Direkt zum Inhalt

Veranstaltungsinfo

19.11.2024 - 19.01.2025
19.00 Uhr
Ausstellung | Vortrag

Anmeldung erwünscht
unter 089 / 452 38 58-0 oder
kartenservice@theaterforum.de

< Zurück zur Übersicht > Termin im Kalender eintragen
Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Kilian Schönberger: Caspar David Friedrich – Eine fotografische Spurensuche

Die Ausstellung bildet Auftakt und Rahmen zu unserem Themenschwerpunkt Caspar David Friedrich.
Caspar David Friedrich ( 1774 - 1840) prägte mit seinen Bilderwelten unsere Wahrnehmung der Epoche der Romantik. Kilian Schönberger, Landschaftsfotograf und Geograf, findet bei ihm Inspiration.

Motive wie das “Eismeer”, der “Watzmann” und nicht zuletzt der “Wanderer über dem Nebelmeer” beeinflussen die Bildsprache Schönbergers. Alte Solitärbäume, Ruinen und wilde Berglandschaften finden sich auch in den Aufnahmen des Fotografen wieder. Aber besonders die durch Nebel, Wolken oder Mondlicht getragene Atmosphäre der Gemälde fasziniert Schönberger.

Friedrich ging raus in die Natur, um naturgetreue Skizzen anzufertigen, die später als Grundlage seiner Gemälde dienten. Über die Jahre erstellte er so hunderte, wenn nicht tausende Studien von Bäumen, Felsen und Landschaften. In seinem Atelier fasste er verschiedene, teils sogar aus unterschiedlichen Regionen stammende Skizzen zu den Ideallandschaften seiner Ölgemälde zusammen. Bei Schönberger kehrt sich der Arbeitsprozess um. Statt die Natur in Form von Skizzen ins Atelier zu tragen, bereitet der Fotograf seine Aufnahmen im Innenraum vor, um sie zum richtigen Zeitpunkt draußen in der Natur festzuhalten. Mittels Landkarten bereitet Schönberger seine Fotos vor. Darauf folgt akribisches, oft tagelanges Abwägen von Licht- und Wetterbedingungen bis zum atmosphärisch perfekten Zeitpunkt für die Aufnahme. In der Bildsprache des Fotografen sind die Verweise auf Friedrichs Kunst omnipräsent: Die Vorliebe für die Dämmerung, Nebel, das visuelle Entdecken von vermeintlich unscheinbaren Motiven.

Die Ausstellung basiert auf dem neuesten Bildband  “Lockruf der Einsamkeit” von Kilian Schönberger, für den er sich in Deutschland auf die Spuren des Künstlers Caspar David Friedrich begeben hat. Großformatige Fotografien von spektakulären Naturschauplätzen laden dazu ein, Deutschlands Landschaften bei einzigartigen Wetter- und Lichtstimmungen neu zu entdecken. Einerseits an Originalschauplätzen, an denen Friedrich selbst Skizzen festhielt, andererseits entdeckte Schönberger auch neue Orte in Deutschland, an denen auch 200 Jahre nach dem Tod des Malers noch die Atmosphäre der Romantik nachempfunden werden kann.

KILIAN SCHÖNBERGER ist Wahl-Chiemgauer und wurde 1985 in Tännesberg in der Oberpfalz geboren. Der Wald begann direkt vor der Haustür, so entdeckte er schon früh die Natur Ostbayerns. Dieses Interesse mündete 2006 im Studium der Geografie in Bonn. Auf den Exkursionen während des Studiums wurde mehr und mehr die Kamera Schönbergers favorisiertes Ausdrucksmedium. Schließlich legte er mit einer Diplomarbeit über Landschaftsmotive in der Werbung die Grundlage für die Selbständigkeit als Landschaftsfotograf ab 2012. Nach fast zehn Jahren in Köln verlegte Kilian Schönberger 2021 seinen Lebensmittelpunkt nach Bernau am Chiemsee ins Herz des Bayerischen Voralpenlandes.



Programm zur Ausstellungseröffnung: MULTIVISIONSVORTRAG "Lockruf der Einsamkeit" von Kilian Schönberger
Der Multivisionsvortrag basiert auf dieser fotografischen Sehnsuchtsreise durch Deutschland. In den letzten 200 Jahren haben sich die Landschaften Deutschlands stark verändert. Trotzdem schafft Kilian Schönberger es, besondere Naturorte aufzuspüren. Als Landschaftsfotograf und Geograf kommt er der Atmosphäre in Friedrichs Gemälden erstaunlich nahe. Auf Dutzenden Fototouren sind Schönberger während der Dämmerung oder Nacht aber nicht nur romantische Motive begegnet. Mit persönlichen Anekdoten aus dem Leben eines Landschaftsfotografen, aber auch durch Gegenüberstellungen seiner Fotografien mit Friedrichs Gemälden wird der Bildvortrag für die Zuschauenden zum Erlebnis. Begleiten Sie Kilian Schönberger bei diesem Multivisionsvortrag auf den Spuren Caspar David Friedrichs beim Wiederentdecken der Romantik im 21. Jahrhundert.
 

Ausstellung "Caspar David Friedrich - Eine fotografische Spurensuche" Di 19.11.2024 - So 19.01.2025 | zu den Öffnungszeiten des bosco und während der Abendveranstaltungen | Eintritt frei
Ausstellungseröffnung Di 19.11.2024 | 19.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
Film Di 10.12.2024 | 19.30 | € 11 / € 9, Karten über das Kino Breitwand Gauting
Lesung Di 14.01.2025 | 20.00 | € 15 / € 8


Unterstützt von

    

Nach(t)kritik
Heute Romantik
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Ein düsterer Wald, kahle Bäume im fahl bläulichen Mondlicht. Ein verlassener Holzschuppen auf wildgrüner Wiese vor unendlich weitem Himmel. Eine Gestalt von hinten am Rand einer Abbruchkante, kahle Bäume zu ihrer Rechten. Die Landschaftsfotografien von Kilian Schönberger sind „Eine fotografische Spurensuche“, auf den Spuren des Malers Caspar David Friedrich. „Ich musste mir den Maler erst erarbeiten“, berichtet er zur Eröffnung der Fotoausstellung und erzählt, dass Caspar David Friedrichs Gemälde „einen nachhaltigen Einfluss“ auf seine eigene fotografische Bildsprache gehabt hätten.

Tatsächlich ist einigen der Fotografien von Kilian Schönberger die Auseinandersetzung mit Friedrich, mit den Motiven der Epoche der Romantik, mit denen der Maler sich auseinandergesetzt hat, durchaus anzusehen. Gerade die von Nebel geprägten Wald-Fotografien erzählen, wie in Friedrichs Gemälden, von Geistern, vergangenen Geschichten und einer im Lichtspiel nur zu erahnenden tieferen Textur durchlebter Schicksale. Das Bild, das die Person an der Abbruchkante zeigt, steht ganz deutlich in einerAuseinandersetzung mit den bildnerischen Inszenierungen des Malers, dessen Geburtstag sich heuer zum 250. Mal jährte. Andere Exponate der Ausstellung wiederum setzen das Licht selber in Szene, setzen stärker auf den Augenblick als auf die epochalen Zusammenhänge.

Zur Eröffnung zeigte Kilian Schönberger eine Multivisions-Show mit teils bewegten Bildern, unterlegt mit einer romantisch anmutenden, sich immer wieder dramatisch aufschwingenden Musik. Diese Spurensuche unter dem Titel „Lockruf der Einsamkeit“ beschrieb ein Buchprojekt, das Schönberger für den Merian-Verlag erarbeitet hat: eine fotografische Reise durch Deutschland, angefangen an den Küstenlandschaften und den Gegenden rechts und links der Elbe - jenen Landschaften, in denen Caspar David Friedrich gelebt und gewirkt hat - über die Mittelgebirge, die Voralpengegend bis ins Hochgebirge. Dabei ging es Kilian Schönberger nicht um eine akribisch genaue Nach-Bildung der von Friedrich dargestellten Landschafts-Szenen, sondern vielmehr um ein Nachspüren derselben in ähnlichen, geographisch durchaus ganz anderen, nur in ihrer Anmutung die Stimmung ebenfalls enthaltenden Landschafts-Szenerien. „Die Herausforderung bestand darin, Orte in Gegenden zu finden, wo sich Anleihen an die Gemälde entdecken lassen“, berichtet er.

Auf seiner Reise durch Deutschland stieß Schönberger immer wieder auch auf jene tatsächlichen Orte, die teils noch so aussehen, wie Caspar David Friedrich sie malte - beispielsweise die Kirchruine Eldena. Und auch, wenn sich die Landschaften ringsum naturgemäß verändern, teils dicht bebaut sind, teils mittlerweile nahezu baumlos, so findet das Auge des Fotografen dennoch die Perspektive, die sich zwei Jahrhunderte zuvor dem Maler dargeboten hat. Diese lebendigen, den Bogen von heute aus spannenden Momente entschädigen für die von der wiederkehrenden Musik zu sehr in eine Soße getauchten Schein-Romantik-Momente. Der Lockruf der Einsamkeit hingegen war in dieser Multi-Media-Show nahezu kaum hörbar. „Ich muss mit meinen Wolken und Felsen verschmelzen, um zu sein, was ich bin“, hat Caspar David Friedrich gesagt. Dieses Verschmelzen sei den Betrachterinnen und Betrachtern der Ausstellung von Herzen gewünscht.