Nach(t)kritik
Zeit für Phantasie
Veranstaltung: SpielLust #4: Der Theaterjugendclub GautingManchmal ist es nur ein Schritt. „Ich mach das jetzt“ - dieser Vorsatz kann der Weg in ein Abenteuer sein oder auch gleich in ein neues Leben. Und was die drei Jugendlichen - zwei Jungs und ein Mädchen - da miteinander wagen, ist nichts Geringeres als die Rettung der Welt. Denn der Welt ist der Mut zu einem wirklichen Aufbruch verloren gegangen, stattdessen nimmt sie Alarmzeichen wie den beständig wabernden giftig roten Nebel einfach so hin. Die Jugendlichen aber gehen der Sache auf den Grund.
„Heldenzeit“, heißt das Theaterstück, das der Gautinger Theaterjugendclub unter der Leitung von Sebastian Hofmüller, Yvonne Kalles und Tobias Weber auf die Bühne gebracht hat. Geschrieben hat es Leni Berger, die auch selber mitspielt, zusammen mit Sophia Biäsch, Jannis Hofmüller, Henri Neumann, Jannik Wiegmann, Lilli zur Weihen und Simon zur Weihen. Zwei andere Mitwirkende, Charly Huber und Leni Bäumler, konnten leider nicht bei der Premiere dabei sein, haben aber mitgeprobt.
Mit nur wenigen Mitteln und reichlich Dampf aus der Nebelmaschine gestalten die Jugendlichen ihr Theaterstück. Da werden Mitspieler hinter Baumattrappen zum Zauberwald, da läuft ein gigantischer Pilz über die Bühne. Und in der Teufelstaverne sitzen die drei Abenteurer an einem scheinbar schwebenden Tisch - ein langes Brett, das sie selber in der Schwebe halten. Wunderbar ist auch der Beginn, als die drei sich auf den Weg machen: beschwingt, fast tanzend, mit Rappergesten und so richtig „im Flow“. Man merkt der Truppe in ihrer Bühnenpräsenz an, dass sie sehr viel Spaß miteinander auf den Proben hatten und dass ihre szenische Phantasie aufs Beste angeregt wurde.
Was ist ein Held? Es kann sowohl ein Junge als auch ein Mädchen sein, in jedem Fall ein Mensch, der sich auf etwas Neues einlässt, das Unbekannte wagt und Gefahren von der Allgemeinheit abwenden will. Kein Held sind jene, die sich und ihre Termine allzu wichtig nehmen, die anderen nichts zutrauen und nur sich selber glauben. Oft wird man im Traum schneller zum Helden als in der Wirklichkeit. Und so endet „Heldenzeit“, wie das Stück begann: mit dem Schüler, der sich vornimmt: „Ich mach das jetzt!“. Da sitzt er in der Schule, zwischen seinen Mitschülern, und eigentlich liegt das Abenteuer bereits hinter ihm. War es nur ein Traum? Und wenn schon: er macht das jetzt. Er wird den Weg in die Zukunft gehen. Zeit für Helden und Heldinnen.
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.