Veranstaltungsinfo
Gerd Holzheimer "Die Liebe höret nimmer auf" (2): Schau mir in die Augen – Die reife Liebe
In der Reihe „Die Liebe höret nimmer auf“ geht es um das älteste Thema der Menschheit – und das ist die schönste Sache der Welt, oder? Leider nicht, nicht nur. Oder auch Gott sei Dank nicht. Wäre die Geschichte nicht eine so schön komplizierte, gäbe es auch nicht so viele wunderbare Texte auf dieser Welt.
Der griechische Philosoph Plato geht von dem Bild aus, dass der Mensch einst die Gestalt einer Kugel hatte, bis diese Kugel in zwei Hälften geteilt wurde. Seither suchen sich die beiden Hälften, sie möchten sich wieder vervollständigen. Diese Suche ist die Sehnsucht, die bald zutiefst beglückend, bald auch voller Schmerz sein kann.
Sie sucht die Erfüllung, die zutiefst beglückend ist – und immer neue Wiederholung wünscht, weil alle Lust Ewigkeit will, aber eben nicht permanenten Bestand hat. Gefahr neuer Befremdung, wenn nicht Entfremdung droht. Nie bleibt die wiederhergestellte Einheit ohne weiteres bestehen, schon gar nicht von selber. Schmerz steht zu befürchten, so dass neue Sehnsucht entstehen kann: die Kugelgestalt wieder zu erneuern oder Bestandteil einer neuen Kugelform zu werden. So gehen Sehnsucht und Erfüllung eine eigentümliche Partnerschaft ein.
Ob die Erfüllung der Tod der Sehnsucht ist, wie manche meinen, oder ihr beglückendes Ziel, ist Gegenstand unendlich vieler Geschichten, weil unendlich vielen Menschen in ihrem Leben diese Geschichten begegnen. Wir geben uns ganz einfach diesen Erzählungen hin.
Teil 2: Schau mir in die Augen – Die reife Liebe
„Warum gabst du uns die tiefen Blicke / Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun, / Unsrer Liebe, unserm Erdenglücke / Wähnend selig nimmer hinzutraun?“, beginnt Goethes berühmtes Gedicht, und es endet so: „Glücklich, daß das Schicksal, das uns quälet, / Uns doch nicht verändern mag.“ Untrüglich bleibt der Augenblick, in dem sich künftig einander Liebende begegnen: „Schau mir in die Augen“, sagt Humphrey Bogart zu Ingrid Bergman, alias Rick zu Elsa, zwar nur in einer frühen Synchronfassung, doch hat sich dieser Satz in unser aller Gedächtnis eingeprägt, für immer. In Jean-Antoine Watteaus, 1717 entstandenem, Gemälde Einschiffung nach Kythera wird die Landpartie zum Versammlungsplatz, zum Hafen als Ausgangspunkt zur Überfahrt auf die Liebesinsel, verbunden mit dem großen Versprechen für den Aufbruch in die Freiheit. „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund, / ich schrie mir schon die Lungen wund“, so schreit Klaus Kinski sich schon fast selber die Lungen wund, wenn er Villons berühmte Ballade rezitiert. Obgleich vom Isartal die Ethnographie weiß, dass die Frauen sich leider nichts Gutes im Ehestand erwarten („Sie haben ihr junges Leben genossen, und selten treten sie aus Liebe und Neigung zum Altar“), beginnen an der Isar am 5.8.1912 der Verfasser des Skandalromans Lady Chatterley‘s Lover D. H. Lawrence und seine Geliebte, die verheiratete Frida von Richthofen, ihre Wanderung über die Alpen nach Italien, wie von Sinnen ineinander verliebt und entschlossen, jede Verbindung zur Vergangenheit abzubrechen, mit Rucksack und Spirituskocher. Amour fou sondergleichen, die in die Ehe mündet.
„A liebt B, aber B liebt C“ ist der Klassiker trivialer oder auch nicht trivialer Liebesgeschichten, aber in unserer kleinen Reihe geht es eher um die geglückten Begegnungen, seien sie nur für Augenblicke gelungen oder für ein ganzes Menschenleben. Viele Texte, die zu hören sein werden, bilden einen Schwebezustand ab, zwischen „Noch nicht“ und „Nicht mehr“, ein Zustand, in dem so viel möglich ist, was nicht wirklich sein oder werden muss, aber oft Wirklichkeit werden kann.
Konzeption & Moderation
GERD HOLZHEIMER
Sprecherin
JUDITH HUBER
JUDITH HUBER, geboren in Burghausen, absolvierte eine Musicalausbildung an der Stage School Hamburg und studierte anschließend an der Schule für Schauspiel Hamburg. Nach einem festen Engagement in Nürnberg gastierte sie u.a. in Zürich, Berlin, München, Hamburg und Düsseldorf. Seit zehn Jahren ist sie freischaffend tätig. Mit Christiane Pohle, Katja Hensel und Stefanie Höner gründete sie das Ensemble Laborlavache. Zudem rief sie 1998 mit Eva Löbau das spartenübergreifende Langzeitprojekt Die Bairische Geisha ins Leben. Neben diesen Projekten steht gleichberechtigt die Arbeit als Sprecherin, auf der Bühne oder vor der Kamera.
Der griechische Philosoph Plato geht von dem Bild aus, dass der Mensch einst die Gestalt einer Kugel hatte, bis diese Kugel in zwei Hälften geteilt wurde. Seither suchen sich die beiden Hälften, sie möchten sich wieder vervollständigen. Diese Suche ist die Sehnsucht, die bald zutiefst beglückend, bald auch voller Schmerz sein kann.
Sie sucht die Erfüllung, die zutiefst beglückend ist – und immer neue Wiederholung wünscht, weil alle Lust Ewigkeit will, aber eben nicht permanenten Bestand hat. Gefahr neuer Befremdung, wenn nicht Entfremdung droht. Nie bleibt die wiederhergestellte Einheit ohne weiteres bestehen, schon gar nicht von selber. Schmerz steht zu befürchten, so dass neue Sehnsucht entstehen kann: die Kugelgestalt wieder zu erneuern oder Bestandteil einer neuen Kugelform zu werden. So gehen Sehnsucht und Erfüllung eine eigentümliche Partnerschaft ein.
Ob die Erfüllung der Tod der Sehnsucht ist, wie manche meinen, oder ihr beglückendes Ziel, ist Gegenstand unendlich vieler Geschichten, weil unendlich vielen Menschen in ihrem Leben diese Geschichten begegnen. Wir geben uns ganz einfach diesen Erzählungen hin.
Teil 2: Schau mir in die Augen – Die reife Liebe
„Warum gabst du uns die tiefen Blicke / Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun, / Unsrer Liebe, unserm Erdenglücke / Wähnend selig nimmer hinzutraun?“, beginnt Goethes berühmtes Gedicht, und es endet so: „Glücklich, daß das Schicksal, das uns quälet, / Uns doch nicht verändern mag.“ Untrüglich bleibt der Augenblick, in dem sich künftig einander Liebende begegnen: „Schau mir in die Augen“, sagt Humphrey Bogart zu Ingrid Bergman, alias Rick zu Elsa, zwar nur in einer frühen Synchronfassung, doch hat sich dieser Satz in unser aller Gedächtnis eingeprägt, für immer. In Jean-Antoine Watteaus, 1717 entstandenem, Gemälde Einschiffung nach Kythera wird die Landpartie zum Versammlungsplatz, zum Hafen als Ausgangspunkt zur Überfahrt auf die Liebesinsel, verbunden mit dem großen Versprechen für den Aufbruch in die Freiheit. „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund, / ich schrie mir schon die Lungen wund“, so schreit Klaus Kinski sich schon fast selber die Lungen wund, wenn er Villons berühmte Ballade rezitiert. Obgleich vom Isartal die Ethnographie weiß, dass die Frauen sich leider nichts Gutes im Ehestand erwarten („Sie haben ihr junges Leben genossen, und selten treten sie aus Liebe und Neigung zum Altar“), beginnen an der Isar am 5.8.1912 der Verfasser des Skandalromans Lady Chatterley‘s Lover D. H. Lawrence und seine Geliebte, die verheiratete Frida von Richthofen, ihre Wanderung über die Alpen nach Italien, wie von Sinnen ineinander verliebt und entschlossen, jede Verbindung zur Vergangenheit abzubrechen, mit Rucksack und Spirituskocher. Amour fou sondergleichen, die in die Ehe mündet.
„A liebt B, aber B liebt C“ ist der Klassiker trivialer oder auch nicht trivialer Liebesgeschichten, aber in unserer kleinen Reihe geht es eher um die geglückten Begegnungen, seien sie nur für Augenblicke gelungen oder für ein ganzes Menschenleben. Viele Texte, die zu hören sein werden, bilden einen Schwebezustand ab, zwischen „Noch nicht“ und „Nicht mehr“, ein Zustand, in dem so viel möglich ist, was nicht wirklich sein oder werden muss, aber oft Wirklichkeit werden kann.
Konzeption & Moderation
GERD HOLZHEIMER
Sprecherin
JUDITH HUBER
JUDITH HUBER, geboren in Burghausen, absolvierte eine Musicalausbildung an der Stage School Hamburg und studierte anschließend an der Schule für Schauspiel Hamburg. Nach einem festen Engagement in Nürnberg gastierte sie u.a. in Zürich, Berlin, München, Hamburg und Düsseldorf. Seit zehn Jahren ist sie freischaffend tätig. Mit Christiane Pohle, Katja Hensel und Stefanie Höner gründete sie das Ensemble Laborlavache. Zudem rief sie 1998 mit Eva Löbau das spartenübergreifende Langzeitprojekt Die Bairische Geisha ins Leben. Neben diesen Projekten steht gleichberechtigt die Arbeit als Sprecherin, auf der Bühne oder vor der Kamera.