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Nach(t)kritik

Di, 28.11.2023
20.00 Uhr

"Das sind doch alles Perlen..."

Veranstaltung: immertanz: Alleinsein - Gemeinsam - Dasein

Über sich selbst hinaus gewachsen ist das vor einem Jahrzehnt gegründete TanzTheaterProjekt von Choreographin Bettina Fritsche: Mit der Uraufführung  „Alleinsein – Gemeinsam – Dasein“ begeisterten die 18 Tänzerinnen und ein Herr im Alter Ü 70 ihr Publikum am Dienstagabend im restlos ausgebuchten großen Saal des bosco. Als die weißhaarige Agnes Thielmann zur eingespielten Bach-Arie „Bist du bei mir geh` ich mit Freuden“ ein expressives, packendes Solo auf die Bühne bringt, hält das faszinierte Publikum den Atem an.
„Das sind doch alles Perlen“:  Inspiriert vom Wupperthaler Tanztheater der legendären Pina Bausch hat Choreographin Bettina Fritsche zuletzt die „Genesis“ auf die bosco-Bühne gebracht.
Die Corona-Pandemie mit „gemeinsamen“ Tanztraining im heimischen Wohnzimmer, übertragen per Zoom, hat ihre  „Immertanz“-Truppe mit Assistentin Valerie Neher jetzt neu beflügelt:
Statt im Schutz des Ensembles eroberten sich die Tänzerinnen Ü 70 mit ihren mutigen Soli zu individuell ausgewählten Lieblingsmusikstücken den gesamten Bühnenraum, vermittelten gekonnt körperliche Nähe, aber auch kühle Distanz.
Zum wilden Sound von „Mission Impossible“ betreten die Tänzerinnen die Bühne.
„Mein Leben – ein Tanz“ vermittelt Annegrit Ihmig gekonnt. Pantomimisch, mit tastenden Händen an  imaginären Wänden transportiert Ursula Petri „Anything possible:“  
„In der Ferne so nah“: Rücken an Rücken, dann von Angesicht zu Angesicht  vermitteln Karin Paggen und Manfred Suttorp ein Paar-Spiel zwischen Nähe und Ferne.
„Geschenke der Zärtlichkeit“ schickt Martha Stumbaum auch per Handkuss ins Publikum.  Als sich die weißhaarige Agnes Thielmann zur Bach-Arie „Bist du bei mir...“ langsam vom Boden emporwindet, herrscht ergriffene Stille im Saal.
Und Gabriele Krause gelingt ein perfekt getanztes Solo mit freudig gewiegtem Kind im Arm.
In einer wilden Szene zu Percussion demonstriert die Truppe überzeugend „Wut und Annäherung.“
„Allein, nicht einsam“ bewegt sich Tänzerin Birgit Ultsch zwischen zwei Gruppen.  
Zum Louis-Armstrong-Song „What A Wonderful World“ endet die umjubelte Ur-Aufführung „Alleinsein…“ mit eindrucksvoller Tänzerinnen-Skulptur, stürmischem Applaus, Bravo- und Juhu-Rufen.
Da blieb nur ein Wunsch offen: Es möge doch eine weitere Aufführung geben.

Christine Cless-Wesle, 29.11.2023


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.