Im „bluesigen Gauting“ ist Ferdinand Kraemer aufgewachsen – und irgendwann selbst der Faszination dieser schon oft totgesagten Musik erlegen. Beim „Tee bei Sabine“ gab der erst 29jährige Sänger, Komponist und Mitgründer des Duos Black Patti auf seiner Slide-Gitarre eine begeisternde Blues-Kostprobe.
Initialzündung gab dem Vollblut-Musiker Ferdinand Kraemer alias „Mr. Jelly Roll“
einst ein Konzert im „Acoustic Corner“ von Eric Berthold in Oberpfaffenhofen:
Rainer Wöffler trat damals mit seinen Sons of the Desert auf, erzählt der Mitgründer von „Black Patti“ im Gespräch mit Kulturjournalistin Sabine Zaplin. Und von da an war es um den in Gauting aufgewachsenen Waldorf-Schüler geschehen: Ferdinand Kraemer verfiel der schwarzen Blues- und Roots-Musik der 20er- und 30er-Jahre – für immer.
„Bei der großartigen Susanne Schachtner lernte ich irische und klassische Gitarre“, erzählt der Musiker von seinem Werdegang. Auch in der Band seiner Waldorfschule im nahen Gröbenzell spielte Ferdinand Kraemer mit.
Doch mit 16, 17 Jahren tauchte der Gautinger vollends ein - in die Münchner Bluesszene um Rainer Wöffler und Peter Crow C. alias Peter Krause.
Über „Impulsgeber“ Rainer Wöffler, der sich im amerikanischen Südstaaten-Blues der Vorkriegszeit „sehr gut auskennt, lernte ich die Gitarre Resonator kennen“, so der Musiker und Komponist. Dieses Instrument sei aus Metall gebaut – und verstärkte in den 1930er-Jahren den Gitarrensound gegenüber den Orchester-Bläsern. Erst danach kam die E-Gitarre, sagt Ferdinand Kraemer.
„Übers Fingerpicking wollte ich alles wissen“: Deshalb war der junge Gitarrist bei „jedem Blues-Chick“ seines Lehrers Rainer Wöffler mit dabei. Auch von Bluesmusiker und Komponist Peter Krause alias Peter Crow C. „lernte ich.“
Nach einem Konzert der Ludwig-Seuss-Blues-Band, wurde Ferdinand Kraemer vollends zum Experten: Seine Abitur-Facharbeit schrieb der Waldorf-Schüler über den Blues der 20er-und 30er-Jahre.
Ein absolutes Highlight im Leben des jungen Würmtalers war der Besuch bei der damals schon 96jährigen Blueslegende „Honeyboy Edwards“ in Chicago. Der inzwischen verstorbene Schwarze tourte einst als Landstreicher durch die Südstaaten. Honeyboy Edwards war Analphabet, „hatte keine Plattensammlung an der Wand“, aber „eine Knarre unter seinem Kopfkissen“, erzählt Ferdinand Kraemer.
2011 startet der Vollblut-Musiker aus Gauting unter dem Künstlernamen „Mr. Jelly Roll“ seine Karriere: Mit Sänger und Gitarrist Peter Krause alias Peter Crow C. gibt das Duo „Black Patti“ inzwischen etwa 120 Konzerte im Jahr. Früher auch für Fans im „Alfonso`s Blues Club“ an der Münchner Freiheit.
„Damit sich unsere Frequenzen nicht ausschalten“ greift „Mr. Jelly Roll“ inzwischen verstärkt in die Saiten seiner Mandoline. Oder aber seiner kostbaren „Gibson“ Mandola von 1918.
Warum heißt das Duo, das gerade seine zweite CD mit eigenen Songs herausbringt, eigentlich „Black Patti“? will Kulturjournalistin Sabine Zaplin wissen. In Erinnerung an die legendäre Schellack-Plattenfirma „Black Patti“, die nur im Jahr 1927 existierte, sagt Bluesmusiker „Mr. Jelly Roll.“
Nach so viel Theorie folgt dann doch noch die musikalische Kostprobe: Auf seiner Slide-Gitarre spielt der Sänger eine Eigenkomposition. Ferdinand Kraemer begeistert sein Publikum in der Bar rosso mit seiner dunklen, groovigen Stimme – und grandioser Rhythmik.
Wer mehr davon hören will, dem legte Sabine Zaplin die beiden CDs ans Herz. Und am 29. Januar treten die beiden Musiker von Black Patti live im Münchner Volkstheater auf, am 20. 2. auch im Fraunhofer-Theater.