Nach(t)kritik
Dampfnudeln und Rahmstrudel wert
Veranstaltung: Ensemble Berlin: Solisten der Berliner PhilharmonikerEin Ensemble aus einem Orchester heraus zu gründen, hat einen großen Vorteil: Es finden sich immer genug Mitspieler. Und wenn aufgrund eines Termin-Missverständnisses die kurzfristige Umbesetzung mit Berliner Philharmonikern nicht gelingt, dann bekommen die Stipendiaten der Karajan-Akademie eine Chance. Alexa Farré-Brandkamp (Violine 2), François Thirault (Violoncello) und in letzter Sekunde anstelle seines Lehrers Javier Biosca Bas (Fagott) kamen auf diesem Weg erstmals ins bosco, neben den echten Philharmonikern Helena Madoka Berg (Violine 1), Walter Küssner (Viola), Ulrich Wolff (Kontrabass) und Kopf des Unternehmens Ensemble Berlin Christoph Hartmann (Oboe), die ausreichten, die Akademisten zu Höchstleistungen zu führen. Von kleinen Patzern abgesehen, die bei der kurzen Zeit der Einstudierung vernachlässigbar waren.
Dennoch scheint das Publikum den Unterschied gespürt zu haben, waren die gewohnten frenetischen Ovationen diesmal ausgeblieben. Vielleicht aber aus Pietätsgründen, wurde doch hier auch des verstorbenen künstlerischen Leiters des Klassikforums Rainer A. Köhler gedacht.
An Musiziervitalität, die dem Ensemble als Grundeigenschaft zu eigen ist, fehlte es hier nicht. Vor allem in den beiden Ouvertüren Mozarts, die sowohl als Opern- wie auch als Konzertouvertüren bemerkenswerte Qualitäten offenbaren. Die Zauberflöten-Ouvertüre dank der hier transparenten Fugenkomplexität wie thematischen Beziehungen, die Hochzeit-des-Figaro-Ouvertüre indes aufgrund ihrer mitreißenden Verve und vitalen Kraftentfaltung mit rebellischen Akzenten.
Insgesamt versprach das Programm einen recht inhomogenen Abend, der jedoch in den Arrangements doch eine klare Linie fand, auch wenn die kompositorische Qualität nicht durchgehend überzeugte. Das Oboenquartett B-Dur von Louis Massonneau fiel hier etwas aus dem Rahmen. Einerseits bot es Hartmann die Gelegenheit, mit brillanter Virtuosität zu punkten. Andererseits war da aber auch die simple Anlage des Quartetts, dem nur die solistischen Einsätze der Oboe höhere Qualitäten abgewannen. Die einfallslose Streicherbegleitung zeigte vielmehr, dass Massonneau nicht ganz zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Der ausgeprägte Sinn für eingängige Melodik und Transparenz im Ensemblespiel machten das dreisätzige Werk dennoch zu einem musikalischen Vergnügen. Mit weit höheren Qualitäten wartete das Andante aus Schuberts Rosamunde-Quartett a-Moll auf, das hier ebenfalls in Originalbesetzung erklang. Polyphonie, Klangnuancierung, melodische Schönheit und ihre maßvoll ausbalancierte Verarbeitung schafften es gar, von vitalem Mozart zum ätherischen Debussy überzuleiten.Des letzteren „Suite bergamasque“ mit ihrem zauberhaften „Clair de lune“ – das in der Zugabe zum zweiten Mal erklingen sollte – realisierte letztendlich, was in der Originalversion am Klavier nur simuliert werden kann: orchestralen Farbenreichtum. Dank der Einfühlsamkeit der Musiker blieb die ätherische, leichte und blühende Schönheit des viersätzigen Werkes mit einem packenden Passepied im humorvollen Finale gänzlich erhalten. Bei Mendelssohn bekam die Originalsubstanz von Klarinette, Bassetthorn und Klavier im Septett gar eine deutliche Bereicherung. Dass die Komposition gegen Dampfnudeln und Rahmstrudel entstanden ist, griff das Ensemble Berlin mit humoristischer Schlagfertigkeit auf. Das Andante verzauberte vor allem mit seelentiefer Schönmelodik, während das Schlusspresto den nötigen Drive reinbrachte, einen effektvollen Schlusspunkt darunter zu setzen – dem auch lang anhaltender Applaus folgte.
Dennoch scheint das Publikum den Unterschied gespürt zu haben, waren die gewohnten frenetischen Ovationen diesmal ausgeblieben. Vielleicht aber aus Pietätsgründen, wurde doch hier auch des verstorbenen künstlerischen Leiters des Klassikforums Rainer A. Köhler gedacht.
An Musiziervitalität, die dem Ensemble als Grundeigenschaft zu eigen ist, fehlte es hier nicht. Vor allem in den beiden Ouvertüren Mozarts, die sowohl als Opern- wie auch als Konzertouvertüren bemerkenswerte Qualitäten offenbaren. Die Zauberflöten-Ouvertüre dank der hier transparenten Fugenkomplexität wie thematischen Beziehungen, die Hochzeit-des-Figaro-Ouvertüre indes aufgrund ihrer mitreißenden Verve und vitalen Kraftentfaltung mit rebellischen Akzenten.
Insgesamt versprach das Programm einen recht inhomogenen Abend, der jedoch in den Arrangements doch eine klare Linie fand, auch wenn die kompositorische Qualität nicht durchgehend überzeugte. Das Oboenquartett B-Dur von Louis Massonneau fiel hier etwas aus dem Rahmen. Einerseits bot es Hartmann die Gelegenheit, mit brillanter Virtuosität zu punkten. Andererseits war da aber auch die simple Anlage des Quartetts, dem nur die solistischen Einsätze der Oboe höhere Qualitäten abgewannen. Die einfallslose Streicherbegleitung zeigte vielmehr, dass Massonneau nicht ganz zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Der ausgeprägte Sinn für eingängige Melodik und Transparenz im Ensemblespiel machten das dreisätzige Werk dennoch zu einem musikalischen Vergnügen. Mit weit höheren Qualitäten wartete das Andante aus Schuberts Rosamunde-Quartett a-Moll auf, das hier ebenfalls in Originalbesetzung erklang. Polyphonie, Klangnuancierung, melodische Schönheit und ihre maßvoll ausbalancierte Verarbeitung schafften es gar, von vitalem Mozart zum ätherischen Debussy überzuleiten.Des letzteren „Suite bergamasque“ mit ihrem zauberhaften „Clair de lune“ – das in der Zugabe zum zweiten Mal erklingen sollte – realisierte letztendlich, was in der Originalversion am Klavier nur simuliert werden kann: orchestralen Farbenreichtum. Dank der Einfühlsamkeit der Musiker blieb die ätherische, leichte und blühende Schönheit des viersätzigen Werkes mit einem packenden Passepied im humorvollen Finale gänzlich erhalten. Bei Mendelssohn bekam die Originalsubstanz von Klarinette, Bassetthorn und Klavier im Septett gar eine deutliche Bereicherung. Dass die Komposition gegen Dampfnudeln und Rahmstrudel entstanden ist, griff das Ensemble Berlin mit humoristischer Schlagfertigkeit auf. Das Andante verzauberte vor allem mit seelentiefer Schönmelodik, während das Schlusspresto den nötigen Drive reinbrachte, einen effektvollen Schlusspunkt darunter zu setzen – dem auch lang anhaltender Applaus folgte.
Reinhard Palmer, 02.10.2017
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.