Noch ist in bester Erinnerung, wie aufregend Sarah Christian 2017 in den Finalrunden des ARD-Musikwettbewerbs Mozart und Prokofjew spielte und dann (zusammen mit Andrea Obiso) einen zweiten Preis errang, ein erster wurde nicht vergeben. Umso größer war die Erwartung beim Duo-Abend im Bosco mit lauter eher selten gespielten Werken: den jeweils einzigen Violinsonaten von Leoš Janáček und Richard Strauss, dazu die ebenfalls kaum im Konzertsaal anzutreffende letzte Beethoven-Sonate. Schwerer kann man es sich eigentlich nicht machen.
Anders als im Programm ausgedruckt, war der Einstieg mit dem wild zerklüfteten, rhapsodischen Werk des mährischen Komponisten eine gute Entscheidung. An ihm hatte er während des gesamten ersten Weltkriegs gearbeitet, der darin auch seine Spuren hinterließ, brachte Spielerinnen wie Hörer gleich auf eine hohe Betriebstemperatur und zwang zur Konzentration. Trotz vielfach wechselnder musikalischer Ereignisse gelang Christian und ihrer Pianistin Hisako Kawamura ein dicht gewebtes Musizieren, das vielfach schillerte.
Ludwig van Beethovens letzte Sonate entstand 1812, also ganze neun Jahre nach der vorletzten, der berühmten „Kreuzer-Sonate“ und ist, 1815 überarbeitet, ein für den Komponisten seltsam undramatisches Werk. Das beginnt schon mit dem ungewöhnlich lyrisch verhaltenen Anfang mit einem Triller-Motiv, dem ein ganz zurückhaltend fließender Kopfsatz folgt und setzt sich nach einem gewichtigen langsamen Satz fort mit einem kurzen Scherzo, das gerade mal 32 Takte umfasst und einem Finale mit eigentümlichen Variationen. Anders als bei Janáček und später bei Strauss herrschte immer mal wieder eigentümliche Indifferenz, wuchs die Pianistin öfters nicht über ein etwas farbarm neutrales Spiel hinaus. Einzig im langsamen Satz und an manchen Stellen des Finales konnte man wirklich Inspirierteres hören als perfekt und akkurat gespielte Töne.
Doch dann folgte die große Violinsonate des gerade mal 23-jährigen Richard Strauss, der in den 1880er Jahren mit Streichquartett, Cellosonate, Klavierquartett und schließlich der Violinsonate zum ernstzunehmenden Komponisten reifte, während er seine erste Tondichtung „Macbeth“ komponierte. Vor allem das überbordende Finale der Sonate wirkte oft wie ein Klavierauszug mit obligater Violine einer imaginären Tondichtung für großes Orchester. Die beiden Musikerinnen boten alle technische Virtuosität und musikalische Überzeugungskraft auf, um den enormen Anforderungen, nicht zuletzt im Klavierpart gerecht zu werden. Und Sarah Christian vermochte den Violinpart mit so viel Intensität und süßem Ton aufzuladen, dass nicht nur der junge Richard Strauss daran seine Freude gehabt hätte.