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Veranstaltungsinfo

So, 24.11.2024
16.00 Uhr
Diskussion | Sonstiges

Eintritt frei

Voranmeldung erwünscht
unter 089 / 452 38 58-0 oder
kartenservice@theaterforum.de

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Talking Heads - Der Talk im bosco: Stefan Berchtold spricht mit Freiwilligen & Ehrenamtlichen

Die Gesprächsreihe "Talking Heads" hat es sich zum Thema gemacht, der Identität der Menschen in unserer schönen Region – in all ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit – ein Stück näher zu kommen. Es ist ein Versuch, größere Ereignisse auf unser unmittelbares, kommunales Umfeld herunterzubrechen und so nationalen oder globalen Entwicklungen, Veränderungen und Krisen Gesichter zu geben.

Dieses Mal widmet sich Stefan Berchtold der Welt der Ehrenamtlichen und Freiwilligen. Ohne sie wäre vieles nicht möglich: Kulturelles Leben, Sportvereine und lebensnotwendige Infrastrukturen wie die Freiwillige Feuerwehr werden durch das ehrenamtliche Engagement von Gautinger*innen aufrechterhalten. Oft organisiert durch Vereine oder informelle Initiativen, werden professionelle Leistungen erbracht, während finanzielle und bürokratische Herausforderungen bewältigt werden müssen.
Wie geht’s euch, ihr Ehrenamtlichen, Freiwilligen, Begeisterten und Leidenschaftlichen? Warum macht ihr es (noch)? Wo drückt der Schuh und was wollt ihr uns schon lange sagen?

Mit
ROBERT FRANK, TV Stockdorf
MONIKA BEZDEK, Eltern-Kind-Programm e.V.
BENJAMIN STETTER, Energiewendeverein
CONSTANZE HÖPNER, Feuerwehr Unterbrunn
JASMIN KLINGAN, Musikschule Gauting

Pressestimmen
Ohne Ehrenamt geht gar nichts
Pressestimme von Christine Cless-Wesle
Erschienen in:   Starnberger Merkur

„Talking Heads“ heißt das Gesprächsformat von Gemeinderat und Kulturreferent Stefan Berchtold im Bosco. Am Sonntag ging es um das Thema Ehrenamt und seine große Bedeutung für ein funktionierendes Gemeinwesen.

Gauting – Mehr als 1000 Ehrenamtliche engagieren sich in Gauting, zumeist in einem der 120 Vereine am Ort. Mit diesen Zahlen eröffnete Gemeinderat und Kulturreferent Stefan Berchtold am Sonntagnachmittag die neue lokale Gesprächsrunde „Talking Heads“ in der „Bar rosso“ des Gautinger Bosco. Doch was treibt die Ehrenamtlichen an? Denn ohne Freiwillige wie etwa die Unterbrunner Feuerwehrfrau Constanze Höpner oder Robert Frank, Vorsitzender des TV Stockdorf, „können wir zusperren“, warnte Berchtold. Wobei mit 20 Vereinen der Sport in Gauting an erster Stelle steht. Das geht aus der aktuellen Statistik hervor.

Stellvertretend für sie war Frank, zugleich Sportjournalist für unsere Zeitung, auf dem Podium vertreten. Er erzählte, dass es zuletzt im Verein, der 1 000 Mitglieder zählt, nur noch einen zweiköpfigen Rumpfvorstand gegeben habe. Deshalb habe er dem Verein aus der Klemme geholfen, so der neu gewählte Vorsitzende. Die Arbeit, die dieser Job mit sich bringt, ist groß. „Weil sich der Verein nur eine Geschäftsleiterin leisten kann, bleibt an uns Ehrenamtlichen sehr viel hängen.“

Monika Bezdek, Vorsitzende des Eltern-Kind-Programms (EKP), liegt das Schwimmbad am Herzen. „Dort ist auch der Generaldirektor nur eine Person in Badehose“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Im Förderverein Sommerbad engagiere sie sich, damit die Kinder schwimmen lernen. Mit Erfolg: Erstmals sei bei der jüngsten Bilanz der Saison 2024 (wir berichteten) nicht mehr die Rede davon gewesen, das Bad aus Kostengründen zu schließen. Die EKP-Vorsitzende ist selbst längst im Rentenalter. Trotzdem arbeitet die Sozialpädagogin jeden Tag ehrenamtlich im EKP-Familienzentrum.

Insgesamt habe Gauting ein unglaubliches Potenzial an Freiwilligen, abzulesen am Engagement des Theaterforums oder des Gautinger „Kult“, wo sie schon als Jugendliche dabei war. Allerdings vermisst sie die Wertschätzung der Gemeindeverwaltung. So sehe sie nicht ein, sich am Wochenende hinzustellen und Bratwürste zu verkaufen, „damit wir unsere Angestellten zahlen können.“ In Gauting säße so viel Geld, dass das eigentlich nicht nötig wäre – auch bei Firmen.

Jasmin Klingan, Kuratoriumsvorsitzende der geförderten Musikschule Gauting-Stockdorf, sagte zu ihrer Motivation: „Ich bin selbst Musikerin“, so die Profi-Sängerin. Und genau deshalb wolle sie einen „hochwertigen bezahlbaren Musikunterricht für alle Kinder gewährleisten“.

Constanze Höpner ist überzeugt: „Feuerwehrdienst und Vereine halten unser Dorfleben lebendig“, sagte die Unterbrunnerin. Weil sie als Architektin auch Brandschutzpläne erstellt, ging sie selbst zur Feuerwehr. Es sei „schon krass“, bei Alarm nachts um drei zum Einsatz raus zu müssen, so die Mutter von zwei Kindern und Löschmeisterin bei der Wehr. Weil die Gemeinde kein Geld hat, musste sie auch schon in unpassenden Schuhen mit blutigen Füßen zum Einsatz. „Deshalb habe ich mir selber Schuhe gekauft.“

Die finanzielle Lage ist misslich in Gauting, das machte Gastgeber Stefan Berchtold in seinem Schlusswort noch einmal deutlich. „Aber den Kampf um freiwillige Leistungen für Sport und Kultur dürfen wir nicht verlieren“, lautete sein Appell.

Nach(t)kritik
..was einmal weg ist, kommt halt nicht wieder..
Nach(t)kritik von Christine Cless-Wesle

Gauting – Wie´s ums viel gelobte Ehrenamt in Gauting bestellt ist, diskutierte Stefan Berchtold, Gemeinderats-Referent für Kultur, am Sonntagnachmittag in der Reihe „Talking Heads“ in  der Bar des Gautinger bosco. Auf dem Podium standen Constanze Höpner von der Feuerwehr Unterbrunn, Robert Frank, Vorsitzender des TV Stockdorf, Benjamin Stettner vom Energiewendeverein, Jasmin Klingan, Kuratoriums-Vorsitzende der Musikschule Gauting-Stockdorf,  Netzwerker Willi Rodrian, aber auch Monika Bezdek vom Eltern-Kind-Programm (EKP) Rede und Antwort. 

„Mehr als 1 000 Ehrenamtliche“ engagieren sich in einem der 100 Vereine am Ort, schickte Stefan Berchtold voraus. Allein im Bereich Sport  gibt`s  20 Vereine am Ort,   dicht gefolgt von der Sparte Musik, Gesang.

Doch woher kommt dieses Engagement? fragte Stefan Berchtold in die Runde. Löschmeisterin Constanze Höpner sagt, sie sei da hineingewachsen: Die verheiratete Mutter von zwei Kindern hat ihr Architektur-Büro  in Unterbrunn. Da sei sie auch tagsüber verfügbar, müsse bei Alarm  aber auch mal nachts um drei Uhr zum Einsatz raus - und das sei schon "krass",  so die Feuerwehrfrau.

Im Gegensatz zu Gauting sei die Feuerwehr  im Dorf Unterbrunn eben eine Gemeinschaft, wo man dabeibleibt, resümiert die Ehrenamtliche.

Er habe kapiert, „wie heftig die Klimakrise ist“ – und deshalb den in der Coronazeit eingeschlafenen Energiewendeverein mit 12 Frauen wiederbelebt, sagt der Vorsitzende Benjamin Stettner. Doch als Familienvater mit drei Kindern müsse er die Stundenzahl seines Ehrenamts budgetieren, betont der ITler.

Und  Sportjournalist Robert Frank, der Vorsitzende des TV Stockdorf, half dem Sportverein mit 1 000 Mitgliedern aus der Klemme, als nur noch ein zweiköpfiger Rumpfvorstand übrig war.

„Ich erzähle lieber nicht, wieviel Stunden ich im Einsatz bin“, sagt Monika Bezdek. Seit Rentenantritt arbeitet die Sozialpädagogin nämlich „den ganzen Tag“ im Stockdorfer Familienzentrum. Die Vorsitzende des EKP gibt aber auch Kindern Schwimmunterricht – und trainiert danach selber, „weil`s  mir guttut.“

Profi-Sängerin Jasmin Klingan kümmert sich als Kuratoriumsvorsitzende auch um die 32 Lehrkräfte der geförderten Musikschule Gauting-Stockdorf  – und sagt: „Das macht Spaß, weil engagierte Leute für ihre Aufgabe brennen.“

Gauting habe ein unglaubliches Potenzial an Ehrenamtlichen, erinnert Monika Bezdek an Kunstschaffende wie Schauspieler Sebastian Hofmüller mit „literarischen Hausbesetzungen“, an die Profi-Ehrenamtlichen vom Theaterforum oder ans Gautinger „Kult",  wo sie schon als Jugendliche dabei war.

Aber sie vermisse hier in Gauting „die Wertschätzung“ der Rathausverwaltung, so die EKP-Vorsitzende.

Sie sehe auch nicht ein, dass sie sich am Wochenende hinstellen müsse um Bratwürste zu verkaufen, „damit wir  unsere Angestellten" zahlen können, ärgert sich die  EKP-Vorsitzende.  In Gauting säße schließlich so viel Geld - auch bei Firmen.

„Wir dürfen nicht aufgeben“, bedauert Gemeinderat Stefan Berchtold die missliche Lage mit „nicht ausgeglichenem Gemeinde-Haushalt.“ Doch den Kampf um freiwillige Leistungen für Sport und Kultur „dürfen wir nicht verlieren“, appelliert  der Ehrenamtliche.

Wenn am privaten Engagement „von Berlin bis Gauting“ überall eingespart wird, gehe das Ehrenamt mangels Wertschätzung verloren, resümiert Willi Rodrian, der im Partnerschafts-, Energiewendeverein und Theaterforum aktiv ist. Und was einmal weg ist, „kommt halt nicht wieder“, warnt der Gautinger Netzwerker.

 

Galerie
Bilder der Veranstaltung
So, 24.11.2024 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.