Veranstaltungsinfo
Gerd Holzheimer: Ich bin's - Wiedergeburt des Individuums in der Renaissance (4)
Die Zentralperspektive zieht ein in die bildende Kunst und in die Architektur, der Mensch steht im Mittelpunkt. Hat man an der Antike also auch ein Vorbild, an das man sich halten kann, so ist doch mit diesem Aufbruch ein ungeheurer Wagemut verbunden, sich in dieses Neuland zu begeben, in dem noch keiner war – eine Wüste aus Leerstellen sozusagen, für die eine neue Form gefunden werden muss. Den ungeheuren Schritt, der da gewagt wird, illustriert unter anderem ein Text, den der italienische Humanist und Philosoph Giovanni Pico de Mirandola (1463 – 1494) geschrieben hat (1496 veröffentlicht). Er denkt so „über die Würde des Menschen“ nach: „Als Gott alle Dinge geschaffen hatte, dachte er schließlich daran, den Menschen zu schaffen. Aber er hatte keine Form mehr für ein neues Geschöpf, noch Stoff, mit dem er das neue Kind begabte, noch einen Raum, wo er als Betrachter des universums hätte Platz finden können.“ Es ist praktisch schon alles besetzt, jeder Raum und auch jede Form. Also setzt der Schöpfer den Menschen in die Freiheit, was für ein gewaltiger Wurf. Er setzt ihn in die Mitte der Welt und gibt ihm „keinen festen Sitz, keine eigene Gestaltung“, alles muss oder darf der Mensch sich selbst schaffen, ohne Schranken, nur nach seinem eigenen Willen. Dem Menschen, so jubelt Mirandola, ist „gegeben zu besitzen, was er sich wünscht, zu sein, was er will.“ So fordert es auch der Philosoph Wilhelm Schmid für die Jetzt-zeit: „Dort wo das Herkömmliche fragwürdig wird, wird die Gestaltbildung zur Aufgabe, die kaum je abzuschließen ist.“
Reihe: Wie hätten wir's denn gern? Modelle für Staat und Gesellschaft.
Konzeption & Moderation: GERD HOLZHEIMER
Sprecherin: GESCHE PIENING
Reihe: Wie hätten wir's denn gern? Modelle für Staat und Gesellschaft.
Konzeption & Moderation: GERD HOLZHEIMER
Sprecherin: GESCHE PIENING