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Veranstaltungsinfo

Sa, 22.10.2022
20.00 Uhr
Kabarett

24,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Tina Teubner & Ben Süverkrüp, Klavier: Ohne dich war es immer so schön

Tina Teubner, „die aufregendste, nachhaltigste und unterhaltsamste Frau der deutschen Kleinkunstszene“ weiß: Den Tatsachen ins Auge zu sehen, hat noch niemandem geschadet. Höchstens den Tatsachen.

Die Welt steht Kopf – wir stehen hilflos da und sammeln Treuepunkte. Anstatt dem Leben die Sporen zu geben, nörgeln wir an unseren Liebsten herum, peitschen die Kinder durch gymnasiale Phantasie-Erstickungs-Anstalten (notfalls online), unterwerfen uns dem Freizeit-Stress-Diktat und glauben ernsthaft, wir könnten der Vergänglichkeit mit Botox Angst einjagen.

Tina Teubner holt zum Gegenschlag aus: Wie wäre es, ein Leben zu führen, das den Titel Leben verdient, fragt sie – unterstützt von ihrem Pianisten Ben Süverkrüp, dem Mann, vor dem Klaviere zittern. Welttheater für alle! Je wahnsinniger und absurder die Welt wird, desto tiefer, wahrhaftiger und unterhaltsamer werden Tina und Ben. Es wäre doch armselig, wenn von den Corona-Zeiten außer einem Schuldenberg nur die Erkenntnis bliebe: Es ist schlimm, wenn man alleine ist – noch schlimmer, wenn man es nicht ist.

„Und weil Tina Teubner ein Extra-Mensch ist, sind ihre Programme voll von Extra-Menschlichkeit.“   

 

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Nach(t)kritik
Erinnerungsspeicher im Herzen
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Es gibt eine ganze Menge Sachen, an die wir uns niemals gewöhnen dürfen: das Nebeneinanderherleben; das Einsortieren in richtig und falsch; das Aufeinanderherumhacken; die kategorische Frage „Alles gut?“ - um nur einige zu nennen. Zum Glück erinnern Tina Teubner und Ben Süverkrüp in ihrem neuen Programm „Ohne dich war es immer so schön“ an diese No-Go`s der schleichenden Gewöhnung. Und sie tun dies mit einer so melancholisch-heiteren Virtuosität, dass es einem irgendwann einfach nur noch warm ums Herz wird, aller angekündigten und von Tina Teubner tatsächlich gelieferten „Schröffe“ zum Trotz. Denn natürlich muss erst einmal knallhart und mit aller „Schröffe“ gesagt werden, was im Lauf eines doch in der Regel recht langen Lebens alles unterwegs verloren gehen kann. An erster Stelle wohl die Empathie für all jene in unserer Nähe, welche dieselbe einfach verdienen: „Wann haben wir aufgehört zu glauben, dass der andere schon versteht“, heißt es in einem der großartigen Chansons, die noch nie so tieftraurig und bittersüß poetisch waren wie in diesem Programm, in dem es - dem Titel zum Trotz - um die Empfindungen zum Partner, zur Partnerin, zu den Kindern, den Eltern geht und um die gemeinsamen Momente, die zu Erinnerungen werden, zum Buch des eigenen Lebens.

Und natürlich bestehen diese Momente, diese Erinnerungen auch aus dem Verzweifeln am anderen: das Verzweifeln der Kinder an den Eltern, die aus jedem Wochenende ein perfektes Outdoor-Erlebnis machen wollen, am besten im Naherholungsgebiet, wo schon das Wort an Truppenübungsplätze erinnert; das Verzweifeln der Frauen an ihren Männern, die ihnen schon morgens beim Frühstück die Welt erklären und jede zweifellos falsch eingeräumte Spülmaschine geduldig wieder umräumen, ehe sie gestartet werden kann.

Und natürlich ist es alles andere als einfach, angesichts der vielfältigen Anforderungen, die das Leben an seine Menschen stellt, nicht in einfache Muster, vorgelebte Rollen zu verfallen, nicht das Vokabellernen vor das Träumen zu stellen. Doch die Momente, die zu Erinnerungen werden, sind nicht jene mit dem Verteilen der Schulnoten, sondern vielmehr jene an die Sommerferien am Meer, als die Tage endlos schienen und noch daheim nachts im Kinderzimmer nach Salz und Sonne rochen.

Was hätten Komponisten wie Mozart oder Beethoven für Melodien geschaffen, wenn sie nicht von ihren Vätern mit Zuckerbrot und Peitsche zur Entwicklung ihres Talentes geschubst worden wären, fragt sich Ben Süverkrüp mit einem hinreissenden Parcours am Flügel zwischen klassischen Werken und Popsongs, die Erinnerungen wecken. Natürlich ist die Welt dankbar für den „Türkischen Marsch“, aber auch „Mama mia“ gehört zum Soundtrack eines Lebens dazu.

Die Momente, die zu Erinnerungen werden, lassen sich nicht bei Facebook und Instagram festhalten, lassen sich nicht messen an der Zahl der hochgereckten „Gefällt mir“-Daumen. „Kein Handy der Welt hat die Speicherkapazität, die unser Herz besitzt“, erklärt Tina Teubner. Da war sie, die Weiche, Liebe, die sich hinter der „professionellen Schröffe“ verbirgt; deren dünne Kinderbeinchen über den ersten Kniestrümpfen des noch frischen Frühjahrs sich verbergen in den festen Bühnenstiefeln. Nicht, was man abheften kann, ist das Leben. Sondern all das, was jenseits der Zäune wild und wahnsinnig lustvoll aufeinanderzuspringt.

Und so ist der Leitsatz des Abends wohl jener, den Tina Teubner ziemlich im Zentrum desselben fallen ließ: „Das, woran wir uns definitiv niemals gewöhnen dürfen, ist der Gedanke, dass die Apokalypse das einzig vorstellbare Szenario ist.“

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Sa, 22.10.2022 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.