Das Vadim Gluzman Trio, benannt nach seinem Geiger, und vervollständigt mit Johannes Moser (Cello) und Andreï Korobeinikov am Flügel, hätte es sich leichter machen können. So aber begann es mit Beethovens drittem Quartett, ließ Bohuslav Martinůs drittes Trio von 1951folgen, ein wildes, wüstes Stück, und endete mit dem großen Klaviertrio a-Moll von Peter Tschaikowsky, welches in jeder Hinsicht das Hauptwerk des Abends wurde.
Leider war zumindest Beethovens so verbindliches, klassisches op. 1/3 aus den Jahren 1793-1795 nicht überprobiert. Im Gegenteil: Schon der zarte Beginn verharrte im Indifferenten. Vieles klang eher flächig, entbehrte eines homogenen Trio-Klangs, aber Cello und Geige wollten auch nicht, wann nötig die Führung übernehmen. Allenfalls im Andante cantabile mit seinen Variationen fanden die drei immer wieder zu sich, blühten die Soli schön auf. Die schnellen Sätze dagegen litten immer mal wieder unter Flüchtigkeit der Phrasierungen und selten klar umrissener, „klingender“ Akkordik.
Kampf war angesagt bei Martinů, nur im langsamen Satz verströmte das Stück von 1951 auch Ruhe und Poesie, vermochte sich die Geige zu Kantilenen aufschwingen, brach sich Volksmusikalisches Bahn. Glasklar perlte das Klavier, im Dynamischen ausgereizt vom Pianissimo bis zum größten Fortissimo. Am besten gelang das Finale, zunächst ein volkstümlich angehauchtes Perpetuum mobile, dann auch hier beinahe ziellose Rastlosigkeit.
Ganz anders Tschaikowsky. Jetzt, in diesen fast sinfonischen Dimensionen, glaubte man das Trio angekommen, wirkte jede Phrase erfüllt, bildete das Trio eine Einheit. Thema und Variationen „À la memorie d’un grand artiste“, womit der Lehrer, Mentor und Freund Nicolaj Rubinstein gemeint war, wurden innerhalb des Werks zum Kern, plastisch durchgeformt und nach allen Seiten schillernd. Keine Wünsche hinsichtlich Phrasierung, klanglicher Ausformung und Klangbalance blieben unerfüllt. Als ob die Ausdrucksvielfalt das Trio in seiner Aufmerksamkeit besonders gefordert hätte und so zu Höchstleistung verführte.
Jeder Satz besaß Größe, bewzingende Leidenschaft und eine Trio-Intensität, die man in dieser Qualität zuvor vermisst hatte. Nicht zuletzt die Variationen, Episoden aus dem Leben Rubinsteins darstellend, besaßen große Prägnanz und Überzeugungskraft. Ob elegisch oder kämpferisch, zurückhaltend oder nach vorne preschend: Stets war die Balance gewahrt, schoss nichts übers Ziel hinaus, sondern war eingebunden in einen steten Fluß reicher, schöner Melodik, nicht zuletzt im Finalsatz.