Nach(t)kritik
Auf, auf zum fröhlichen Jagen
Veranstaltung: Signum Quartett & Daniel Ottensamer, Klarinette: Mozart und WidmannAuch wenn Mozart beim B-Dur-Quartett KV 458 nicht daran gedacht hatte, Jagdmusik zu komponieren, erkannten Zeitgenossen wohl typische Jagdhornmotive in seiner Musik. Ein bis heute weitgehend positiv, ja idyllisch konnotiertes Genre festlich beschwingter Natur. Diese Atmosphäre deckte das Signum Quartett vor allem im Kopfsatz auf. In blühender Farbigkeit erspürten die vier Musiker den spezifischen Mozart-Klang, der sich hier galant und überaus feinsinnig modelliert von seiner unbeschwerten Seite zeigte. Das Signum Quartett versteht es, den stimmigen Kontext aus dem Detail heraus zu entwickeln. Die sorgfältige Dosierung des Vibrato brachte einen zusätzlichen Aspekt der Differenzierung ins Spiel. Das mozart‘sche Changieren in der Charakteristik, zwischen Hell und Dunkel, zwischen ausgelassener Heiterkeit und verhaltener Poesie, benötigte beim Signum Quartett keinen großen Raum, um dennoch klar in den Ausprägungen zu erscheinen.
Das wahre Gesicht der traditionellen Jagd offenbart sich erst, wenn sie von der Warte des Gejagten her betrachtet wird. Eine Hetzjagd ist nun mal ein grausamer Kampf auf Leben und Tod – zum Glück heutzutage in weiten Kreisen verpönt und hierzulande gesetzlich verboten. Bei Jörg Widmann ist gerade diese kritische Sichtweise in seinem Jagdquartett thematisiert. Auch sein Werk beginnt mit der Imitation von Hornklängen mit tradierten Jagdmotiven, in die sich aber allmählich grausame Misstöne mischen und zum makabren Spiel überleiten. Und das interpretierte das Signum Quartett in höchster Intensität und Schärfe. Nach dem empfindsamen Mozart-Quartett überraschte es nun mit schonungsloser Expressivität und Eindringlichkeit. Präzision und spieltechnische Perfektion sind für das Ensemble selbstverständlich, doch in dem Fall besonders hervorzuheben, denn Widmanns Komposition ist eine äußerst knifflige und absolut kompromisslose Angelegenheit. So konnte das Signum Quartett andererseits über die Anstrengung und kräftezerrende Anspannung die grausame Jagdszene umso glaubhafter vermitteln.
Während bei Widmann die folkloristischen Motive eine gewisse Ironie und eine Portion Sarkasmus zu erzeugen vermögen, evozieren sie bei Mozart in der Regel unbeschwerte Heiterkeit, ja vielleicht auch so etwas wie heimatliche Gefühle. In Kompositionen mit Klarinette ist diese Wirkung umso stärker, da es auch ein Instrument der Volksmusik ist. Das trug dazu bei, dass sich im Klarinettenquintett A-Dur KV 581 eine nostalgische Atmosphäre breitmachte. Für das Signum Quartett im absolut homogenen Zusammenspiel mit dem überaus einfühlsamen Klarinettisten Daniel Ottensamer stand der reine kammermusikalische Zugriff im Fokus. Dabei zeichnete sich die Mitwirkung der Klarinette vor allem mit einer spezifischen Klangfärbung aus, die im Ensemble nun wärmer und substanzfülliger austariert wurde.
Ottensamer fügte seinen Part faszinierend nahtlos und geschmeidig ein. Insbesondere im Larghetto, das in beredsamer Manier betörend schön daherkam. Bezaubernd auch der Ländler im Trio des dritten Satzes, der mit seiner vergnügten Leichtigkeit einen tiefen Eindruck hinterließ und sicher bei vielen Zuhörern zum Ohrwurm mutierte. Erst recht nach der Wiederholungszugabe. Davor aber noch ein Variationssatz, indem die fünf Musiker aus dem vollen schöpften und alle Register zwischen zarter Poesie und vitaler Eindringlichkeit zogen.
Das wahre Gesicht der traditionellen Jagd offenbart sich erst, wenn sie von der Warte des Gejagten her betrachtet wird. Eine Hetzjagd ist nun mal ein grausamer Kampf auf Leben und Tod – zum Glück heutzutage in weiten Kreisen verpönt und hierzulande gesetzlich verboten. Bei Jörg Widmann ist gerade diese kritische Sichtweise in seinem Jagdquartett thematisiert. Auch sein Werk beginnt mit der Imitation von Hornklängen mit tradierten Jagdmotiven, in die sich aber allmählich grausame Misstöne mischen und zum makabren Spiel überleiten. Und das interpretierte das Signum Quartett in höchster Intensität und Schärfe. Nach dem empfindsamen Mozart-Quartett überraschte es nun mit schonungsloser Expressivität und Eindringlichkeit. Präzision und spieltechnische Perfektion sind für das Ensemble selbstverständlich, doch in dem Fall besonders hervorzuheben, denn Widmanns Komposition ist eine äußerst knifflige und absolut kompromisslose Angelegenheit. So konnte das Signum Quartett andererseits über die Anstrengung und kräftezerrende Anspannung die grausame Jagdszene umso glaubhafter vermitteln.
Während bei Widmann die folkloristischen Motive eine gewisse Ironie und eine Portion Sarkasmus zu erzeugen vermögen, evozieren sie bei Mozart in der Regel unbeschwerte Heiterkeit, ja vielleicht auch so etwas wie heimatliche Gefühle. In Kompositionen mit Klarinette ist diese Wirkung umso stärker, da es auch ein Instrument der Volksmusik ist. Das trug dazu bei, dass sich im Klarinettenquintett A-Dur KV 581 eine nostalgische Atmosphäre breitmachte. Für das Signum Quartett im absolut homogenen Zusammenspiel mit dem überaus einfühlsamen Klarinettisten Daniel Ottensamer stand der reine kammermusikalische Zugriff im Fokus. Dabei zeichnete sich die Mitwirkung der Klarinette vor allem mit einer spezifischen Klangfärbung aus, die im Ensemble nun wärmer und substanzfülliger austariert wurde.
Ottensamer fügte seinen Part faszinierend nahtlos und geschmeidig ein. Insbesondere im Larghetto, das in beredsamer Manier betörend schön daherkam. Bezaubernd auch der Ländler im Trio des dritten Satzes, der mit seiner vergnügten Leichtigkeit einen tiefen Eindruck hinterließ und sicher bei vielen Zuhörern zum Ohrwurm mutierte. Erst recht nach der Wiederholungszugabe. Davor aber noch ein Variationssatz, indem die fünf Musiker aus dem vollen schöpften und alle Register zwischen zarter Poesie und vitaler Eindringlichkeit zogen.
Reinhard Palmer, 19.09.2019
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.