Nach(t)kritik
Axel Zwingenberger meets Lila Ammons: Legenden vom Boogie und Blues
Veranstaltung: Axel Zwingenberger & Lila Ammons: Ammons meets ZwingenbergerIm Grunde sind die Übergänge vom Boogie-Woogie zum Blues fließend. Das liegt daran, dass sich der Boogie des Blues-Schemas bedient. Und Axel Zwingenberger bewegt sich auf diesem Feld geradezu schlafwandlerisch, zwischen den beiden Polen gewandt changierend. Es hatte schon etwas Schelmisches an sich, wie er sich schmunzelnd dem Publikum zuwandte, während die Piano-Walze unerbittlich rollte. Vor wenigen Monaten ist Zwingenberger 60 geworden und spielt schon seit 43 Jahren Boogie-Woogie und Blues. Lang genug, um die Finger alleine arbeiten zu lassen. De facto wussten die auch exakt und mit Uhrmachers Präzision, was zu tun war. Trotz virtuoser Fingerakrobatik ließ er von etwaiger Anstrengung nicht das Geringste spüren. Schon gar nicht hören. Axel Zwingenberger spielt das Klavier, wie andere Menschen die Zeitung lesen: entspannt und mit Vergnügen.
Dass ein Hamburger Boogie-Geschichte schreibt, ist im Grunde kurios genug, lag doch der Ursprung dieser Musik in den Händen schwarzer Bluesmusiker in den USA. Einer davon war Albert Ammons, der es schaffte, in seinem kurzen Leben von nur 42 Jahren zur Legende zu werden. Dass seine Enkelin, die Blues- und Jazz-Sängerin Lila Ammons, hier mit Zwingenberger auftrat, adelte das ausverkaufte Ereignis. Ursprünglich war sie nach klassischem Gesangsstudium Opernsängerin geworden, doch davon war hier wenig zu spüren. Ammons versteht es, mit ihrer warmen Altstimme mühelos die klassische Gesangstechnik gegen den bauchgefühlgesteuerten Jazz-Gesang zu tauschen und das natürliche Vibrato weitgehend unter Kontrolle zu halten.
Der euphorische Jubel des Publikums zeigte allerdings, dass sich hier vor allem die Boogie-Anhänger eingefunden haben, um Zwingenbergers solistisches Boogie- und Blues-Spiel zu hören. Davon bekam es auch mehr als genug. Klassiker wie „Boogie Woogie Stomp“ (von Albert Ammons) oder „Suitcase Blues“ waren denn auch zweifelsohne Höhepunkte im Programm und sorgten für Begeisterung. Nicht minder die eigenwilligen Eigenkompositionen Zwingenbergers wie der „Blues-Moms Boogie“, im blitzblanken Ebenmaß, „Madhatten Boogie“, der langsame Blues „Long lost love“ oder der lässig-melodiöse „Five Spot Stomp“.
Absolute Publikumslieblinge sind aber offenbar all die Titel, die irgendwie etwas mit der guten alten Dampflock zu tun haben. Zweifelsohne: Keine andere Musik gibt das gnadenlos vorantreibende Rattern einer Dampflok besser wieder als der Boogie Woogie. Es ist nur folgerichtig, dass Zwingenberger ein bekennender „Dampflokfreak“ ist, der sich aktiv für die Erhaltung dieses Kulturguts einsetzt. Es war sogleich auch zu spüren, dass da eine Menge Emotionen dahinter stecken, als er den „Boogie Train mystic“ wesentlich differenzierter in Klang und Durchformung rollen ließ. Sein gnadenlos exaktes Rhythmusstampfen war nun nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch die akustische Umsetzung der schnaufenden und pochenden Loks. Natürlich durfte hier keinesfalls der „Honky Tonk Train Blues“ von Meade Lux Lewis fehlen. Das monotone, extrem repetitive Rattern ist schon eine geradezu klassische Nummer, die Zwingenberger engagiert zum Klingen brachte.Dennoch ist gerade die unermüdlich voran hastende Bassmaschinerie, mit monoton repetitiv eingesetzten Motiven auf die Dauer doch allzu einförmig. Lila Ammons‘ Stimme durchbrach geradezu diese Monotonie und bot willkommene Abwechslung. Die einfühlsame Formung etwa vom leichten, melodiösen „When I was loving you“ oder dem lässigen „Breakfast Blues“, die Emmons erzählerisch-suggestiv vortrug, brachte auch differenzierte Klänge ins Spiel. Begeisterter Applaus und mehrere Zugaben.
Dass ein Hamburger Boogie-Geschichte schreibt, ist im Grunde kurios genug, lag doch der Ursprung dieser Musik in den Händen schwarzer Bluesmusiker in den USA. Einer davon war Albert Ammons, der es schaffte, in seinem kurzen Leben von nur 42 Jahren zur Legende zu werden. Dass seine Enkelin, die Blues- und Jazz-Sängerin Lila Ammons, hier mit Zwingenberger auftrat, adelte das ausverkaufte Ereignis. Ursprünglich war sie nach klassischem Gesangsstudium Opernsängerin geworden, doch davon war hier wenig zu spüren. Ammons versteht es, mit ihrer warmen Altstimme mühelos die klassische Gesangstechnik gegen den bauchgefühlgesteuerten Jazz-Gesang zu tauschen und das natürliche Vibrato weitgehend unter Kontrolle zu halten.
Der euphorische Jubel des Publikums zeigte allerdings, dass sich hier vor allem die Boogie-Anhänger eingefunden haben, um Zwingenbergers solistisches Boogie- und Blues-Spiel zu hören. Davon bekam es auch mehr als genug. Klassiker wie „Boogie Woogie Stomp“ (von Albert Ammons) oder „Suitcase Blues“ waren denn auch zweifelsohne Höhepunkte im Programm und sorgten für Begeisterung. Nicht minder die eigenwilligen Eigenkompositionen Zwingenbergers wie der „Blues-Moms Boogie“, im blitzblanken Ebenmaß, „Madhatten Boogie“, der langsame Blues „Long lost love“ oder der lässig-melodiöse „Five Spot Stomp“.
Absolute Publikumslieblinge sind aber offenbar all die Titel, die irgendwie etwas mit der guten alten Dampflock zu tun haben. Zweifelsohne: Keine andere Musik gibt das gnadenlos vorantreibende Rattern einer Dampflok besser wieder als der Boogie Woogie. Es ist nur folgerichtig, dass Zwingenberger ein bekennender „Dampflokfreak“ ist, der sich aktiv für die Erhaltung dieses Kulturguts einsetzt. Es war sogleich auch zu spüren, dass da eine Menge Emotionen dahinter stecken, als er den „Boogie Train mystic“ wesentlich differenzierter in Klang und Durchformung rollen ließ. Sein gnadenlos exaktes Rhythmusstampfen war nun nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch die akustische Umsetzung der schnaufenden und pochenden Loks. Natürlich durfte hier keinesfalls der „Honky Tonk Train Blues“ von Meade Lux Lewis fehlen. Das monotone, extrem repetitive Rattern ist schon eine geradezu klassische Nummer, die Zwingenberger engagiert zum Klingen brachte.Dennoch ist gerade die unermüdlich voran hastende Bassmaschinerie, mit monoton repetitiv eingesetzten Motiven auf die Dauer doch allzu einförmig. Lila Ammons‘ Stimme durchbrach geradezu diese Monotonie und bot willkommene Abwechslung. Die einfühlsame Formung etwa vom leichten, melodiösen „When I was loving you“ oder dem lässigen „Breakfast Blues“, die Emmons erzählerisch-suggestiv vortrug, brachte auch differenzierte Klänge ins Spiel. Begeisterter Applaus und mehrere Zugaben.
Reinhard Palmer, 26.09.2015
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.