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Veranstaltungsinfo

Do, 01.02.2024
20.00 Uhr
Kabarett

26,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre | Wir führen eine Warteliste unter 089 452 38 58-0 oder kartenservice@theaterforum.de

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Stephan Zinner: Der Teufel, das Mädchen, der Blues und ich

Stephan Zinner hat den Blues. Was nicht bedeutet, dass er niedergeschlagen ist, nein, ganz im Gegenteil. Mit der, dem Blues eigenen Energie geht er auf eine Reise zu den Wurzeln des Blues.

Und diese Wurzeln liegen nicht wie viele Denken, ausschließlich im Mississippi-Delta im Süden der USA, nein, sie liegen auch in Trostberg in Oberbayern. Natürlich gibt es dort keine Baumwollfelder, sondern Maisfelder, und den Teufel trifft man dort nicht an der Kreuzung, sondern in der Sparkasse am Eck, getrunken wird kein Bourbon, sondern Rüscherl, aber das Weibsvolk bringt einen auch dort zur Verzweiflung, die Arbeit ist hart, die Reichen sind reich, die Armen sind arm und nur die Musik kann einen retten. Also, nimmt Zinner die Gitarre in die Hand und wird mit der Unterstützung eines wahren Teufelskerls, namens Peter Pichler, den Blues jaulen, den Gospel predigen und tanzen, dass es dem Satan ganz schwindlig werden wird. Praise the Lord und rock on!

Stephan Zinner wurde 1974 im oberbayerischen Trostberg geboren. Nach seiner Schauspielausbildung war er am Theater tätig, u.a. am Salzburger Landestheater und bei den Münchner Kammerspielen. Regelmäßig ist er im Film zu sehen, (u.a. Räuber Kneißl und Das Verschwinden), in den Verfilmungen der Rita-Falk-Krimis (u.a. Dampfnudelblues und aktuell Sauerkrautkoma) hat er die Rolle des Metzgers Simmerl.
Bekannt ist Zinner zudem als Markus Söder bei den Nockherberg-Singspielen. Seit 2006 tourt er mit seinen Kabarettprogrammen.

Nach(t)kritik
Blues aus Trost-Town
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

„Du wirst nicht reich mit der Bluesmusik, aber du kriegst Charakter“ - so beginnt der Abend mit Stephan Zinner und Peter Pichler, und zumindest das mit dem Charakter scheint zu stimmen: das, was die beiden Künstler über die Bühnenrampe bringen, ist so charaktervoll wie ein frisch gezapftes Helles aus dem Holzfass. Zinner und Pichler haben den Blues, und zwar den echten, den aus Trost-Town down in Upper Bavaria nahe beim Chiemlake-Delta. Wer dort aufgewachsen ist wie Zinner, der hat diesen Sound aus Mollakkorden und seelentiefen Harmonien seit der Wiege im Blut und weiß ein Lied davon zu singen. Vom Teufel, der immer an der Kreuzung wartet, die in der Regel in dieser Gegend ein Kreisverkehr ist. Vom Nazi in der Kiste, der nicht mal mehr auf dem Wertstoffhof entsorgt werden kann, denn dort nimmt man ihn nicht. Von Egoisten, Tinderdates und allem, was der Blues so bereithält in seiner bayerischen Variante.

Und von der verstehen Zinner und Pichler wirklich was. Dabei sind die Parts gut aufgeteilt: während Stephan Zinner den Frontman gibt und jede Bluesnummer in eine köstliche Geschichte verpackt, bleibt Pichler mit sonnenbrillenverstecktem Pokerface im Hintergrund, wo er ein ganzes Arsenal an Tasten- und Rhythmusinstrumenten mit größter Präzision bearbeitet und auf diese Weise den Boden bereitet für die musikalische Seite des Abends. Auf diesem Boden erkunden die beiden dann gemeinsam Klassiker des Blues und erzählen diese weiter. Dabei greift Zinner immer wieder nach einer anderen Gitarre, unter denen die Blechbüchsen-Gitarre mit ihrem scheppernden Sound wohl die kurioseste ist.

Was Stephan Zinner  so virtuos beherrscht wie seine verschiedenen Gitarren, das ist diese Mischung aus Plauderton und perfekt gesetzten Pointen. Wenn er aus seinem Alltag mit den inzwischen im Teenager- und Aufbruchsalter stehenden Kindern und seiner alle Eskapaden beruhigend kommentierenden Frau erzählt oder von Auseinandersetzungen mit Mitmenschen unterschiedlichster Couleur, dann entsteht unaufhaltsam der Eindruck einer höhst privaten, sehr persönlichen Atmosphäre - ganz so, als säße man miteinander im Wohnzimmer unter Freunden, und einer erzählt amüsant ein paar Begebenheiten. Von dem unfreiwillig belauschten Tinderdate am Kneipentisch beispielsweise, bei dem ihn die modisch super enge Hose des Gegenübers leicht beunruhigt hat - „Oida, wo verräumst du dein Zeug?“

Ebenso persönlich und darum berührend wie die Geschichten sind die Blues-Songs, die häufig auf tradierten Melodien basieren und immer mit bayerischen Texten aufwarten. Dabei kommt auch mal ein Ausflug ins Pop-Genre vor, immer aber bluesig basiert, wie „Shit Storm“ auf der Melodie von Tom Jones`“Sex Bomb“. Großartig ist der „Egoisten-Blues“, wohl inspiriert von Erfahrungen mit Hamsterkäufern in der Corona-Zeit - „Des Klopapier, des g´hert nur mia“. Und zum Hinschmelzen schön ist der Song über das Vergängliche, das natürlich im Blues beheimatet ist: „Egal, ob du ein König bist oder ein Narr, irgendwann ist´s Zeit zum Servus-Sagen“.

Diesen Zeitpunkt möchte das Gautinger Publikum am liebsten so lang wie möglich hinauszögern, so dass es noch die eine oder andere Zugabe gibt. Eines aber ist klar: Stephan Zinner ist ein König - einer, dem es weniger um Reichtümer geht als ums Charaktervolle.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Do, 01.02.2024 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.