Nach(t)kritik
Faszination "Bergseele"
Veranstaltung: Miriam Mayer: Bergseele - zu Fuß über die Alpen„Bergseele – zu Fuß über die Alpen“: Mit der inspirierenden Ausstellung der jungen Profifotografin Miriam Mayer (27) startet das Gautinger bosco in die Saison 2022. Noch bis 24. Februar sind die großformatigen Moment-Aufnahmen der Wanderin zu sehen: Zum Beispiel der Blick auf das mit Schnee überzuckerte Felsmassiv des Monte Pelmo. Als die Fotografin auf ihren Auslöser drückt, schwebt über dem höchsten Berggipfel der Dolomiten gerade ein wolkiger Wattebausch bei Vollmond. Denn die am Tegernsee aufgewachsene Naturliebhaberin überquerte die Alpen bei Wind und Wetter.
„Ein Projekt, eine Strecke, ein Zeitraum – und die Motive, die daraus entstehen“: Mit ihrer Bachelor-Arbeit hat sich Miriam Mayer einen Traum erfüllt. Mit ihrem Freund überquerte die Profi-Fotografin im September 2019 die Alpen. Im schweren Gepäck hatte die begeisterte Bergwanderin, „die am liebsten draußen unterwegs ist“, ihren Rucksack und ihre Kamera, eine Nikon D 850 mit Wechselobjektiven. Die Mühe hat sich gelohnt. Aus der Tour von Gipfel zu Gipfel mit schwerem Gepäck entstand die aktuelle bosco- Fotoausstellung. Aber auch der im „teNeues verlag“ erschienene Bildband „Bergseele.“
„Ich freue mich sehr, dass ich hier ausstellen darf“, dankt Miriam Mayer bei der coronabedingt locker besuchten Vernissage im bosco. Weil die Profi-Fotografin, die in den Bereichen Sport, Lifestyle, Corporate, Portrait und Reportage arbeitet, bei Wind und Wetter unterwegs war, sind statt Postkarten-/Instagram-Motiven mit üblicher Alpenidylle neue, faszinierende Perspektiven entstanden.
Im Treppenaufgang ist eine einsame kleine Person mit schwerem rotem Rucksack auf dem Bergpfad überm Wolken verhangenen Tal zu entdecken. Denn Miriam Mayer war mit ihrem Freund auf ihrer Transalp-Tour.
Vom Holzhüttenfenster gibt's wiederum einen wunderbaren Blick rüber zum Fels. Aber auch die Momentaufnahme der gefleckten Kuh, die friedlich auf der Bergwiese über dem Tal weidet, ist zu bewundern.
Faszinierend ist das Lichtspiel mit den langen Schatten der untergehenden Sonne im Trentino: Dabei entstand das Bild mit unscharf verschwimmenden rot gefärbten Blätter herbstlicher Blaubeeren im Vordergrund. Denn die Fotografin richtet den Fokus ihrer Kamera auf den hohen Fels-Gipfel.
Atemberaubend ist wiederum Blick von der Rieserfernerhütte Richtung Bergmassiv der Dolomiten. Denn die schwarze Wolke wirft einen Riesenschatten.
Geradezu plastisch erscheinen die Steine unterhalb des Gletschers des Riesenferner mit Schneefeld. „Das ist tatsächlich so“, versichert die Fotografin. Denn sie habe ihre Bilder zwar bearbeitet, aber es seien keine Montagen.
Beschwingte Augenblicke: Vor einer Almhütte flattern kunterbunte Tibetische Gebetsfahnen wie Geschirrtücher überm Tal. Und oben in der Bar rosso vor dem Saaleingang erblickt die Betrachterin eine absolut gelungene Nachtaufnahme der glitzernden Milchstraße überm Berggipfel.
Faszinierend ist das Naturschauspiel mit dem Pragser Wildsee im Nebel bei herbstlichem Nieselregen.
Highlight der aktuellen Ausstellung von Miriam Mayer ist das Großformat vom höchsten Berg der Dolomiten: Überm weiß überzuckerten schroffen Fels des 3 168 Meter hohen Monte Pelmo mit dem Schneefeld bauschen sich grau-weiße Wattewolken. Über der einmaligen Traumszenerie im Abendlicht steht bereits der Mond: Diese absolut gelungene Fotografie von Miriam Mayer ist auch der Titel ihres Bildbandes „Bergseele.“ Denn das beim teNeues-Verlag erschienene Buch „ist kein Best-of von Bergmomenten bei perfektem Wetter.“ Vielmehr berichten Bildband und Gautinger Ausstellung „von der persönlichen Begegnung der Fotografin mit den Alpen – und nicht zuletzt mit sich selbst.“
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.