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Nach(t)kritik

Sa, 28.09.2019
20.00 Uhr

Vom Leben in lieblosen Zeiten

Veranstaltung: Faltsch Wagoni: Auf in den Kampf, Amore!

 

„Wo bleibt der Schampus?“ Die Stimmung ist gut im Reich Ihrer Majestäten, der sagenhaften Lady Dada, die ihre Untertanen, den stets zu Scherzen aufgelegten Folks, gern mal auffordert, sie einfach „Du“ zu nennen. Andere Repräsen-Tanten gibt es nicht, so dass der Neben-Tan alles Untertänige ablegen und seine Fisimatenten aufs Bunteste treiben darf.

Da wird ein Rückblick gehalten auf die Zeit der 68-er und der nachfolgenden Siebziger, in denen Schlaghosen „reinhauten“ und die ganze „unordentliche Welt noch in Ordnung war“. Da wird ein schräger Blick auf die fabelhafte Welt der Mülltrennung geworfen, die zur omnipräsenten Trennung aller privaten Bereiche bis hin zur Bettentrenug führte und eine entsprechende Entsorgung nach sich zog, bis am Ende auch die Restmülltonne entsorgt wurde und eine Entsorgungstonne für Sorgen eingeführt wurde - mit festgelegter Obergrenze für Sorgen, versteht sich.

Wiederholungstäter haben es längst gemerkt: Faltsch Wagoni alias Silvana und Thomas Prosperi haben es wieder getan, haben wieder zugeschlagen (ganz ohne Schlaghose) und im bosco ihr Programm „Auf in den Kampf, Amore!“ gespielt. Mit gewohnter Wortwerkelei, gespitztem Bleistift und sichtbar viel Spaß an den eigenen Sprachbetrachtungen nehmen die beiden sich in diesem Programm die politische Gegenwart vor, in der die viel bejammerte Politikverdrossenheit der sogenannten Empörungskultur gegenübersteht und, dem Pluralismus gemäß, nebeneinander herdümpeln. Die einen buchen „Windjammertörns für Jammerlappen“ und die anderen pflegen ihre „Tut-mir-Lei(d)t-Kultur aus Empörien“, der „Heimat der emphatischen Europäer“.

Die Highlights im stellenweise nicht wirklich berührenden Programm sind die Songs. Hier findet sich die Schärfe und Pointiertheit, die in den Textbeiträgen nicht immer über die Rampe kommt. Wenn vom „Leben in der Warteschlange“ gesungen wird und der in die Mühlen der Bürokratie geratene Asylbewerber zum „Waiter“ wird, bei dem irgendwann die Verwandlung zum „Hater“ geschehen kann, dann ist das Poesie vom Feinsten, eingebunden in eine mitreissende Melodie. Die Essenz des Programms steckt in der Songzeile „Sens´amore gehen wir baden“ - nahe dran am Hohelied der Liebe aus der Bibel, wo es heißt, dass, wenn die Liebe nicht wäre, nur tönendes Erz oder klingende Schelle bliebe. Und das wäre dann wahrlich nicht abendfüllend.

Sabine Zaplin, 29.09.2019


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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Sa, 28.09.2019 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.