Ursula Zeidler: Freie Schnauze – Weideschweine

Sie sind neugierig, sehr sogar, vergnügt, begeisterungsfähig, anlehnungsbedürftig, frech, gierig, gute Kumpels, sie kuscheln mit Hingabe... und all das findet sich auf den Bildern, die die Fotografin Ursula Zeidler in ihrer aktuellen Fotoserie versammelt hat. Ein Jahr lang hat sie in Niederbayern und Österreich Weideschweine fotografiert; als street photographer und Fotojournalistin hat sie einen Blick für charakteristische Situationen und fängt so ein Sozialleben ein, das für uns Menschen auf erstaunliche Weise interpretierbar ist und uns als Betrachtende immer wieder lächeln lässt. Insgesamt entstand die Dokumentation eines vergnügten und gesunden Miteinanders, vor dem die Art, wie in der Intensivtierhaltung Schweine sonst gehalten werden, nur noch monströs erscheint. Ursula Zeidler zeigt das positive Gegenmodell.

URSULA ZEIDLER – geboren 1946 in Ratzeburg – besuchte 1964 - 1966 die Bayerische Staatslehranstalt für Photographie in München und arbeitete fortan als Fotojournalistin. Sie veröffentlichte mehrere Bildbände (u.a. Irland, Pantomime Milan Sladek, Paare) und ihre Fotos wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Ursula Zeidlers bevorzugte Themen stammen aus dem sozialen Bereich: lokalhistorische Dokumentationen, Alltagssituationen, Künstler*innen, Kinder und Porträts.

Programm zur Ausstellungseröffnung
In der Fotoserie von Ursula Zeidler sind unter anderem die Schweine von Landwirt Anton Dapont am Hausberghof Egglham portraitiert. Im Rahmen eines Vortrags gibt er Einblicke in das Leben und Arbeit mit seinen Tieren. Dabei spricht er insbesondere über Besonderheiten bei der Haltung von alten Schweinerassen in Freilandhaltung sowie das Konzept des Schweine-Leasings auf seinem Hausberghof.

ANTON DAPONT war im Maschinenbau und in der Recyclingwirtschaft in Führungspositionen tätig und wurde mit 53 Jahren als Quereinsteiger zum Vollerwerbslandwirt in der Bio-Landwirtschaft. Er baute zusammen mit seiner Frau Gudrun Dapont am Biohof Hausberg in Egglham eine kleinzellige ursprüngliche Landwirtschaft auf. Dazu gehören bei ihnen u.a. die Freilandhaltung von Schweinen, Mutterkuh- und Schafhaltung sowie Hühner und Gänse, ein kleiner Biergarten am Hof, Gästezimmer und die Vermarktung von speziellen Speck-, Schinken- und Salamisorten.
 

Einen Fernsehbeitrag zum Hausberghof von Anton und Gudrun Dapont sehen Sie hier oder in der ARD Mediathek:

Zum Themenschwerpunkt "Nutztier Schwein?"
Schweine wühlen gerne in der Erde, suhlen sich, verbringen viel Zeit mit der Suche nach Nahrung und sind sehr soziale Wesen, die in Gruppen leben – doch das ist ihnen in der Realität meist nicht vergönnt. Die moderne Schweinehaltung zielt primär auf effiziente und kostengünstige Produktion ab: Jährlich werden in Deutschland rund 53 Millionen Schweine geschlachtet, davon lebt der geringste Teil zuvor mit Zugang zu einem Auslauf oder gar in Weidehaltung und nur etwa 0,6% des jährlich produzierten Schweinefleisches stammt aus ökologischer Erzeugung.
Im Themenschwerpunkt „Nutztier Schwein?“ befassen wir uns mit unterschiedlichen Aspekten eines Schweinelebens und stellen uns den Fragen: Sind Schweine für uns womöglich nichts weiter als zukünftige Fleisch- und Wurstwaren? Oder haben wir auch darüber hinaus einen tieferen Bezug zu den Tieren, die uns seit ihrer Domestizierung vor mindestens 9.000 Jahren begleiten?
Dabei nähern wir uns dem Thema unter anderem durch fotografische Einblicke in die Haltung von Weideschweinen, mit einem Theaterstück für Kinder sowie zwei Dokumentarfilmen, die sich das Thema auf vollkommen unterschiedliche Weise erschließen.