Nach(t)kritik
Weltuntergang mit Zukunftsperspektive
Veranstaltung: Severin Groebner: Der Abendgang des UnterlandsSeverin Groebner hat ein Problem. Er ist ein weißer heterosexueller Mann. Und aus der Mode gekommen. Lesbische Schwarzafrikanerinnen und Transgender-Indios haben die Macht an sich gerissen. Sogar Amerika wird von einer „umoperierten Kampflesbe mit Fönfrisur“ regiert. Was soll einer wie Groebner da anderes machen, als sich ein Best-of der Verschwörungstheoerien zusammenzustricken und den Untergang des Abendlandes zu prophezeien. Pardon, den „Abendgang des Unterlands“. So jedenfalls heißt sein aktuelles Kabarettprogramm, mit dem er seit 2017 auftritt und das am Freitagabend nun auch seine „Gauting-Premiere“ feiern durfte.
Es war ein Abend, der zunächst viele Fragen aufwarf. Erstens, warum der Mann im Schlafanzug auf der Bühne stand. Zweitens, warum sein Mikrofon nicht funktionierte und drittens, ob die daraus resultierende wunderbare Slapstick-Nummer zum Programm gehörte oder „nur“ eine spontane Notlösung war. Und viertens schließlich, warum so viele Besucher nach der Pause nicht mehr da waren. Und dann natürlich noch die ganz große Frage, ob die Welt morgen – also wenn Sie das hier lesen: heute – wirklich untergeht. Schließlich steht das im Internet. Sogar mit der genauen Uhrzeit: 9.48 Uhr.
Es war aber auch ein Abend, der in der zweiten Hälfte auf fast philosophische Weise viele Fragen beantwortete. Auch die ganz große: Werden wir das überleben? Wer bis zum Schluß geblieben war, der konnte beruhigt nach Hause gehen: Vielleicht geht ja gar nicht die Welt unter, sondern nur unser eigenes Weltbild, weil sich eben mal wieder – oder immer noch – alles langsam verändert.
Bis zu dieser Erkenntnis war es ein zwar sehr langer, aber auch ein kluger Kabarettabend. Groebner als gebürtiger Wiener ist mit dem Jenseitigen und Abseitigen bestens vertraut. Als Reisebegleiter und Animateur auf einem furiosen Ritt durch die Weltgeschichte in Richtung Apokalypse hat er seine Cigar Box-Gitarre dabei und singt zwischendurch Schnulzen wie „Auf dem Kinderspielplatz sitzt ein Terrorist“. Und gleich darauf verspricht dieser österreichische „Weltuntergangsmeister“: So schlimm wird es auch diesmal nicht werden.
Als Zeitzeuge erscheint Zeus, derzeit „Göttervater a.D.“, der mit seinem Team aus Spezialisten seinen eigenen Niedergang erlebte, als die „judäischen Billiganbieter“ den Markt eroberten und „unendliche viele Freiminuten“, also ein Leben nach dem Tod, versprachen. Und so schlägt sich Apollo jetzt als Optiker durch, Hermes hat einen Postversand aufgezogen und Nike macht in Turnschuhen. Gemeinsam stapft man auch über die „Müllhalde der Geschichte“, wo die „historischen Ballaststoffe“ neben der vermeintlich guten alten Zeit herumliegen.
Und wer nicht sicher ist, ob er noch die Blumen gießen und die Heizung ausschalten soll, bevor die Welt untergeht: Dafür gibt es ein Youtube-Tutorial. Dann aber schnell in den Bunker, Raviolidosen und Survival-Ausrüstung mitnehmen. Da sitzt man dann und hofft, „dass die eigene heile Welt noch eine kleine Weile hält“. Oder dass der Weltuntergang zumindest nicht in Form eines extrem aggressiven Magen-Darm-Virus kommt. Am Ende vor dem Ende noch ein allerletztes Lied: „Es ist wurscht, du wirst sterben.“
Es war ein Abend, der zunächst viele Fragen aufwarf. Erstens, warum der Mann im Schlafanzug auf der Bühne stand. Zweitens, warum sein Mikrofon nicht funktionierte und drittens, ob die daraus resultierende wunderbare Slapstick-Nummer zum Programm gehörte oder „nur“ eine spontane Notlösung war. Und viertens schließlich, warum so viele Besucher nach der Pause nicht mehr da waren. Und dann natürlich noch die ganz große Frage, ob die Welt morgen – also wenn Sie das hier lesen: heute – wirklich untergeht. Schließlich steht das im Internet. Sogar mit der genauen Uhrzeit: 9.48 Uhr.
Es war aber auch ein Abend, der in der zweiten Hälfte auf fast philosophische Weise viele Fragen beantwortete. Auch die ganz große: Werden wir das überleben? Wer bis zum Schluß geblieben war, der konnte beruhigt nach Hause gehen: Vielleicht geht ja gar nicht die Welt unter, sondern nur unser eigenes Weltbild, weil sich eben mal wieder – oder immer noch – alles langsam verändert.
Bis zu dieser Erkenntnis war es ein zwar sehr langer, aber auch ein kluger Kabarettabend. Groebner als gebürtiger Wiener ist mit dem Jenseitigen und Abseitigen bestens vertraut. Als Reisebegleiter und Animateur auf einem furiosen Ritt durch die Weltgeschichte in Richtung Apokalypse hat er seine Cigar Box-Gitarre dabei und singt zwischendurch Schnulzen wie „Auf dem Kinderspielplatz sitzt ein Terrorist“. Und gleich darauf verspricht dieser österreichische „Weltuntergangsmeister“: So schlimm wird es auch diesmal nicht werden.
Als Zeitzeuge erscheint Zeus, derzeit „Göttervater a.D.“, der mit seinem Team aus Spezialisten seinen eigenen Niedergang erlebte, als die „judäischen Billiganbieter“ den Markt eroberten und „unendliche viele Freiminuten“, also ein Leben nach dem Tod, versprachen. Und so schlägt sich Apollo jetzt als Optiker durch, Hermes hat einen Postversand aufgezogen und Nike macht in Turnschuhen. Gemeinsam stapft man auch über die „Müllhalde der Geschichte“, wo die „historischen Ballaststoffe“ neben der vermeintlich guten alten Zeit herumliegen.
Und wer nicht sicher ist, ob er noch die Blumen gießen und die Heizung ausschalten soll, bevor die Welt untergeht: Dafür gibt es ein Youtube-Tutorial. Dann aber schnell in den Bunker, Raviolidosen und Survival-Ausrüstung mitnehmen. Da sitzt man dann und hofft, „dass die eigene heile Welt noch eine kleine Weile hält“. Oder dass der Weltuntergang zumindest nicht in Form eines extrem aggressiven Magen-Darm-Virus kommt. Am Ende vor dem Ende noch ein allerletztes Lied: „Es ist wurscht, du wirst sterben.“
Katja Sebald, 19.01.2019
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.