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Veranstaltungsinfo

Sa, 01.04.2023
20.00 Uhr
Schauspiel

20,00 / 10,00

Regulär / bis 25 Jahre

Theater Junges M: Pinocchio. Or what is real.

Das Ensemble Theater Junges M zeigt eine eigene Bearbeitung des berühmten Kinderbuches "Die Abenteuer des Pinocchio" von Carlo Collodi (1826-1890). Empfohlen ab 12 Jahren.

"Ach, ich bin ein Dickkopf, ein Starrkopf. Ich lasse alle reden, und dann handle ich immer, wie es mir passt! Und dann muss ich es doch büssen. Deshalb habe ich auf dieser Welt keine ruhige Viertelstunde. Was wird aus mir?"

Wer ist die Holzpuppe Pinocchio, die eine Menschwerdung erfährt? Eine Figur der Kreativität, der Eigenwilligkeit und der Grenzenlosigkeit. Mit einem echten Herzen in der Holzbrust – dabei mit einem derben, abenteuerlustigen Holzkopf. Ein Träumer, ein Spinner, ein Narr, der Schutzpatron der Harlekine, ein Nichtsnutz. Das Ensemble Theater Junges M entzündet ein spielfreudiges, emotionales, wortwitziges und poetisches Feuerwerk – mit viel Slapstick, enormer Dynamik und Körperlichkeit. Keine Kindergeschichte. Eine Menschwerdung mit ihren Fragen. Pinocchio ist ein Vorwand, dem Menschen näher zu kommen, eine Sehnsucht, die Existenz zu verstehen. "Or what is real?"

Seit 18 Jahren arbeitet Sandra Löwe mit jungen Menschen und hat Theater Junges M mit ihnen begründet. Das heutige Ensemble besteht aus jungen Menschen und Profis, eine einzigartige Mischung. Sie wählen ihre anspruchsvollen Themen, Stücke oder Erzählungen aus der Antike, Klassik oder Moderne. Sie produzieren jährlich ein Theaterstück. Herzlich willkommen!

"Pinocchio. Or what is real." erfährt seine Premiere im März 2023 im Neuen Theater (Schweiz) und kommt dann am 1. April zu uns ins bosco.

Regie Sandra Löwe
Bühne Sandra Löwe
Textgrundlage "Die Abenteuer des Pinocchio" von Carlo Collodi, Übersetzung von Hubert Bausch
Textbearbeitung und eigene Texte Sandra Löwe und Ensemble
Sprachen Deutsch. Schweizerdeutsch, Französisch, Italienisch und Englisch mit Übersetzung
Coach Gesang Chiara Selva
Coach Philosophie Andrzej Wojnicz
Licht, Technik Cornelius Hunziker
Ton und Technik-Mitarbeit Jonas Schaller
Produktionsleitung Sandra Löwe
Mit Stavros Billios, Linda Gerber, Lia Haenggi, Mireilla Linder, Selina Randegger, Felix Schröder, Linda Stefan, Moyra Studach, Julian Voneschen

Einführung 19:15 Uhr
Dauer 1.15 Std., keine Pause

Eine Koproduktion von Sprachhaus M und Neues Theater, Schweiz

Nach(t)kritik
Wie wird man ein Mensch?
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Wer ist Pinocchio? Eine Puppe, die mit sich spielen lässt? Ein Holzkopf, der nichts versteht? Ein Spaßmacher, ein Abenteurer, ein Kind? Und warum will er unbedingt ein Mensch werden? Ist ein Mensch „echter“ als ein Holzbub? Das Theater Junges M als Basel hat sich unter der Leitung von Sandra Löwe mit der Geschichte von Carlo Collodi auseinandergesetzt, hat über die Essenz des Stoffes miteinander nachgedacht, diese mit eigenenErfahrungen verglichen und in Improvisationen gemeinsam eine eigene Version entwickelt: „Pinocchio. Or what is real“ lautet der vieldeutige Titel.

Vieldeutig ist auch, was das aus jungen Menschen und Profis bestehende Ensemble bei seinem Gastspiel im bosco anbietet. Sie lassen das Publikum teilhaben an ihrer Ensemblearbeit. Fast immer sind alle Spielerinnen und Spieler anwesend, sei es nahezu unsichtbar im Hintergrund, sei es zuschauend teilhabend am Szenenrand oder eben mittendrin. Eine hölzerne Drehscheibe, darauf ein altes Schulpult markiert die Szene, am Rand liegen Kostüme bereit. Die Bühne ist als schmaler Steg in den Zuschauerraum hinein verlängert, am Ende dieses Steges steht ein Miniatur-Schulpult, als warte es auf ein Puppenspiel. Mindestens ebenso wichtig für die Gestaltung der Szene, des Bildes ist die Sprache: in fünf Sprachen - Deutsch, Schweizerdeutsch, Italienisch, Französisch und Englisch - nehmen die Spielerinnen und Spieler die Geschichte, so wie sie sich ihnen vermittelt, in den Mund, schmecken die Sätze ab, prüfen sie auf ihren Gehalt, ihren Rhythmus, ihren Klang, spielen mit dem Text wie mit einem federleichten Material.

Neben der Sprache steht die Musik. Sie wird zum Seil, auf dem sich tanzen lässt, zum Teppich, der ebenfalls zum Tanz einlädt. Denn Tanz, tänzerische Bewegung ist ein kennzeichnendes Stilmittel für diesen „Pinocchio“, für den Umgang mit seiner Geschichte. So entsteht ein Gesamtkunstwerk aus Bewegungskunst, Sprache, Musik und Interaktion, das auf verschiedenen Ebenen die Frage abklopft: „Was bedeutet es, ein Mensch zu werden und ein Mensch zu sein?“

Das Ensemble, bestehend aus Stavros Billios, Linda Gerber, Lia Haenggi, Mireilla Linder, Selina Randegger, Felix Schröder, Linda Stefan, Moyra Studach und Jukian Voneschen, bietet mit „Pinocchio. Or what is real“ ein poetisches, äußerst dichtes Theater, das zum Staunen einlädt, zum nachdenken und einfach auch zum Träumen. Besonders beeindruckend ist das Timing, das die Szenen nahtlos ineinandergreifen lässt und an eine Spieluhr erinnert - freilich an eine nicht mechanische, sondern vollkommen organische. „Wir ist das Motto“, steht auf der Homepage des Theaters. Genau das spürt man beim Zuschauen.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Sa, 01.04.2023 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.