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Nach(t)kritik

Fr, 26.05.2023
20.00 Uhr

Gekommen, um zu bleiben

Veranstaltung: Stray Colors: 10-jähriges Bühnenjubiläum

Es ist einer dieser Abende, an denen alles stimmt: um uns herum „The things we love“, alle „Monsters“ aus dem „Ancient Garden“ gezähmt, ein Glas „Whiskey Sour“ in der Hand und mit dem Kopf irgendwo da draußen auf dem „Spacemen Cemetery“. Die Luft ist voll des sattesten Sounds, die Ohren können gar nicht genug bekommen von diesen süchtig machenden Melodien, und wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, hier Stühle in Reihen aufzustellen, wo die Füße doch  längst rebellieren, weil sie nichts anderes als tanzen wollen?

Zehn Jahre Stray Colors. Anlass genug für eine musikalische Reise durch die Geschichte dessen, was Rüdiger Sinn und Zlatko Pasalic mit ihren Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern geschaffen haben. Das Reisegefährt ist die Musik, Farbe als Klang, Klang in Farben, ein ganzes Spektrum der Harmonien. Einem Raumschiff gleich hebt das Gefährt ab, getragen von den Anfängen der Band, als Rüdi und Zladdi noch allein unterwegs waren und die ersten Songs im elterlichen Wohnzimmer aufnahmen. Unterwegs steigen andere zu, Pianist Jasper Werhahn, einst WG-Mitbewohner von Rüdi, oder Hendrik Fuss mit seinem Cello, erster Arrangeur der Band. Aus den Tiefen des Ozeans gesellt der „Whale“ sich dazu, gemeinsam mit Schlagzeuger Andi Papelitzky und Nico Weber mit seiner Trompete. Später kommen noch Bassist Amadeus Böhm sowie Dara Zusko an der Violine und Shinnie Lee an der Viola. Ein Ausflug zurück zum Beginn wird der Auftritt des Beatboxers Georgi Gialamas. Immer größer wird der fliegende Klangteppich, immer wilder wird die Reise, höher und höher steigt das Stray Colors-Raumschiff, mitten hinein in die Galaxie der Light Years.

Und zugleich ist es ein Abend unter Freundinnen und Freunden. Wo ist man so zuhause wie in der Lieblingsmusik? Da sind die Stühle dann doch wieder angenehm. Man lehnt sich zurück, lässt sich fallen in den wunderbaren Zwieklang der Stimmen von Sinn und Pasalic, und da es an der bar rosso leider keinen Whiskey Sour gab, muss es halt ein Wein sein, damit ein Glas erhoben werden kann auf diese großartige Band. Als wenn man beim guten Gespräch beisammen sitzt und dabei gleich Gott und die ganze Welt betrachtet, während Gitarren, Trompete und Streicher eine wilde Diskussion beginnen und irgendwo ein paar Leute mit floreszierenden Armbändern selbstversunken zu tanzen beginnen. Eigentlich möchte man die nächsten zehn Jahre hier sitzen und zuhören. Und warum auch nicht? Sind sie nicht „Gekommen, um zu bleiben“? So hören die besten Abende auf, wie sie begonnen haben: mit dem Gefühl, dass einfach mal alles richtig ist.

Sabine Zaplin, 26.05.2023


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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Fr, 26.05.2023 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.