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Veranstaltungsinfo

Mo, 12.07.2021
20.00 Uhr
Schauspiel

25,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre  | Karten vom 21.01.2021 behalten ihre Gültigkeit

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Wirtshausmannschaft: "Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza in bairischer Sprache (Ersatztermin)

Nachholtermin für Mi 12.05.2021 bzw. Do, 21.01.2021

Bereits erworbene Karten behalten Ihre Gültigkeit, Reservierungen bleiben bestehen (reservierte Karten erhalten Sie rechtzeitig per Post).

Falls Sie den Ersatztermin nicht wahrnehmen können oder möchten, können bereits erworbene Karten alternative gegen Rückgabe erstattet werden. Die Rückgabe der Karten ist bis einschließlich Freitag, den 11. Juni2021 möglich.

Weitere Informationen finden Sie unter „Aktueller Stand zu Veranstaltungsabsagen Mai 2021“.

 

Eines der meist gespielten Stücke der vergangenen Jahrzehnte, auch von Roman Polanski verfilmt, hat man so noch nie gesehen: Auf Bairisch auf die Bühne gebracht von der Theatergruppe Wirtshausmannschaft. Fernab von Dirndl- und lederhosenromantik bleibt das Hintergründige und Boshafte der Originalfassung vollständig erhalten, doch die Rauheit der bairischen Sprache verleiht den Figuren eine Wirkung, der man sich kaum entziehen kann.

„Der Gott des Gemetzels“ ist eines der meist gespielten Stücke der vergangenen Jahrzehnte und wurde unter der Regie von Roman Polanski erfolgreich fürs Kino verfilmt. Niemand hat das weltbekannte Kammerspiel jedoch so auf die Bühne gebracht wie die Münchner Theatergruppe Wirtshausmannschaf: hintergründig und boshaft wie in der Originalfassung, aber auf bairisch. Fernab von Dirndl- und Lederhosenromantik verleiht die Rauheit der bairischen Sprache den Figuren eine Intensität, der man sich kaum entziehen kann.
 
Der Sohn von Alex und Annette Huber hat dem Sohn von Micha und Veronika Rey zwei Vorderzähne ausgeschlagen. Also beschließen die beiden Ehepaare, sich zu treffen und sich gütlich zu einigen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Was als versöhnliche Übereinkunft bei Kaffee und Kuchen beginnt, eskaliert zur verbalen Schlammschlacht, bei der alle Masken des zivilisierten Bürgertums fallen.
 
Die Eindringlichkeit dieser Inszenierung hat auch die Autorin Yasmina Reza überzeugt, die bis dahin Aufführungen in jeglicher Dialektform abgelehnt hatte.
 
Yasmina Reza, geboren 1957 in Paris, ist Meisterin darin, hinter den Fassaden der scheinbar zivilisierten und weltoffenen Bourgeoisie in die Abgründe zu blicken. Für den Welterfolg Der Gott des Gemetzels wurde sie mit dem Tony Award und dem Laurence Olivier Award ausgezeichnet. Sie gehört zu den meist gespielten Theaterautoren, ihre Texte wurden in mehr als 40 Sprachen publiziert.
 
Die Sprache
Die freie Münchner Theatergruppe Wirtshausmannschaft hat dieses Stück in bairischer Sprache auf die Bühne gebracht, der Dialekt soll hier als reine Kunstsprache ohne Folklore und Klischees etabliert werden. Die Übersetzung von Sebastian Edtbauer wurde während der Probenarbeit an den jeweiligen Dialekt der Schauspieler angepasst.

Regie JOHANNES RIEDER
Übersetzung SEBASTIAN EDTBAUER

Mit SEBASTIAN EDTBAUER, INA MELING, CORNELIA VON FÜRSTENBERG, MATTHIAS RANSBERGER

Dauer 1.15 Std., keine Pause
Einführung 19.15 Uhr

„Bösartig und elegant – wie das Original!“ (BR)
„Hochkultur wird bayerisch“ (Capriccio, BR)
„Ein herrlich amüsantes Gemetzel“ (Süddeutsche Zeitung)


Gefördert von:

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Nach(t)kritik
Gemetzel an der Isar
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Dialekt auf dem Theater wird in der Regel dem Volkstheater zugeordnet, eher sogar noch dem Laienspiel, in unserer Gegend auch Bauerntheater genannt. Dass der Dialekt eine Figur oder ein bestimmtes Umfeld ausgezeichnet charakterisieren kann, wird seltener in Betracht gezogen. Seit einigen Jahren aber vollzieht sich hier ein Wandel. Dazu trägt nicht zuletzt die Musikszene bei, in der Bands wie Dreiviertelblut mit nachhaltigen Texten dafür sorgen, dass Dialekt auf der Bühne ernst genommen werden kann und wird. Und auch, wenn eine Theatertruppe sich Wirtshausmannschaft nennt, so muss das nicht unbedingt in die Nähe der mit diesem Namen so rasch assoziierten Bierdumpfheit führen - wie eben diese Wirtshausmannschaft im bosco gerade bewiesen hat.

Sie kamen mit Yazmina Rezas Erfolgsstück „Der Gott des Gemetzels“ - ein Werk, das den Theaterbesucher*innen durchaus vertraut ist; ein Gastspiel des Stückes im üblichen Hochdeutsch fand auch vor einigen Jahren im bosco statt, eine Verfilmung liegt ebenfalls vor. Nun also die Dialektfassung. Um es gleich vorwegzunehmen: es funktioniert ausgezeichnet. Regisseur Johannes Rieder siedelt die Geschichte um zwei Elternpaare der gebildeten, gut situierten oberen Mittelschicht im wohlhabenden München an, wo das Sprechen des gepflegten, eher dezenten Münchnerisch in solchen Kreisen durchaus zum guten Ton gehören kann. Und so lässt er hier eine in ihren gut eingeübten Gesellschaftsritualen sichtbar erstarrte Gruppe erkennen, für die ein Dialog dem Vorführen eines eingeübten Verständnisses dient - und dieses kann, soll der Dialekt als Empathieträger unterstreichen.

Das einladende Paar, Vroni und Micha, ist in der gesellschaftlichen Rangordnung eine Stufe tiefer: sie als frei arbeitende Autorin, er als selbständiger Großhändler von Eisenwaren führen eine eher bodenständige Existenz auf gutem Niveau. Ihrem Sohn wurden vom Sohn des anderen, exklusiveren Paares im Streit zwei Schneidezähne ausgeschlagen. Um darüber in den Dialog zu kommen, sind Annette, Vermögensberaterin, und ihr Mann Alex, Rechtsanwalt mit aktuellem Mandat in einem Pharmaskandal-Fall, der Einladung von Vroni und Micha gefolgt. Während Ina Melings Annette mit ihrer auf Distanz bedachten, leicht zickigen Art für „bestes Bogenhausen“ steht, zeichnet Matthias Ransberger den Anwalt Alex als Münchner Society-Member, den man sich gut auch als Stammgast bei Schumann´s vorstellen kann. Cornelia von Fürstenberg ist als Veronika eine jener Münchnerinnen mit geisteswissenschaftlichem Studium, die man aus Elternbeiräten oder Bürgerinitiativen kennt, ihr Mann Micha fühlt sich beim Sonntagsweißbier auf der Neureut genauso wohl wie beim Kundengespräch in seinem Geschäft. Und so geht Yasmina Rezas Text ausgezeichnet auf, das Milieu der ihre Zivilisation allmählich verlierenden Eltern ist gerade durch den differenzierten Einsatz des Bairischen gut gezeichnet. Einzig die wohl als Erstarrtsein dieser Gesellschaft gedachten Pausen sin dein bisschen zu redundat und wirken daher eher mechanisch als überzeugend. Doch insgesamt ist es absolut glaubwürdig, dass der Gott des Gemetzels ein Münchner ist.