Veranstaltungsinfo
Holzheimer-Reihe "Ich und die Welt" (4) : Der Orient als Biographie
An diesem Abend zeigt die Kompassnadel in den Orient. Die Schweizer Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach, befreundet u.a. mit Erika Mann, ist dieser Tage wieder aufgetaucht in dem Roman Kompass von Mathias Énard, in dem um die Verschlungenheit und gegenseitige Bereicherung von Orient und Okzident geht. Für Franz Ritter, einen Protagonisten des Romans ist der Orient ein „staatenloser Traum“, auf Arabisch, Persisch und Türkisch, in dem er immer wieder eine Sarah zu treffen sucht, der es ihrerseits jedoch um die Spuren der Annemarie Schwarzenbach geht: beide dem Orient vollkommen verfallen.
Annemarie Schwarzenbach ist eine unheilbar Reisende, ihr Aufbrechen bleibt immer ohne Ziel. „Wirklich, ich lebe nur wenn ich schreibe“, schreibt sie in ihr Tagebuch, 1939. Im einst berühmten Hotel Baron in Aleppo sendet sie triste Briefe an Klaus Mann. Thomas Mann betrachtet sie mit einer Mischung aus Besorgnis und Wohlgefallen: „Merkwürdig, wenn Sie ein Junge wären, dann müssten Sie doch als ungewöhnlich hübsch gelten. „Sie lebte gefährlich. Sie trank zu viel. Sie ging nie vor Sonnenaufgang schlafen“, erinnert sich eine Freundin Sie wird nur 34 Jahre alt, stirbt an den Folgen eines Fahrradunfalls in der Schweiz.
Für sie wie für Else Lasker-Schüler gibt es kein Land der Heimkehr. Lasker-Schülers spezifische „Mischung“ beschreibt Jürgen Serke als „häufig jüdisch, ihre Phantasie war orientalisch, ihre Sprache deutsch.“ Sie will nichts weniger als: „in das Grenzenlose in mir zurück“.
Das scheinbar oder tatsächlich Paradoxe dieses Satzes steht im Zentrum von Überlegungen, die nicht unbedingt „Ergebnisse“ zum Ziel haben, sondern noch einmal an den Anfang zurückgehen möchten: Was wird denn überhaupt gesucht? Was haben sich diese damals jungen Künstler vorgestellt? Hat das in irgendeiner Weise etwas damit zu tun, was auch uns umtreibt?
Zwei Jahre lang, von 1912 bis 1914 hat Franz Marc kleine expressionistische Kunstwerke an Else Lasker-Schüler geschickt, bemalte Karten als „Botschaften an den Prinzen Jusuf“. Else Lasker-Schüler anwortet literarisch: „Briefe an den blauen Reiter Franz Marc“. Das Blaue Land des Blauen Reiters in Bayern tritt in poetischeVerbindung mit Palästina. In Jerusalem tritt sie unter anderem für einen arabisch-jüdischen Kindergarten ein. Ihre zentrale Botschaft lautet: „Ein Mensch der Liebe kann nur auferstehen! Hass schachtelt ein! Wie hoch die Fackel auch mag schlagen!“
Konzeption & Moderation
GERD HOLZHEIMER
Sprecherin
KATJA SCHILD
Annemarie Schwarzenbach ist eine unheilbar Reisende, ihr Aufbrechen bleibt immer ohne Ziel. „Wirklich, ich lebe nur wenn ich schreibe“, schreibt sie in ihr Tagebuch, 1939. Im einst berühmten Hotel Baron in Aleppo sendet sie triste Briefe an Klaus Mann. Thomas Mann betrachtet sie mit einer Mischung aus Besorgnis und Wohlgefallen: „Merkwürdig, wenn Sie ein Junge wären, dann müssten Sie doch als ungewöhnlich hübsch gelten. „Sie lebte gefährlich. Sie trank zu viel. Sie ging nie vor Sonnenaufgang schlafen“, erinnert sich eine Freundin Sie wird nur 34 Jahre alt, stirbt an den Folgen eines Fahrradunfalls in der Schweiz.
Für sie wie für Else Lasker-Schüler gibt es kein Land der Heimkehr. Lasker-Schülers spezifische „Mischung“ beschreibt Jürgen Serke als „häufig jüdisch, ihre Phantasie war orientalisch, ihre Sprache deutsch.“ Sie will nichts weniger als: „in das Grenzenlose in mir zurück“.
Das scheinbar oder tatsächlich Paradoxe dieses Satzes steht im Zentrum von Überlegungen, die nicht unbedingt „Ergebnisse“ zum Ziel haben, sondern noch einmal an den Anfang zurückgehen möchten: Was wird denn überhaupt gesucht? Was haben sich diese damals jungen Künstler vorgestellt? Hat das in irgendeiner Weise etwas damit zu tun, was auch uns umtreibt?
Zwei Jahre lang, von 1912 bis 1914 hat Franz Marc kleine expressionistische Kunstwerke an Else Lasker-Schüler geschickt, bemalte Karten als „Botschaften an den Prinzen Jusuf“. Else Lasker-Schüler anwortet literarisch: „Briefe an den blauen Reiter Franz Marc“. Das Blaue Land des Blauen Reiters in Bayern tritt in poetischeVerbindung mit Palästina. In Jerusalem tritt sie unter anderem für einen arabisch-jüdischen Kindergarten ein. Ihre zentrale Botschaft lautet: „Ein Mensch der Liebe kann nur auferstehen! Hass schachtelt ein! Wie hoch die Fackel auch mag schlagen!“
Konzeption & Moderation
GERD HOLZHEIMER
Sprecherin
KATJA SCHILD