Veranstaltungsinfo
Theater Freiburg: "Anne-Marie die Schönheit" von Yasmina Reza
Ganz anders als ihre bewunderte Kollegin Gigi in Paris, die mittlerweile schon im ewigen Theaterhimmel ist, wie so manche Weggefährten, auf die Anne-Marie zurückblickt. Alter und Vergänglichkeit sieht Anne-Marie mit kühlem Realismus, ihre Anfänge am Theater sowie die Schauspieler*innen, die wie Halbgötter durch ihre Heimatstadt schritten, erinnert sie zärtlich. Kein Wunder, war das Theater doch eine Gegenwelt zu der repressiven, freudlosen Familie der jungen Frau in der französischen Provinz...
Yasmina Rezas anrührend-komischer Monolog ist ein einfühlsames Porträt einer Frau am Ende ihres Lebens, aber auch eine Hommage an all die Schauspieler*innen, die es nicht auf die ganz großen Bühnen geschafft haben. Anne-Marie wird auf Wunsch von Yasmina Reza von einem Mann, dem Ausnahmeschauspieler Robert Hunger-Bühler, gespielt.
Die Neue Züricher Zeitung ist verärgert über die neue Leitung des Züricher Schauspielhauses, weil sie Robert Hunger-Bühler als einen ihrer besten Protagonisten mit diesem Stück durch die Provinzen des Theaters ziehen lässt. Man fand am Schauspielhaus Zürich, ein Mann, der eine Frau spielt: geht nicht; widerspricht dem gerade vorherrschenden identitätspolitischen Dogma. Eigentlich dachten wir, das Theater sei längst weiter, es sei immer schon viel weiter gewesen. 1999 hat Angela Winkler in einer legendären Inszenierung von Peter Zadek den Hamlet gegeben (wie es lange zuvor schon Sarah Bernhardt oder Asta Nielsen getan haben). Es ist geradezu unfassbar, dass man heute Angst davor hat, ein Mann könnte, wenn er eine Frau spielt, die Weiblichkeit denunzieren und bloßstellen. Das spricht eher dafür, dass Yasmina Rezas Stück noch eine ganze Weile nur von Männern interpretiert werden sollte. Ein großer Theaterabend mit einem großartigen Schauspieler.
Regie PETER CARP
Mit ROBERT HUNGER-BÜHLER
Einführung 19:15 Uhr
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