Nach(t)kritik
"Nimm`mir das Brot, aber niemals Dein Lachen"
Veranstaltung: Ricardo Volkert: In den Gassen und Tavernen des SüdensPralles Leben mit andalusischen Volksliedern, Flamenco, aber auch tief berührende, perfekt vertonte Poesie von Federico García Lorca brachte der Vollblut-Sänger und Gitarrist Ricardo Volkert mit seinem Ensemble auf die bosco-Bühne. Mit dem virtuosen Cellist Jost H. Hecker, Bandoneon-Musiker Stefan Straubinger und Ludwig Himpsl (Percussion) entführte Erzähler Ricardo Volkert sein Publikum in die magische Welt der Tavernen und Gassen Süd-Spaniens. Mit expressivem, mitreißendem Tanz setzten die Sängerinnen La Picarona, Carmen López und Roberta Ragonesa diesem Abend im fast ausverkauften bosco das Sahnehäubchen auf.
„In den Gassen und Tavernen des Südens“: Zum Auftakt der Fiesta in der voll besetzten „Taverne“ bosco verzaubert das Ensemble mit dem Soundtrack zum dramatischen Film „Vengo“ (Ich komme).
„Ich kehre zurück zu jenen Kindertagen, in denen sich meine Schuhe mit goldenem Sand füllen…“ Die tiefe Sehnsucht nach dem Meer mit dem „unendlich blauen Licht“ vermittelt das Ricardo-Volkert-Ensemble mit dem genial vertonten Gedicht des andalusischen Poeten Rafael Alberti. Ergreifend erklingt das „El Mar“ von Solosänger Ricardo Volpert.
Sonderapplaus erntet Sängerin und Flamenco-Tänzerin „La Picarona“ mit ihrem Auftritt als feurige „Pirata“ zu mitreißender Percussion.
„Immer wenn ich von Stränden träume, träume ich sie einsam“: Mit dem vertonten Gedicht von Rafael Alberti habe er sich im Lockdown an seinen Sehnsuchtsort im fernen Andalusien geträumt, erzählt der Ricardo Volkert, der kurzweilig durch den Aebnd führte.
Mit einem melancholischen Solo zum expressiven Flamenco-Ausdruckstanz von „La Picarona“ vermittelt der Sänger, der am nahen Ammersee lebt, diese tiefe Sehnsucht nach seiner zweiten Heimat Andalusien anschließend hautnah.
Ebenso mit dem meditativen Lied „La Luna“: Mit dem Blasebalg seines Bandoneons macht Stefan Straubinger dieses unendliche Meeresrauschen hörbar. Im Piano erklingt dazu sanfte Percussion von Ludwig Simpl.
„Noces“ (Nächte): Der virtuose Cellist Jost-H. Hecker spielt sich bei diesem Lied geradezu die Seele aus dem Leib - und erhält begeisterten Sonderapplaus.
„Taube fliege nicht über das Feld, denn ich bin der Jäger - und wenn ich dich töte ist das mein Verderben“: Die große Tragik einers andalusischen Volkslieds vermittelt das hervorragend eingespielte Ricardo-Volkert-Ensemble mit der wundervollen Altstimme der Sängerin und Flamenco-Tänzerin Roberta Ragonese alias „Pajarita.“
Mit temperamentvoll gebotenen Flamenco, einem vertonten „Coplas“-Lied, das von einem Pferdchen handelt, dem die letzte Stunde schlägt, dreht das Ensemble nach der Pause nochmals voll auf:
Auf einen mitreißenden, Tango-Flamenco, bei dem sich die Tänzerinnen immer schneller über die Bühne drehen, folgt wieder melancholischer Gesang, nämlich das vertonte Gedicht „Sonámbulo“, eine Traumwandlerromanze von Federico Garcia Lorca: Der große Dichter war Opfer des Spanischen Bürgerkriegs, erzählt Moderator Ricardo Volkert: Danach erklingt die Klage über den zu Tode verwundeten Mann, der aus den Bergen zu seinem Freund ans Meer kommt, tief berührend.
„Nimm`mir das Brot, aber niemals Dein Lachen“: Mit dem im Chor gesungenen wunderbar vertonten Liebesgedicht von Pablo Neruda im Exil will das Ricardo-Volkert-Ensemble sein Publikum an diesem Gautinger „Vielklang“ -Abend eigentlich entlassen.
Aber mit frenetischem Beifall, Getrampel und Bravorufen holen die Gautingerinnen und Gautinger dieses vor Musik- und Tanzbegeisterung sprühende Ensemble nochmals zurück: Zum Finale dieser grandiosen „Fiesta“ bringen die Musiker mit den drei Tänzerinnen einen mitreißenden spanischen Flamenco auf die Bühne des fast ausverkauften bosco.
Ein Glück, dass einige Lieder dieser lebendigen, genial vertonten Fiesta in Gauting bereits auf die neue CD „Marineros en tierra“ (Seeleute an Land) gebrannt sind.
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.