Kathi Wolf ist vieles: ausgebildete Schauspielerin, studierte Psychologin, auch in Sachen Gesang besitzt sie Erfahrung, und zudem hat sie einen gewissen Einblick in die Rechtswissenschaft gewinnen können. Auf der Bühne aber steht sie als feministische Psychologin. Und als solche analysiert sie in ihrem Solo-Programm „Klapsenbeste“ die Gegenwart, deren Gesellschaft und politischen Gestalter gnadenlos und nicht selten aus einer mit guter Ironie ausgestatteten feministischen Perspektive. So widmet sie sich gleich zu Beginn dem „Elefanten im Raum“ und stellt fest: „Ich gendere nicht, sondern benutze hier ausschließlich die weibliche Form. Die Männer sind da einfach mitgemeint.“
Die seit Generationen ungefragt und ungenannt mitgemeinten Frauen teilen Kathi Wolfs Erfahrung, sich doch mit dem emanzipatorischen Zwischenschritt „Frauenparkplatz“ nun mal zufrieden geben zu sollen - zumal ja gegen die Angst vor den dunklen, umheimlichen Wege hin zum Parkplatz mit den Frauenplätzen das Pfefferspray erfunden worden ist. Und natürlich, so weiß die Psychologin Wolf, muss es ein gewisses Verständnis dafür geben, dass den meisten Männern der Befreiungsweg der Frau ein bisschen zu schnell gegangen ist „vom Scheiterhaufen herunter in die Parlamente hinein“. Da gibt es eben auch Begriffe, die triggern können: Begriffe wie „Frauenquote“ beispielsweise lösen durchaus die eine oder andere Angststörung aus und bringen nicht zuletzt auch Frauen zur Verzweiflung. „Mal ehrlich: wir wollen doch lieber aufgrund unserer Qualifikation für eine Aufgabe ausgewählt werden und nicht wegen unseres Geschlechts.“ Doch wenn frau dann bedenkt, dass die Frage der Qualifikation bei männlichen Kandidaten in den Parlamenten des Landes zu Besetzungen wie Andi Scheuer führen kann, dann scheint dieses Auswahlkriterium doch eher sekundär zu sein.
Angststörungen stellt Kathi Wolf auch anderorts fest. Eine Familienaufstellung der Regierungskoalition offenbart da große Dysfunktionalitäten in den verschiedensten vorherrschenden Beziehungsmustern. Therapien täten da not, doch leider ist es bei Therapeutinnen nicht anders als in allen anderen Praxen: es gibt keine freien Termine mehr. Der Ausweg in die Nebenschauplätze wie Heilpraktikerinnen oder Esoterikmessen ist eine Sackgasse: überhöhte Preise für fragwürdige Heilmittel wie Heilsteine führen eher in die Privatinsolvenz als zu einem ausgeglichenen Seelenleben.
Dabei ist die Gegenwart nicht dazu angetan, ein angstfreies Leben zu führen. Angriffe auf die Demokratie schwächen diese, so dass der Eindruck, sie liege im Sterben, weder an den Haaren herbeigezogen ist noch Anlass zu Sorglosigkeit geben könnte. Dabei ist dieser Zustand schon aufgrund der Terminologie demokratischer Praktiken eine Self-fullfilling prophecy: „Allein das Wort Wahl-Urne gibt da doch schon zu denken.“
Neben vielen sehr witzigen, sehr klugen Beobachtungen ruht Kathi Wolf sich stellenweise in ihrem Programm auf Allgemeinplätzen aus, die sie eigentlich nicht nötig hätte, wie dem Dauerbrenner „Rechnen und Waldorfschülerinnen“ oder Äußerlichkeiten wie der Frisur von Anton Hochreiter. Richtig gut aber ist sie in ihren feministischen Nummern. Ein absolutes Highlight war das Verlesen von Blondinenwitzen als Beispiel für die angebliche Macht und Überlegenheit der weißen blonden Frau im Stil einer von Bildungselite geprägten Autorinnenlesung. Hier zeigt sich die Klapsenbeste von ihrer wahrhaft besten Seite.