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Veranstaltungsinfo

Di, 10.03.2015
20:00 Uhr
Film

9,00
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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Marcus H. Rosenmüller: Räuber Kneißl

Aus der Reihe "Heimat" mit einer Einführung von Sabine Zaplin. "Räuber Kneißl" ist ein deutscher Spielfilm des Regisseurs Marcus H. Rosenmüller, der das Leben des bayerischen Räubers Mathias Kneißl von 1892 bis zu seiner Hinrichtung 1902 zum Thema hat.
In der Schachermühle im Dachauer Hinterland führt die Familie Kneißl ein bescheidenes Leben in Armut. Durch kleinere Diebstähle und Wilderei können sie sich einigermaßen über Wasser halten. Mathias Kneißl fällt der Justiz bereits als Kind auf, aufgrund der Plünderung eines Opferstockes. Eines Tages wird der Vater auf der Flucht von der Polizei erschlagen, und die Mutter muss ins Gefängnis. Mathias Kneißl und sein Bruder Alois werden später wegen einer Schießerei ebenfalls eingesperrt. Alois überlebt das Zuchthaus nicht. Nach der Haftentlassung steckt Mathias voller Hoffnung und Zukunftspläne. Mit seiner Liebsten, Mathilde, möchte er nach Amerika auswandern, um sich dort eine neue, ehrbare Existenz aufzubauen. Allerdings fehlt dazu das nötige Geld. Aufgrund seiner Lebensgeschichte und der Haft weigern sich viele Arbeitgeber, diesen „Zuchthäusler“ einzustellen. Statt der von Hias gewünschten ehrlichen Arbeit lässt er sich in seiner Not auf eine „todsichere Sache“ ein, bei der ein reicher Bauer ausgeraubt werden soll. Jedoch läuft nicht alles nach Plan, und die Polizei fahndet erneut nach ihm. 



Kritiken:
Das Lexikon des Internationalen Films nennt die „bilderbuchhafte Rekapitulation des kurzen Lebens von Mathias Kneißl“ eine „Mischung aus Chronik und Ballade, nahe an den historischen Fakten, aber mit märchenhaft-burleskem Gestus inszeniert. Das in Ausstattung und Setdesign um Historizität bemühte Drama meidet frühere sozialkritische Interpretationen, fügt der durchweg positiv gezeichneten Figur aber keine neue Deutung hinzu.“ 
Ulrike Frick lobt im Münchner Merkur die „akribischen und liebevollen Details der Epoche sozialer Ungerechtigkeit“. Zudem meint sie, dass Rosenmüller mit dem Film über „mit einem düsteren Heiligenschein versehenem Volkshelden“ eine „ungewöhnliche Mischung aus Western und Heimatfilm gelungen sei, bei der sich tragische, grausame und heitere Momente abwechseln.“ Außerdem hebt sie die „exquisiten Darsteller“ hervor, die „erfreulicherweise allesamt des notwendigen Idioms mächtig sind“. Jedoch kritisiert Frick auch, dass der Film „zu sehr in sehenswerte Einzelszenen zerfalle“ und dass diese Verfilmung insgesamt nicht an die „zermalmende Wucht“ heranreiche, die Reinhard Hauff 1970 seiner Version verleihen konnte und dass Brückner an den „unvergleichlichen Hans Brenner“ nicht heranreiche. 
„Für die Ausweglosigkeit und Tragik Kneißls findet Rosenmüller eindringliche Bilder: Wie er sich hinter Zäunen und Mauern verschanzt, wie er sich in Kammern verkriecht, wo noch sein Spiegelbild im Spiegelrahmen gefangen scheint. Zum Kontrast die Sehnsuchtsbilder der Freiheit, die sonnendurchstrahlten Glücksmomente mit Mathilde: Wenn er sie aus München mit dem Fahrrad abholt und wie in 'Butch Cassidy & the Sundance Kid' der Freiheit entgegen- stürmt. Kneißls Amerika-Sehnsucht wird ausdrücklich in Western-Referenzen gefasst: von der Bordell-Szene bis zum Peckinpah-Showdown-Feuerwerk.“ (Rainer Gansera: Süddeutsche Zeitung) 
„Selbst ansonsten ausgezeichnete Schauspieler treibt der Regisseur Rosenmüller in einen geradezu stummfilmhaften Ausdruckskrampf aus zitternden Lippen, knirschenden Zähnen und bebenden Fäusten. So wird 'Räuber Kneißl' zu einem wahren Horrorfilm.“ (Wolfgang Höbel: Spiegel Online) 

Räuber Kneißl im Lexikon des Internationalen Films 
Western aus Bayern: Mit düsterem Heiligenschein, Münchner Merkur vom 21. August 2008, S. 18 
Rainer Gansera: Verwahrlosung im Blut. Endlich wieder ein bayerischer Western - 'Räuber Kneißl'. Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010, abgerufen am 12. März 2013.