Hat doch gar nicht weh getan, oder? Manche Männer im Bosco-Publikum schienen sich vor dem Auftritt der studierten Musiktherapeutin Tina Teubner irgendwie schon auf das Schlimmste gefasst gemacht zu haben, und dann überraschte die im oberhessischen Witzenhausen gebürtige Dame aufs Angenehmste mit lauter Wahrheiten, die auch „man“ heutzutage unterschreiben dürfte: „Männer brauchen Grenzen“, so der Titel ihres auch in Buchform vorliegenden aktuellen Programms, ist eine lebenskluge, lebenszugewandte Bestandsaufnahme zum Geschlechterverhältnis, garniert mit ebensolchen Liedtexten und gewürzt mit scharfer Beobachtung und einer Menge Humor. Den braucht „frau“ allerdings, wenn sie sich mit der anderen Hälfte der Menschheit einigermaßen arrangieren möchte: Tina Teubner ist gerade erst 50 geworden, und das ist bei manchen Frauen exakt jener Moment, da sie sich entscheiden müssen zwischen Verbitterung und neuem Lebensmut – Teubner, im Bosco-Programmheft noch mit „gefährlich“ orangenem Haar annonciert, in Gauting aber eher blond, scheint sich für Droste-Hülshoff entschieden zu haben, heitere Gelassenheit also im Umgang mit uns schwer erziehbaren Mannsbildern, dazu auf der Bühne ein Glas Rotwein in Reichweite. Als sachte maskulines Echo und Stichwortgeber am Klavier hat sich die charmante Tina Ben Süverkamp mitgebracht, einen vorzüglichen Pianisten im „richtigen“ Alter, der in sich ruhend durchaus Widerworte gibt und auch mal gemeinsam mit Teubner dialogisch vorführt, wie man/frau aneinander vorbei reden können. Tina Teubner benutzt diesen so sanft wirkenden Gegenpart im Laufe des Abends immer wieder, um von ihm stellvertretend Grundsätzliches über die Männer zu erfahren – aber der „Mann am Klavier“ ist auf der Hut, was wiederum eine leichte, unausgesprochene Grundspannung erzeugt. Die Gemeinsam-keit der beiden findet dafür in den Liedern ihren Ausdruck, die Teubner vorträgt – mal eher diseusenhaft, dann wieder mit Herz und Ukulele und Geige als emotionaler Verstärkung („frau“ hat nämlich auch noch Violine studiert!). Die Kölnerin schickt ihren – wie gesagt lebens-klugen – Betrachtungen gleich zu Beginn die Feststellung voraus: „Ich liebe meinen Mann wirklich, ich hab´s nur nicht immer aufm Schirm“, als müsse sie einen gleich folgenden Vernichtungsfeldzug abmildern. Dann aber kommt eine Menge recht konstruktiver und keineswegs resignierter Vorschläge, wie man es doch einigermaßen miteinander aushalten könnte. Nun gut, es brauche zuweilen schon, genau wie bei Kindern und Hunden, eine „strenge Hand“, denn es läuft halt „im Großen und Ganzen eckig und nicht rund“ mit den Männern. Doch „frau“ hat eben Visionen vom perfekten Zusammenleben und „fummelt ständig an uns herum“, wie Ben sich einmal beschwert. Und Teubner kann sogar geschlechtspezifische Selbstkritik üben: Frauen verwechselten nämlich „Liebe mit Nähe“, so ihre Analyse, und dann ergänzt sie sofort: „Für Erwachsene mag das sogar stimmen“ - in Klammern gesprochen: „Mann“ zählt wohl eher nicht zu den Erwachsenen. Dass Teubner ihren „Erziehungs-berater“ in Buchform, als CD und als Bühnenprogramm präsentiert, könnte einer gewissen weiblichen Therapiersucht entspringen, andererseits wäre „Männer brauchen Grenzen“ dann nicht so warmherzig und selbstironisch – etwa wenn Ben hinterm Klavier kurz auf eine Frage antworten soll und dann gleich wieder abgewürgt wird mit dem stereotypen Therapeuten-Satz: „Da war schon sehr viel Schönes dabei...“ Teubner macht sich also auch über die eigenen Geschlechtsgenossinnen keine Illusionen und konstatiert: „Männer und Frauen sind ungefähr gleich doof.“ Bei den Männern ist natürlich „noch viel Luft nach oben“ bzw. jede Menge Arbeit „für uns moderne Trümmerfrauen“. Jammern gilt da nicht, weder für Männlein noch für Weiblein: „Wer der Welt nicht mal in Worten sagen kann, was er sich von ihr wünscht, der klage sie nicht an!“, postuliert sie. Und für völlig unrettbare Beziehungen macht sie den Vorschlag, „als Außenstehender auch für fremde Paare die Scheidung einreichen“ zu dürfen. Am Ende des Abends kriegt jedoch auch Tina Teubner noch eine ziemlich versöhnlich Kurve und rät: „Das Unvermeidliche ein bisschen tolerant lieb haben“. Und für die eher Kopf- als Herz-Gebildeten wird noch Theodor W. Adorno zitiert und sogleich zur Frau erklärt: „Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.“ Tut nicht weh und ist doch wahr.