Wie gut, dass man sich - allen allgemeinen Unsicherheiten zum Trotz - auf ein paar Dinge noch verlassen kann: es wachsen in Gauting immer wieder Zuschauerkinder fürs Kinderkonzert nach; ein Schauspieler wie Stefan Wilkening garantiert einen fast endlosen Triumphzug; und noch in hundert Jahren wird uns Heinrich Klug „Einen guten Nachmittag“ wünschen.
„Peter und der Wolf“ von Sergej Prokofjew steht heuer als Konzert für Kinder auf dem Programm der Münchner Philharmoniker - jene Reihe, die Klug vor 40 (in Worten: vierzig) Jahren ins Leben rief und die fast von Beginn an in Gauting, Klugs Wahlheimat, jeweils eine ihrer ersten Aufführungen erleben durfte. Und immer begannen die Konzerte mit dem gesungenen „Einen guten Nachmittag“, in das sogleich alle mit einstimmten.
Auch an diesem Sonntagnachmittag im bosco war das so. Und noch in viel mehr stimmten die Zuschauerkinder mit ein, denn „Peter und der Wolf“ zählt zu jenen Werken der E-Musik, das in zahlreichen Kinderzimmern Einzug gehalten hat - die Geschichte vom Knaben Peter, der die Warnungen seines besorgten Großvaters in den Wind schlägt und den wilden hungrigen Wolf mit der Hilfe des mutigen kleinen Vogels fängt, ist auch im Zeitalter von „Clash of Clans“ noch hinreichend bekannt. In Gauting jedenfalls überwog die Zahl der Kenner bei weitem.
Wie immer, widmete Heinrich Klug auch diesmal den ersten Teil des Programms dem Vorstellen der beteiligten Instrumente und der musikalischen Motive. Gemeinsam mit den jungen Musikerinnen und Musikern des ODEON-Jugendorchesters (dessen Patenschaft die Münchner Philharmoniker seit einigen Jahren übernommen haben) führte Klug in die kompositorische Umsetzung der Geschichte ein. Zu jedem Motiv gab es einen passenden Vers zum Mitsingen; zum Peter-Motiv beispielsweise den Vers „Peter, so heißt der Held/er fürchtet nichts auf dieser Welt./So mutig wie er wär´n wir alle gern“. Zum Entenvers gab es sogar noch einen passenden Ententanz. Überhaupt bot das Programm genügend Möglichkeiten zur Bewegung, zum Aufspringen, Aufstampfen und Mitmachen.
Nach der Pause - in der die ODEON-Musiker den Kindern Gelegenheit boten, deren Instrumente einmal näher in Augenschein zu nehmen und sogar auszuprobieren - kam zu den Musikern, zum Leiter Klug und den mitsingenden Zuschauerkindern noch jemand auf die Bühne, der von nun an die Fäden in der Hand hielt: Stefan Wilkening als Erzähler. Mit großem Vergnügen und gewohnt stefaneskem mimischem und gestischem Einsatz schlüpfte er in sämtliche Rollen, stellenweise gleich drei gleichzeitig, ließ die Ente beleidigt zum Teich watscheln, den Vogel frech die Ente ärgern, die Katze zum Tiger werden, den Großvater zum heiseren Mahner und den Peter zum liebenswerten Helden. Die Begeisterung im Publikum wollte kein Ende nehmen. Und weil dies gegenwärtig so wichtig ist, wurde der Wolf am Ende wieder in die Freiheit entlassen und die Jäger - von zuweilen sehr schießwütigen Kindern verkörpert - vollends entwaffnet. Ein fröhliches, entwaffnendes musikalisches Märchen. Das wird hoffentlich noch lange so sein.