Lebendig und sehr persönlich war dieses letzte Gespräch in der Reihe „Tee bei Sabine.“ Wegen Corona-Abständen ging der finale Talk am Sonntag mit mindestens 100 Besuchern ausnahmsweise als „Tee mit Sabine“ im absolut ausgebuchten großen bosco-Saal über die Bühne. Im Scheinwerferlicht interviewte Hans-Georg Krause, der Gründer des Theaterforums, die Moderatorin Sabine Zaplin. Die Gautinger Kulturjournalistin erzählte offen über ihr Leben als Regieassistentin, Autorin – und übers Lampenfieber beim Premieren-Teegespräch mit der Gautinger Künstlerin Rosemarie Zacher.
„Ich habe das Gefühl, Eulen nach Athen zu tragen“, sagt Hans-Georg Krause zum Auftakt dieses 57. Tee-Gesprächs im bosco.
Denn welcher Kultur beflissene Mensch in Gauting kennt nicht Sabine Zaplin? In erprobter Gesprächs-Tradition hatte die Moderatorin ihre eigene Teekanne mitgebracht: Seit ihrer Konfirmation mit 14 Jahren sei dieses Keramikgeschirr in ihrem Besitz – und „mindestens zehn Mal mit mir umgezogen“, erzählt die verheiratete Mutter von zwei erwachsenen Kindern.
In dialektfreiem Hochdeutsch formuliert die gebürtige Ostwestfalin vorn auf der Bühne ihre Sätze.
Locker erzählt die in Bielefeld aufgewachsene Gautingerin im Dialog mit Hans-Georg Krause, wie sie eigentlich zunächst fürs Theater brannte. „Ich war gerade zehn und ein sehr schüchternes Kind“, so Sabine Zaplin. Trotzdem habe sie sich als Fünftklässlerin getraut, nach einer Premiere den Deutschlehrer anzusprechen – und sich für die Theater-AG zu bewerben. „Seither bin ich von Theater besessen“, erzählt Sabine Zaplin von Besuchen an den Schauspielhäusern Bochum, Köln.
Nach dem Abitur versuchte es die 19Jährige mit Bewerbungen als Schauspielschülerin – unter anderem an der renommierten Folkwang-Schule Essen. Doch es wurde dann doch ein Semester Theaterwissenschaft in der Provinz Erlangen.
Als Regieassistentin an der Städtischen Bühne Hagen „habe ich viel gelernt“, bezahlt wurde sie aber als Praktikantin mit Jahresverträgen.
Sabine Zaplin verabschiedete sich deshalb von ihren Theater- Träumen, studierte in München Literaturwissenschaft, denn: „Schon als Kind habe ich gerne Geschichten gelesen und Schreiben macht mir große Freude.“
Damals in den 1990er-Jahren entdeckte die junge Autorin in der SZ Starnberg eine Anzeige „Schreiber gesucht.“ Parallel zum Studium „ging ich auf Termine und schrieb für die Süddeutsche.“
Aus dieser Zeit kannte Sabine Zaplin auch Hans-Georg Krause, den „Macher“ des Gautinger bosco und Gründer des Theaterforums.
Nach dem Studium baute sich Sabine Zaplin eine zweites Standbein auf, absolvierte eine Hospitanz beim Bayerischen Rundfunk: Die Gautinger*innnen kennen ihre kompetente Besprechungen „Neues vom Buchmarkt“ auf B 5 aktuell.
Doch die Aufträge der freien Kulturjournalistin bei der SZ „wurden deutlich weniger“, erinnert Hans-Georg Krause.
Da habe er mit Sabine Zaplin einfach das neue Format „Nach(t)kritiken“ erfunden. Die schon am Abend und inzwischen am nächsten Morgen im Netz steht.
„Ich war darüber glücklich“, sagt die Kulturjournalistin zu Krause, aber: „Ich habe Dich manchmal dafür verflucht, dass ich noch nachts um zehn Uhr eine Schicht einlegen musste.“
Als dann das Gautinger „Schlosscafé“ mit Kulturveranstaltungen von Jane Höchstetter und Stefan Berchtold schließen musste, entwickelten Hans-Georg Krause und die Journalistin die „naheliegende Idee“ zum sonntäglichen Teegespräch mit Kulturschaffenden aus Gauting,
„Beim ersten Teegespräch mit Künstlerin Rosemarie Zacher waren wir irre aufgeregt“, gesteht die Moderatorin.
Der „lockerste“ Dialog lief mit Matthias Helwig. Der Cineast, Inhaber des Gautinger „Breitwand“-Kinos und Gründer des „Fünf-Seen-Filmfestivals“, habe nach ihrer ersten Frage gleich weiter geredet nach den Worten „Du wolltest doch sicher fragen, dass…“ Das „war für mich vollkommen entspannt.“
Doch nach 57 Mal Teegespräch „waren alle da gewesen“, erläutert Sabine Zaplin den Grund fürs Finale.
„Eigentlich war das frech“, findet der Gautinger Hans-Georg Krause im Rückblick. Denn nach gerade mal vier Jahren „hier in der Region“ publizierte die Bielefelderin 1998 ihrer erstes Buch „Adabeis und andere Spezln.“
Ja, das sei in der Tat frech, bestätigt die Autorin lachend. Denn ein „Zuagroaßter“ werde erst nach 30 Jahren ein echter Münchner. Doch sie habe ja einen Ehemann, der gebürtiger Münchner ist – und den Text redigierte, „damit ich keinen Schmarr`n schreibe.“
Es folgte Sabine Zaplins Roman „Königskinder“ über die „Guglmänner“, die treuen Anhänger von König Ludwig.
Nach intensiven Gesprächen mit dem Holocaust-Überlebenden Solly Ganor in Israel übersetzte die Literatin dessen tief berührende Geschichte „Das andere Leben“ ins Deutsche. „Ich habe mich durch Leichenberge gewühlt. Denn die Geschichte von diesem lebensfrohen Mann hat mich sehr berührt: Ich möchte, dass viele Menschen sein Buch lesen“, sagt Sabine Zaplin.
Wie sie all diese Aktivitäten neben zwei Kindern gepackt hat? , fragt Hans-Georg Kruase die jetzige Präsidentin des Zonta-Clubs München II. „Mit Disziplin“, sagt Sabine Zaplin unter Applaus.
Ihr nächstes Projekt steht schon: Zusammen mit ihrer Gautinger Kollegin Tanja Weber bringt die Autorin eine Art „Literarisches Quartett“ auf die bosco-Bühne, verrät Hans-Georg Krause. Ein kleiner Film fürs neue Format „Boox“ steht als „Teazer“ bereits auf der virtuellen bosco-Home-Page.
Und am 31. Januar wird der Gemeinderats-Kultur-Referent Stefan Berchtold dem Publikum vorgestellt, blickt Krause voraus – mit den Worten: „Bleiben Sie bis dahin gesund!“