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Veranstaltungsinfo

Do, 10.03.2022
20.00 Uhr
Jazz

24,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Three Wise Men: European Songbook

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie das Jazzrepertoire heute aussehen würde, wenn Musiker wie Louis Armstrong oder Charlie Parker Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Guiseppe Verdi, Franz Lehár oder Ennio Morricone für ihre Improvisationen ausgewählt hätten? Eine interessante und gänzlich neue Antwort auf diese Frage geben die “Three Wise Men“ mit ihrem neuen Projekt,  dem „European Songbook“.

Das oft zitierte Great American Songbook ist eine Sammlung von Melodien von amerikanischen Komponisten wie Irving Berlin, George Gershwin, Jerome Kern und Cole Porter. Dieses berühmte Songbook wurde zwischen 1920 und 1950 zusammengestellt und bildet das Herzstück des klassischen Jazzrepertoires. Alle großen Jazzmusiker*innen haben einen Teil ihres musikalischen Materials  aus diesem Melodienpool entnommen.

Frank Roberscheuten, Festivalleiter, Bandleader, Jazzworkshop-Promoter und dazu einer der profiliertesten europäischen Jazzsaxophonist*innen hat mit seinen Kollegen, dem italienischen Pianisten Rossano Sportiello und dem Wiener Drummer Martin Breinschmid 15 Titel der europäischen Musikgeschichte von  Johann Sebastian Bach bis Toots Thielemanns von Franz Lehár zu Ennio Morricone ausgewählt und sie zu swingenden Jazzstandards umgearbeitet.

Die Mitglieder der „Three Wise Men“ – drei Musiker aus den Niederlanden, Italien und Österreich – arbeiten seit 13 Jahren zusammen und haben in 1500 Konzerten ihr außergewöhnliches musikalisches Format europaweit unter Beweis gestellt.
Roberscheutens virtuoses Klarinetten- und Saxophonspiel, tief verwurzelt in der Tradition der Jazzgiganten wie Coleman Hawkins und Lester Young verbindet den „Sound of the 30s“ gekonnt mit den gänzlich  neuen Improvisationsvorlagen.
Der gebürtige Mailänder und in New York lebende Rossanno Sportiello wird von den Fachleuten als einer der weltbesten Pianisten des traditionellen Jazz bezeichnet. Die New York Times schrieb über ihn, er sei der beste Import aus Italien seit dem Barolo. Mit seinem virtuosen multistilistischen Spiel hält er weltweit sein Publikum in Atem.
Drummer/Percussionist Martin Breinschmid aus Wien – Swingdrummer par excellence – liefert nicht weniger virtuos das rhythmische Fundament, auf dem sich das Trio bewegt.

Musikalische Grenzen existieren für die Wise Men nicht. Sie lassen ihre gesammelte geballte Spielerfahrung in ihr neues Projekt einfließen. Ihr fast telepathisches Zusammenspiel und ihre gemeinsame Sprache, die des klassischen Jazz, machen ihr neues Projekt zu einer der interessantesten Unternehmungen des heutigen traditionellen Jazz. Freuen Sie sich auf die Three Wise Men und auf das European Songbook!

FRANK ROBERSCHEUTEN sax
ROSSANO SPORTIELLO piano
MARTIN BREINSCHMID drums

Nach(t)kritik
Die Bar ist eröffnet!
Nach(t)kritik von Thomas Lochte

Wer weiß schon, ob Johann Sebastian Bach in all seiner freudigen Gotteszuwendung zwischendurch auch mal den Blues hatte? Falls es so war, hat Rossano Sportiello es jedenfalls musikalisch auf den Punkt gebracht: „Bach´s Playing The Blues“ heißt das genialische Stück, das Sportiello als Pianist der „Three Wise Men“ zwischen A-Dur und Blues-Schema arrangiert hat. Es beweist nicht nur, dass Harmoniefolgen unterschiedlichster Musikrichtungen artverwandt sind, bei Sportiello passiert auch noch eine magische Zeitreise innerhalb einer einzigen Komposition. Das bosco hatte Dank der Kontaktvermittlung von Ludwig Seuss also endlich mal diese drei Grandseigneurs zu Gast, die ihr Trio nicht zufällig so benannt haben: „Three Wise Men“, das sind der aus Eindhoven kommende Saxofonist Frank Roberscheuten, der Wiener Schlagzeug-Zauberer Martin Breinschmid und der eingangs vorgestellte Rossano Sportiello am Pianoforte, alle Drei Meister ihres Fachs, Virtuosen an den Instrumenten - und eben „weise“ Connaisseure der abendländischen Kulturgeschichte.

Und weil die europäische Musiktradition sich ganz bestimmt nicht hinter der amerikanischen verstecken muss, haben die drei Weisen aus dem Abendland ihr jüngstes Album konsequentermaßen „The European Songbook“ getauft, dessen versammelte Schätze sie nun in Gauting ausbreiteten: „Va Pensiero“ aus der Verdi-Oper „Nabucco“ machte den erstaunlichen Anfang, und Frank Roberscheuten sagte dazu lapidar: „Wir behandeln alle Stücke, als wäre es Jazz.“ Die Europa-Reise setzte sich mit Franz Lehars „Lustige Witwe“ und „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ von Franz Doelle fort, einem ohnehin federleichten Evergreen, den Roberscheutens Saxofon noch ein wenig frühlingshafter intonierte - überhaupt darf man vom Saxofon-Spiel des Holländers getrost behaupten, es habe einen ebenso erfrischenden wie warmen, regelrecht „gütigen“ Ton. Die jazzigen Arrangements der „Three Wise Men“ sind strukturell häufig so aufgebaut, dass Roberscheuten die Grundmelodie quasi als Visitenkarte des Originals anspielt und dann Piano und Schlagzeug die Transformation übernehmen, während Roberscheutens Saxofon bzw. Klarinette eine Weile pausiert und dann schließlich die Rückkehr zum Ur-Thema einleitet. Sowohl Sportiello am Klavier als auch Breinschmid mit seiner zurückhaltenden Präsenz entfalten dabei wahre Wunderdinge. Der Italiener an den Tasten scheint von Stride Piano und Boogie bis zum ernst-kontemplativen Johannes Brahms wirklich alles im Köcher zu haben, und wenn er in Bachs „Jesu bleibt meine Freude“ einfach die Kadenzen verlängert und quasi das Wohltemperierte Klavier über tremolierende Höhen zum Blues und wieder zurück führt, dann ist das pure Hexerei. Martin Breinschmid seinerseits packt plötzlich ein Xylophon aus, um das irische „It´s A Long Way To Tipperary“ von Jack Judge vollkommen neu zu interpretieren – man kam folglich aus dem Staunen einfach nicht mehr heraus, zumal Breinschmid zu „Bei mir bist du scheen“ auch noch eine reine Flaschen-Drumming-Nummer vom Stapel ließ und man trunken feststellen musste: Die Bar ist eröffnet!

Nach der Pause dann ein italienisches Medley aus neapolitanischen Liedern und dem ergreifenden Motiv aus dem Film „Cinema Paradiso“ von Ennio Morricone: Hier zeigt Sportiello ein weiteres Mal seine große Deutungskunst als Arrangeur und Pianist. Das 2.Klavierkonzert von Rachmaninoff, 1945 unter dem Titel „Full Moon And Empty Arms“ von Buddy Kaye und Ted Mossman für einen Song popularisiert, folgte auf dem Pedal-Fuße. Der Abend verging wie im Fluge, trotz der längeren Pause und der erstmals wieder lockenden „bar rosso“ des bosco: Deutsche Klassiker mit „Guten Abend, gut Nacht“ eines gewissen Johannes Brahms, mal von Sportiello beschleunigt um Achtel-Noten am piano, mal von Breinschmids Griff ins Flügelinnere drollig intoniert und daher nicht gerade schlaffördernd oder gar einlullend. Beethovens „Ode an die Freude“, im sanften Schlenker zu „When The Saints Go Marchin´ In“ und sogar zu „Glory, Glory  Hallelujah“ und einem sangesfreudigen Publikum hinüberschwenkend – ein weiteres Wunderwerk, das letztlich von einem zirzensischen Schlagzeugwirbel Breinschmids beschlossen wurde. Drei weise Männer hatten also mit ihrem „European Songbook“ eindrucksvoll gezeigt, was die „Alte Welt“ musikalisch so zu bieten hat. Wer´s nicht miterleben durfte: Im Sudhaus Seefeld spielt das geniale Trio am kommenden Sonntag noch einmal. 

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Do, 10.03.2022 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.