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Veranstaltungsinfo

Mi, 17.01.2024
20.00 Uhr
Klassik

34,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Vision String Quartet: Bloch, Brahms und Stücke aus dem Album "Spectrum" (Jazz & Pop)

Mit ihrer singulären Fähigkeit, zwischen dem  klassischen Streichquartett-Repertoire und eigenen Kompositionen aus Genres wie Folk, Pop, Rock, Funk und Minimal Music  zu  "wandeln",  geben die vier visionären Künstler der Musikwelt  neue Impulse.

Das Vision String Quartet hat zehn Jahre nach seiner Gründung bereits musikalische Marksteine gesetzt und neue Klangfarben im internationalen Konzertgeschehen kreiert. Die Konzertformate  des  Quartetts  sind  innovativ  und  vielseitig: Neben den klassischen Konzerten gibt es Konzerte mit Eigenkompositionen und Arrangements aus Jazz & Pop und Konzerte in völliger Dunkelheit. Das Vision String Quartet, das sich zugleich als Band versteht, arbeitet mit Lichtdesignern zusammen, um ihren Auftritten weitere kreative Dimensionen zu verleihen. Die Musiker spielen das klassisch-romantische Repertoire überwiegend auswendig. Die Noten nur vor den inneren Augen ermöglichen den Spielern interpretatorische Freiheit und eine höhere Intensität im Konzert.

Gastspiele in der Frick Collection, NYC, der Wigmore Hall London, im Kammermusiksaal der Berliner  Philharmonie, im Großen Saal der Elbphilharmonie Hamburg sowie inzwischen regelmäßig beim Rheingau Musik Fest, den Ludwigsburger Schlossfestspielen, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Lucerne Festival und dem Trondheim Chamber Music Festival füllen den Kalender des Ensembles. Das vision string quartet konzertierte in Dänemark, Israel, Italien, Japan, Russland, Spanien und im kompletten deutschsprachigen Raum.  

FLORIAN WILLEITNER, Violine
DANIEL STOLL, Violine
SANDER STUART, Viola
LEONARD DISSELHORST Violoncello

Programm
Ernst Bloch: Prélude für Streichquartett B. 63
Johannes Brahms: Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 51 Nr. 1
Stücke aus dem Album "Spectrum" (Jazz & Pop)

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Nach(t)kritik
Wilde Boygroup
Nach(t)kritik von Klaus Kalchschmid

Von subtiler, sanfter Streicher-Andacht in Ernest Blochs Recueillement, seinem Prélude für Streichquartett aus dem Jahr 1925, über Brahms zur Nightclub-Session mit Folk, Pop und Jazz: Das Vision String Quartet gibt sich mit Johann Wolfgang Goethes trockener Definition des Streichquartetts nicht zufrieden. Denn der charakterisierte es bekanntlich so: „Man hört vier vernünftige Leute sich unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennen zu lernen.“

Von dieser akademisch-nüchternen Haltung findet sich beim Vision String Quartet kaum etwas. Denn zehn Jahre nach ihrer Gründung verströmen die beiden Geiger Florian Willeitner und Daniel Stoll, der Bratscher Sander Stuart und Leonard Disselhorst am Cello immer noch den Charme von vier Jungs, die beim Musizieren Spaß haben und andere daran teilhaben lassen wollen. Berührungsängste kennen sie dabei keine und auch keine Furcht zu scheitern. Das haben mit dem ersten Quartett op. 51/1 in c-Moll von Johannes Brahms schon renommierte Quartette geschafft. Denn der dichte Satz, das fast orchestrale Gewebe und eine immer mal wieder aufscheinende Schwermut können schnell dick und ungenießbar werden. Nicht so beim Vision String Quartet, das nie den intensiven Zugriff scheut und dabei der Versuchung widersteht, künstlich schlank zu spielen. Stattdessen: sehnig gespannte Expression!

Das funktioniert freilich nur, weil die vier ihren Brahms gut kennen, mit großer Intonationsgenauigkeit musizieren und in jeder Phrase genau wissen, was der andere tut. Da  alle auswendig und – bis auf den Cellisten – im Stehen spielen, wird eine große Freiheit, Offenheit und beste Kommunikation nicht nur ermöglicht, sondern geradezu erzwungen. Wild vibrierend beginnen die vier, doch immer wieder darf sich, vor allem im langsamen Satz, einer Romanze, auch Lyrisches Bahn brechen, bis in der Stretta des Finales das Tempo so rasch gesteigert wird, dass man befürchtet: Jetzt fliegen sie gleich aus der Kurve. Tun sie aber nicht und ihr burschikoses Grinsen sagt: „Gell, das habt ihr jetzt nicht erwartet!“

Nach der Pause suggerieren elektronische Verstärkung,  Lichtwechsel und rot oder dunkelblau illuminierte Samtvorhänge endgültig: wie sind in einem Nachtclub. Doch erst einmal klingen Alternative endings und Willi’s farewell nach feinen Folk mit skandinavischem Touch, bevor es mit The shoemaker und Travellers jazziger wird und der launig moderierende Bratscher eine kleine Breitseite gegen die Deutsche Bahn schießt, die ihnen sonst viel Zeit schenkt zum Nachdenken und Arbeiten, aber diesmal einen sicheren und pünktlichen Weg nach Gauting bescherte. Das wähnten sie im Glatteis-Chaos und befürchteten vor nur drei Leuten spielen zu müssen, weil sich keiner aus dem Haus traut. Dafür gibt's erleichterten Beifall des gut besetzten Auditoriums!

Die Stimmung wird daraufhin immer ausgelassener und die rhythmisch prägnanten Stücke (Liquorice, Copenhagen) voll mit gezupften und geschlagenen Klängen (dabei Geige und Bratsche manchmal wie eine Gitarre gespielt)  geben sich immer frecher und poppiger, aufgepeppt schon mal mit Stroboskop-Licht, bis die erste Zugabe (Samba) nicht nur als fein gefühlige Musik daherkommt, sondern auch Köpfe und Hüften leicht ironisch wackeln lässt. Das sieht bei vier gestandenen jungen Männern irgendwie sehr lustig und wunderbar kindisch aus.

Nach der zweiten, fetzigeren Zugabe hatte das begeisterte Publikum mit acht von elf Nummern fast ihre ganze CD „Spectrum“ erlebt. Doch wenn es nach dem immer wieder heftig aufbrandenden Beifall gegangen wäre, hätte das Vision String Quartet noch mindestens eine halbe Stunde weiterspielen dürfen.

 

 

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Mi, 17.01.2024 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.