Nach(t)kritik
Abenteuer Neuland
Veranstaltung: Berolina Ensemble: Heinrich XXIV. Reuß zu Köstritz, SchubertAls Rainer Köhler dieses Programm vereinbarte, bewies er reichlich Mut: Ein Werk, das vor 120 Jahren komponiert und nur zweimal gespielt worden war – wenn auch in den Musikmetropolen Berlin und Wien –, in der überarbeiteten Version sogar noch kein einziges Mal, ins Spiel zu bringen, ist ein riskantes Unternehmen. Doch letztendlich zeigte sich das Gautinger bosco-Publikum Neugierig genug, sich das Oktett Es-Dur von Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz zahlreich anzuhören. Viele davon gewiss auch notgedrungen, weil Schuberts großartiges Oktett F-Dur D 803 erst nach der Pause drankam. Doch erhielt das Werk seine Aufmerksamkeit und das junge Berolina Ensemble die Gelegenheit, sich ihm zu nähern.
Das Oktett von Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz kann man natürlich nicht mit dem Werk Schuberts vergleichen, lagen doch zwischen deren Entstehung 65 Jahre – auch wenn der adelige Komponist zweifelsohne vom längst verstorbenen Altmeister nicht nur die Besetzung übernahm, sondern ebenfalls etwas von ihm gelernt hat, wie einige Parallelen der Werke vermuten lassen. Mehr noch lernte er allerdings von Brahms, der ihn gelegentlich unterwies, wenn auch nicht in Form eines regelrechten Unterrichts. Tatsächlich zeugte hier der instrumentale Satz von großem Wissen und Können, was die Kompositionstechniken anbelangt. Einige Finessen bewiesen zudem, dass Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz keinesfalls nach Rezept vorging, sondern das Handwerk soweit verinnerlicht hatte, sich frei in der Materie bewegen zu können.
Es gibt eben Unterschiede zwischen einem Genius wie Schubert oder Brahms und einem soliden Handwerker, selbst wenn er darüber hinaus noch eine reiche Erfindungsgabe besaß. Es war denn auch im Konzert ein spannendes Unterfangen, sich über die entscheidenden Unterschiede Gedanken zu machen. Mit Fairness hat dies natürlich nichts zu tun, hängt es doch auch wesentlich von der Interpretation ab. Und an die muss sich das Berolina Ensemble was den Fürsten betrifft erst einmal heranarbeiten dürfen, fehlt den Musikern doch jedwede Vergleichsmöglichkeit und Referenz. Zumal wohl keine detaillierten Interpretationsanweisungen des Komponisten vorliegen.
Dem Berolina Ensemble gebührt auf alle Fälle eine große Anerkennung, sich immer wieder auf völlig unbekanntes Terrain vorzuwagen. Dass dies zunächst mit großem Respekt gegenüber dem Werk und seinem Schöpfer geschieht, zeugt natürlich von der Ernsthaftigkeit, mit der die Musiker ihre Arbeit tun. Doch geriet das Oktett von Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz dadurch blass und ließ den nötigen Pfiff vermissen. Obgleich das Berolina Ensemble in Schuberts Oktett bewies, dass es in der Lage war, energisch, temperamentvoll und vor allem mit einer entschlossenen ordnenden Kraft zu interpretieren.
Bei Schubert ließ sich das Ensemble sinnenfreudig auf die vielen Klangnuancen ein, die der mit 27 Jahren bereits reife Komponist aus diversen instrumentalen Konstellationen herausholte. Letztendlich kam es auch auf die Pointierung und die Regie in der Dynamik an, dass Schuberts musikalische Pointen so überzeugend zündeten. Einerseits zeigte sich das Ensemble einfühlsam genug, das feinsinnige Changieren Schuberts einfühlsam zu exponieren. Andererseits fehlte es den acht Musikern nicht an Leidenschaft und Temperament, mutig Kontraste aufzubauen und überraschende Wendungen herauszuarbeiten, zumal Schubert den Satz an vielen Stellen sinfonisch angelegt hatte. Ganz besonders im Variationssatz, in dem es weniger um Brillanz und Virtuosität ging, als vielmehr um Reichtum an Emotionen und Klangfarben. Letzteres angereichert mit immer wieder neuen Unisono-Konstellationen innerhalb des Ensemblesatzes, was zu Klarheit und Tansparenz deutlich beitrug.
Dieses beherzte Zupacken könnte durchaus helfen, das Oktett des promovierten Juristen, Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz, klarer zu konturieren, auch wenn es die Qualität dessen von Schubert wohl nicht erreichen wird, zumal die Themen und Melodien nicht die nötige Eindringlichkeit aufweisen. Den Versuch ist es jedoch allemal wert.
Das Oktett von Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz kann man natürlich nicht mit dem Werk Schuberts vergleichen, lagen doch zwischen deren Entstehung 65 Jahre – auch wenn der adelige Komponist zweifelsohne vom längst verstorbenen Altmeister nicht nur die Besetzung übernahm, sondern ebenfalls etwas von ihm gelernt hat, wie einige Parallelen der Werke vermuten lassen. Mehr noch lernte er allerdings von Brahms, der ihn gelegentlich unterwies, wenn auch nicht in Form eines regelrechten Unterrichts. Tatsächlich zeugte hier der instrumentale Satz von großem Wissen und Können, was die Kompositionstechniken anbelangt. Einige Finessen bewiesen zudem, dass Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz keinesfalls nach Rezept vorging, sondern das Handwerk soweit verinnerlicht hatte, sich frei in der Materie bewegen zu können.
Es gibt eben Unterschiede zwischen einem Genius wie Schubert oder Brahms und einem soliden Handwerker, selbst wenn er darüber hinaus noch eine reiche Erfindungsgabe besaß. Es war denn auch im Konzert ein spannendes Unterfangen, sich über die entscheidenden Unterschiede Gedanken zu machen. Mit Fairness hat dies natürlich nichts zu tun, hängt es doch auch wesentlich von der Interpretation ab. Und an die muss sich das Berolina Ensemble was den Fürsten betrifft erst einmal heranarbeiten dürfen, fehlt den Musikern doch jedwede Vergleichsmöglichkeit und Referenz. Zumal wohl keine detaillierten Interpretationsanweisungen des Komponisten vorliegen.
Dem Berolina Ensemble gebührt auf alle Fälle eine große Anerkennung, sich immer wieder auf völlig unbekanntes Terrain vorzuwagen. Dass dies zunächst mit großem Respekt gegenüber dem Werk und seinem Schöpfer geschieht, zeugt natürlich von der Ernsthaftigkeit, mit der die Musiker ihre Arbeit tun. Doch geriet das Oktett von Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz dadurch blass und ließ den nötigen Pfiff vermissen. Obgleich das Berolina Ensemble in Schuberts Oktett bewies, dass es in der Lage war, energisch, temperamentvoll und vor allem mit einer entschlossenen ordnenden Kraft zu interpretieren.
Bei Schubert ließ sich das Ensemble sinnenfreudig auf die vielen Klangnuancen ein, die der mit 27 Jahren bereits reife Komponist aus diversen instrumentalen Konstellationen herausholte. Letztendlich kam es auch auf die Pointierung und die Regie in der Dynamik an, dass Schuberts musikalische Pointen so überzeugend zündeten. Einerseits zeigte sich das Ensemble einfühlsam genug, das feinsinnige Changieren Schuberts einfühlsam zu exponieren. Andererseits fehlte es den acht Musikern nicht an Leidenschaft und Temperament, mutig Kontraste aufzubauen und überraschende Wendungen herauszuarbeiten, zumal Schubert den Satz an vielen Stellen sinfonisch angelegt hatte. Ganz besonders im Variationssatz, in dem es weniger um Brillanz und Virtuosität ging, als vielmehr um Reichtum an Emotionen und Klangfarben. Letzteres angereichert mit immer wieder neuen Unisono-Konstellationen innerhalb des Ensemblesatzes, was zu Klarheit und Tansparenz deutlich beitrug.
Dieses beherzte Zupacken könnte durchaus helfen, das Oktett des promovierten Juristen, Heinrich XXIV. Fürst Reuß zu Köstritz, klarer zu konturieren, auch wenn es die Qualität dessen von Schubert wohl nicht erreichen wird, zumal die Themen und Melodien nicht die nötige Eindringlichkeit aufweisen. Den Versuch ist es jedoch allemal wert.
Reinhard Palmer, 28.02.2018
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.