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Presse

 

Ohne Ehrenamt geht gar nichts

Erschienen in:   Starnberger Merkur

„Talking Heads“ heißt das Gesprächsformat von Gemeinderat und Kulturreferent Stefan Berchtold im Bosco. Am Sonntag ging es um das Thema Ehrenamt und seine große Bedeutung für ein funktionierendes Gemeinwesen.

Gauting – Mehr als 1000 Ehrenamtliche engagieren sich in Gauting, zumeist in einem der 120 Vereine am Ort. Mit diesen Zahlen eröffnete Gemeinderat und Kulturreferent Stefan Berchtold am Sonntagnachmittag die neue lokale Gesprächsrunde „Talking Heads“ in der „Bar rosso“ des Gautinger Bosco. Doch was treibt die Ehrenamtlichen an? Denn ohne Freiwillige wie etwa die Unterbrunner Feuerwehrfrau Constanze Höpner oder Robert Frank, Vorsitzender des TV Stockdorf, „können wir zusperren“, warnte Berchtold. Wobei mit 20 Vereinen der Sport in Gauting an erster Stelle steht. Das geht aus der aktuellen Statistik hervor.

Stellvertretend für sie war Frank, zugleich Sportjournalist für unsere Zeitung, auf dem Podium vertreten. Er erzählte, dass es zuletzt im Verein, der 1 000 Mitglieder zählt, nur noch einen zweiköpfigen Rumpfvorstand gegeben habe. Deshalb habe er dem Verein aus der Klemme geholfen, so der neu gewählte Vorsitzende. Die Arbeit, die dieser Job mit sich bringt, ist groß. „Weil sich der Verein nur eine Geschäftsleiterin leisten kann, bleibt an uns Ehrenamtlichen sehr viel hängen.“

Monika Bezdek, Vorsitzende des Eltern-Kind-Programms (EKP), liegt das Schwimmbad am Herzen. „Dort ist auch der Generaldirektor nur eine Person in Badehose“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Im Förderverein Sommerbad engagiere sie sich, damit die Kinder schwimmen lernen. Mit Erfolg: Erstmals sei bei der jüngsten Bilanz der Saison 2024 (wir berichteten) nicht mehr die Rede davon gewesen, das Bad aus Kostengründen zu schließen. Die EKP-Vorsitzende ist selbst längst im Rentenalter. Trotzdem arbeitet die Sozialpädagogin jeden Tag ehrenamtlich im EKP-Familienzentrum.

Insgesamt habe Gauting ein unglaubliches Potenzial an Freiwilligen, abzulesen am Engagement des Theaterforums oder des Gautinger „Kult“, wo sie schon als Jugendliche dabei war. Allerdings vermisst sie die Wertschätzung der Gemeindeverwaltung. So sehe sie nicht ein, sich am Wochenende hinzustellen und Bratwürste zu verkaufen, „damit wir unsere Angestellten zahlen können.“ In Gauting säße so viel Geld, dass das eigentlich nicht nötig wäre – auch bei Firmen.

Jasmin Klingan, Kuratoriumsvorsitzende der geförderten Musikschule Gauting-Stockdorf, sagte zu ihrer Motivation: „Ich bin selbst Musikerin“, so die Profi-Sängerin. Und genau deshalb wolle sie einen „hochwertigen bezahlbaren Musikunterricht für alle Kinder gewährleisten“.

Constanze Höpner ist überzeugt: „Feuerwehrdienst und Vereine halten unser Dorfleben lebendig“, sagte die Unterbrunnerin. Weil sie als Architektin auch Brandschutzpläne erstellt, ging sie selbst zur Feuerwehr. Es sei „schon krass“, bei Alarm nachts um drei zum Einsatz raus zu müssen, so die Mutter von zwei Kindern und Löschmeisterin bei der Wehr. Weil die Gemeinde kein Geld hat, musste sie auch schon in unpassenden Schuhen mit blutigen Füßen zum Einsatz. „Deshalb habe ich mir selber Schuhe gekauft.“

Die finanzielle Lage ist misslich in Gauting, das machte Gastgeber Stefan Berchtold in seinem Schlusswort noch einmal deutlich. „Aber den Kampf um freiwillige Leistungen für Sport und Kultur dürfen wir nicht verlieren“, lautete sein Appell.

27.11.2024, Christine Cless-Wesle