mode!

Durch die Textilindustrie werden jährlich 1,2 Billionen Tonnen CO2 freigesetzt – mehr als durch den internationalen Flugverkehr und die Schifffahrt zusammen. Rund 10 Prozent der weltweiten CO2-Gesamtemissionen stammen aus der Modebranche. 60 Prozent aller Kleidungsstücke werden innerhalb eines Jahres nach ihrer Herstellung wieder weggeworfen. Davon wird lediglich 1 Prozent recycelt. Fast Fashion heizt das Klima an, verbraucht zu viel Wasser, verschmutzt die Meere, sorgt für Müllberge und beutet Näher und Näherinnen vor allem in Osteuropa, Asien, Afrika und Lateinamerika aus.
Demgegenüber steht die Freude am Umstyling und am schnellen Wechsel der Styles. Die Party steht vor der Tür: WAS ZIEHE ICH AN? WER WILL ICH HEUTE SEIN? Der Schrank ist vollgestopft, aber nichts passt so richtig, weder zur Stimmung noch zum Anlass. Also: Nochmal schnell in die Stadt, den nächsten heißen Fummel ergattern, der den Abend zum Erfolg machen soll. Das rasante Tanztheater Fast Fashion spielt in diesem Spannungsfeld und stellt dabei die Gedanken und Gefühle der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Mittelpunkt. Sabine Karb hinterfragt ebenso kritisch wie humorvoll mit 5 Jugendlichen und 2 Tanzstudent*innen die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Fast Fashion-Industrie.

Choreografie SABINE KARB
Tanz REKA BAUMGÄRTNER, SOFIA BONDARENKO, CLARA LIPP, EMILIE KARB, NATALIA KOŹBIAŁ, MARIANA DA SILVA GUILHERME, JOHANNA ZIEGLER
Kostüm und Bühne MELINA POPPE
Musik DANIEL LIPP, OLIVER SPAGNA
Licht RAINER LUDWIG
Video EMMA AICHNER

Tanztheater für Publikum ab 13 Jahren
Dauer ca. 65 Minuten

 

Unterstützt von

                                      

Nach(t)kritik
Weniger ist mehr
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Anziehen, Ausziehen. Shoppen. Show und Shelter. Outfits im Sale, im Internet, auf dem Wühltisch. Das perfekte Outfit für den Tag, die Stunde, die Minute. Fashion ist „fast“ geworden und wird immer schneller. Die Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreographin Sabine Karb hat mit einem achtköpfigen Ensemble - Réka Baumgärtner, Sofia Bondarenko, Clara Lipp, Emilie Karb, Ida Schönamsgruber, Mariana da Silva Guilherme und Johanna Ziegler - ein Tanztheater für Jugendliche über jenes Thema entwickelt, das junge Menschen im Teenageralter über die Maßen beschäftigt: Mode. TV-Events wie „Germanys Next Topmodel“, Instagram-Kanäle mit Fashion-Influencern und nicht zuletzt immer wieder der eigene Freundeskreis fordern in dieser Hinsicht heraus. Was trage ich und wer bin ich dann?

Die acht Tänzerinnen erzählen mit den Mitteln des Modern und Contemporary Dance vom schnellen Weg der Mode- Es beginnt beinahe traumgleich und noch sehr ruhig mit jenen Textilien, die noch undefiniert zum Ruhekissen werden. Doch bald schon verwandeln sich die hellen Stoffe zu immer schillernderen Klamotten, werden zu Kleiderbergen, zu Ballast und belasteter Belastung. Immer wieder, immer schneller schlüpfen die Tänzerinnen in Kleidungsstücke, werden mal zu Catwalk-Models, mal zu Schnäppchenjägerinnen. Dann wieder verwandeln sie sich zum lebendigen Sweatshop, sind Näherin und Nähmaschine zugleich, um im nächsten Bild aus Kleidermüll die tragbaren und die unbrauchbaren Stücke zu sortieren. Aus dem „Like“, „Follow“, Share“ des anfangs neben der Bühne flimmernden Handy-Bildschirms wird „Sale“ oder „Reduziert“ als Etikett am Körper, um später zu „rest“ oder „Return“ zu werden.

In der zweiten Hälfte tritt neben den Tanz immer wieder das Wort, werden Fakten genannt wie die Zahl der eingesetzten Chemikalien in der Textilbranche (3.500!) oder die Prozentzahl der innerhalb eines Jahres nach ihrer Herstellung wieder weggeworfenen Kleidungsstücke (60 Prozent!). Und nach und nach werden aus den glitzernden, strahlenden, anfangs noch scheinbar individuell auftretenden Fashion-Kids mehr und mehr eine von außen bewegte, gelenkte Masse müder, benutzter Wesen. Erst gegen Ende, als sie nach und nach entdecken, dass durch Tausch und Verschenken neue Individualiät entsteht, gewinnen die Figuren ihre Kraft zurück.

Natürlich ist das Thema der Fast Fashion, ihrer Kommerzialität und Umweltfeindlichkeit sehr umfassend und vielschichtig. Dennoch hätte manche Kürzung mehr Konzentration und Gewichtung einzelner Aspekte der Produktion gut getan. Manches war leicht redundant.Und wie bei der Kleidung wäre weniger vielleicht mehr gewesen.  Doch die Kernaussage am Ende - „Wir haben genug Klamotten für die nächsten sechs Generationen“ - steht deutlich im Raum und erreicht hoffentlich die anwesende Zielgruppe. Share!