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Nach(t)kritik

Do, 21.10.2021
20.00 Uhr

Pennies from Heaven

Veranstaltung: Leroy Jones & Uli Wunner's Jazz Creole: Music from New Orleans

Mit leuchtenden Augen stand die Konzertbesucherin in der Pause am Buffett. Sie komme sich vor wie im New York der Dreissiger Jahre, schwärmt sie, als die Menschen sich fein anzogen und zum Essen in eines der eleganten Hotelrestaurants gegangen sind, wo eine Jazzband spielte. Wo man erst zuhörte, bald schon mitsummte und später vielleicht sogar tanzte. Wo man aber auf alle Fälle einen Abend verbrachte, der einen weit fort entführte in die feuchte Hitze des Südens, in den Rhythmus einer tiefen Empfindung. Dann nahm sie ihr Weinglas und tauchte wieder ein in genau diese Welt.

Denn auf der Bühne standen Leroy Jones & Uli Wunner´s Jazz Creole und spielten „Music from New Orleans“. Der Ausnahme-Trompeter Leroy Jones, der direkt aus New Orleans nach Gauting gekommen war und den der phantastische Klarinettist und Saxophonist Uli Wunner als „ A man and his trumpet“ - so der Titel eines Dokumentarfilms über Leroy Jones - ankündigte, hilet sich nicht viel mit Reden auf. Immer schon mit dem Kopf im nächsten Song, kündigte er diesen an und sorgte dafür, dass die Klänge an diesem Abend nie ausgingen. Die Jazz Creole, das sind neben Jones und Wunner Keith Little am Piano, John Brunton an der Gitarre, Karel Algoed am Bass und Stephan Treutter an den Drums - logisch, dass alle ebenfalls großartige Solisten sind und dies im Konzert bei jedem Stück unter Beweis stellten. Auf dem Programm standen traditionelle Blues- und Jazztitel, die Leroy Jones und die fünf anderen jeweils auf ihren Gegenwartsgehalt hin abschmeckten und geschmeidig neu interpretierten. Großartig war „Saint James Infirmary“, das so richtig den Sound von Jones` Heimatstadt anklingen ließ und sich von Wiederholung zu Wiederholung fast unmerklich in einen plötzlich sehr modern klingenden Bues verwandelte.

Genau das geschah mit vielen anderen Stücken des Abends, mit „Dinah“ ebenso wie mit „Pennies from Heaven“ oder auch „Georgia on my mind“. Es begann immer sehr traditionell und wurde dann immer jünger, immer aufregender und klang dabei immer so, als fiele es den Musikern just im Moment des Spiels so ein, als wären sie miteinander in einem sehr lebhaften Gespräch, das sich immer weiterentwickelt, immer höher schraubt und dabei sehr vivid, sehr agil an Temperament gewinnt.

Das besonders Sympathische an dieser Band, diesen fünf großartigen Musikern war ihre Bescheidenheit. Obwohl da Jazzgeschichte auf der Bühne stand, war in keinem Moment irgendeine Ehrfurcht gefordert - ganz im Gegenteil. Musiker und Publikum verbrachten diesen Abend miteinander auf Augenhöhe. Genau das muss es wohl gewesen sein, was die Konzerte ausgezeichnet hat, von denen die Besucherin mit dem Weinglas gesprochen, die sie assoziiert hat. Glücklich verließ sie mit all den anderen Glücklichen den Saal, und alle hatten noch immer den Blues in sich.

Sabine Zaplin, 22.10.2021


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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Do, 21.10.2021 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.