Nach(t)kritik
Susanne Karl Trio
Veranstaltung: Susanne Karl Trio: Jazz-HeimspielSUSANNE KARL TRIO
Es sind diese Abende, an denen man einen alten Freund wiedertrifft, mit ihm etwas trinken geht und auf einmal die vielen kleinen Verrücktheiten von damals wiedererwachen, wie frischer Schaum auf dem Getränk, das vor einem steht – und während die Gegenwart nur noch wie ein Bilderrahmen an der Wand sich zurückzieht und die Musik im Hintergrund zum Vehikel in die versunkene Jugend wird, stellt man fest, dass man tatsächlich immer noch so verrückt ist wie damals. Still crazy.
„Still crazy“, lautet der Titel der ganz neuen CD des Susanne Karl Trios, das die Gautinger Sängerin an diesem Freitagabend gemeinsam mit ihren Musikern, dem Saxophonisten Erich Lutz und dem Gitarristen Bernd Huber sowie als Gastmusiker für dieses Konzert Stefan Berchtold am Bass vorstellt – ein Gastsänger wird für zwei Songs ebenfalls noch dazukommen. „Still crazy“, heißt ein Song von Paul Simon, den Susanne Karl mit ihren Musikern interpretiert und in dem es eben um die Begegnung mit dem alten Freund und all den an diesem hängenden Erinnerungen geht – eine Interpretation, die Erinnerungen weckt an Hinterhofclubs und verrückte Harmonien, an geborgte und doch unendliche Zeit und an Jazz. All that Jazz.
Es wurde ein Abend der Erinnerungen, dieses „Heimspiel“-Konzert mit dem Susanne Karl Trio. Songs, die einen davontrugen in die Zeit der Verrücktheiten. Songs wie „Moondance“ von Van Morrison, das den Abend eröffnete mit zunächst sehr ungewöhnlichen Klängen, einem verschworenen Dialog zwischen Stefan Berchtolds Bass und Bernd Hubers Gitarre, ehe dann Susanne Karl einsetzte und das Stück zurückholte auf eine mehr „common sense“-Ebene. Songs wie „Nice to come home to you“ oder „Black Bird“ von Paul McCartney, einem Song aus dem Jahr 1968, der eine afroamerikanische Frau besingt und sich als Lied gegen Rassismus versteht.
Später kam noch ein weiterer Gast hinzu: der Sänger Tim Davies, der zusammen mit Susanne Karl noch vor der Pause „They can´t take that away from me“ von George und Ira Gershwin sang; nach der Pause sollte noch ein weiterer gemeinsamer Akt folgen. Zu diesem Zeitpunkt, beim Gershwin-Song, hatte der Abend längst seinen Tonfall gefunden: diesen erzählerischen, leicht melancholischen Sound, der das Erinnern sucht und auf den Schwingen der leichten Wehmut sich tragen lässt in vergangene, vielleicht auch verlorene oder immer noch gesuchte Fernen. Das ist ein sehr schöner, fast schon wohliger Grundklang, man fühlt sich sehr wohl beim Zuhören und hat beinahe das Bedürfnis, die Beine hochzulegen. Ein bisschen mehr von der qua Titel beschworenen Verrücktheit jedoch hätte das Konzert durchaus vertragen können, etwas mehr „crazyness“ wäre zumutbar gewesen - ab und zu noch ein paar Motive aus dem so vielversprechenden Anfangsdialog beispielsweise oder auch neue, improvisatorische, warum nicht auch mal schrille Töne hätte man sich gewünscht. Crazy again.
Die unbedingten Stärken des Susanne Karl Trios – samt seinen Gästen –aber sind die Balladen, die wunderbar traurigen Liebeslieder. Allen voran die Van-Morrison-Ballade „Have I told you lately”, die einen Höhepunkt im zweiten Teil darstellte. Hier konnte sich das so warme, immer auch leicht tragische Element der musikalischen Gestaltung so richtig entfalten. Ein neuer, durchaus mal ganz anderer Sound war in dem Countrysong „Tennessy Waltz“ zu entdecken. Doch das Balladeske dominierte. Und so wurde es ein Abend wie der im Titelsong beschriebene: eine Wiederbegegnung im Angesicht der vergangenen Abenteuer und der gegenwärtigen Möglichkeiten. Crazy. Still.
Sabinbe Zaplin
Es sind diese Abende, an denen man einen alten Freund wiedertrifft, mit ihm etwas trinken geht und auf einmal die vielen kleinen Verrücktheiten von damals wiedererwachen, wie frischer Schaum auf dem Getränk, das vor einem steht – und während die Gegenwart nur noch wie ein Bilderrahmen an der Wand sich zurückzieht und die Musik im Hintergrund zum Vehikel in die versunkene Jugend wird, stellt man fest, dass man tatsächlich immer noch so verrückt ist wie damals. Still crazy.
„Still crazy“, lautet der Titel der ganz neuen CD des Susanne Karl Trios, das die Gautinger Sängerin an diesem Freitagabend gemeinsam mit ihren Musikern, dem Saxophonisten Erich Lutz und dem Gitarristen Bernd Huber sowie als Gastmusiker für dieses Konzert Stefan Berchtold am Bass vorstellt – ein Gastsänger wird für zwei Songs ebenfalls noch dazukommen. „Still crazy“, heißt ein Song von Paul Simon, den Susanne Karl mit ihren Musikern interpretiert und in dem es eben um die Begegnung mit dem alten Freund und all den an diesem hängenden Erinnerungen geht – eine Interpretation, die Erinnerungen weckt an Hinterhofclubs und verrückte Harmonien, an geborgte und doch unendliche Zeit und an Jazz. All that Jazz.
Es wurde ein Abend der Erinnerungen, dieses „Heimspiel“-Konzert mit dem Susanne Karl Trio. Songs, die einen davontrugen in die Zeit der Verrücktheiten. Songs wie „Moondance“ von Van Morrison, das den Abend eröffnete mit zunächst sehr ungewöhnlichen Klängen, einem verschworenen Dialog zwischen Stefan Berchtolds Bass und Bernd Hubers Gitarre, ehe dann Susanne Karl einsetzte und das Stück zurückholte auf eine mehr „common sense“-Ebene. Songs wie „Nice to come home to you“ oder „Black Bird“ von Paul McCartney, einem Song aus dem Jahr 1968, der eine afroamerikanische Frau besingt und sich als Lied gegen Rassismus versteht.
Später kam noch ein weiterer Gast hinzu: der Sänger Tim Davies, der zusammen mit Susanne Karl noch vor der Pause „They can´t take that away from me“ von George und Ira Gershwin sang; nach der Pause sollte noch ein weiterer gemeinsamer Akt folgen. Zu diesem Zeitpunkt, beim Gershwin-Song, hatte der Abend längst seinen Tonfall gefunden: diesen erzählerischen, leicht melancholischen Sound, der das Erinnern sucht und auf den Schwingen der leichten Wehmut sich tragen lässt in vergangene, vielleicht auch verlorene oder immer noch gesuchte Fernen. Das ist ein sehr schöner, fast schon wohliger Grundklang, man fühlt sich sehr wohl beim Zuhören und hat beinahe das Bedürfnis, die Beine hochzulegen. Ein bisschen mehr von der qua Titel beschworenen Verrücktheit jedoch hätte das Konzert durchaus vertragen können, etwas mehr „crazyness“ wäre zumutbar gewesen - ab und zu noch ein paar Motive aus dem so vielversprechenden Anfangsdialog beispielsweise oder auch neue, improvisatorische, warum nicht auch mal schrille Töne hätte man sich gewünscht. Crazy again.
Die unbedingten Stärken des Susanne Karl Trios – samt seinen Gästen –aber sind die Balladen, die wunderbar traurigen Liebeslieder. Allen voran die Van-Morrison-Ballade „Have I told you lately”, die einen Höhepunkt im zweiten Teil darstellte. Hier konnte sich das so warme, immer auch leicht tragische Element der musikalischen Gestaltung so richtig entfalten. Ein neuer, durchaus mal ganz anderer Sound war in dem Countrysong „Tennessy Waltz“ zu entdecken. Doch das Balladeske dominierte. Und so wurde es ein Abend wie der im Titelsong beschriebene: eine Wiederbegegnung im Angesicht der vergangenen Abenteuer und der gegenwärtigen Möglichkeiten. Crazy. Still.
Sabinbe Zaplin
Sabine Zaplin, 03.10.2015
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.