Veranstaltungsinfo
Margarete Freudenstadt: Cinemas - From Babylon Berlin to La Rampa Havana
„Lost places“ des Kinos – mit ihrer Kamera hat sich die Fotografin Margarete Freudenstadt dem Kino verpflichtet und eindrucksvolle Zeitgeschichte festgehalten. Die ausgestellten Aufnahmen stehen in der Tradition einer dokumentarischen Fotografie, die sich zu ihren medienspezifischen Eigenschaften bekennt und keine manipulativen oder inszenatorischen Eingriffe in die abzubildende Realität vorsieht.
Wohl kaum eine andere Branche der Kulturindustrie ist so vom unablässigen Zwang der Erneuerung abhängig wie das Medium Film und die mit ihm verbundene Filmindustrie. Dies ist durch den ökonomischen Wert des Films als Ware bedingt und liegt in dem daraus resultierenden Streben der Filmindustrie nach immer neuen Illusionen begründet, mit denen auf konkrete gesellschaftliche Disiderate reagiert wird. Kein geringerer als Siegfried Kracauer hat die Grundlagen des Filmgeschäfts treffend und knapp charakterisiert: „Die Filme sind der Spiegel der bestehenden Gesellschaft. Sie werden aus den Mitteln von Konzernen bestritten, die zur Erzielung von Gewinnen den Geschmack des Publikums um jeden Preis treffen müssen.“ Die Folge dieser Maxime ist eine Produktionsästhetik, die den unablässigen Wandel von Programmtiteln und Filmthemen sucht und das Spektakel aufwendig mit Werbeplakaten und Filmvorschauen ankündigt bzw. begleitet.
Margarete Freudenstadts Aufnahmen zeigen Außenansichten und Interieurs teilweise unspektakulär schlichter, teilweise feierlich prächtiger und zu heutigen Multiplexkinos vollkommen in Kontrast stehender Lichtspielhäuser, welche die Kulturgesellschaft ein für alle Mal zu verlieren droht. Auch in Deutschland hat ein großflächiges „Kinosterben“ seit Langem begonnen…
„Ihre Mission ist klar umrissen. Kinos sterben überall, Margarete Freudenstadt will ihnen ein fotografisches Denkmal setzen. Sachlich und wehmutsvoll, mit dem richtigen Licht für die Lichtspielhäuser. Bei ihren Werken geht dem Architektur- und Filmfreund das Herz auf.“ – Süddeutsche Zeitung
Margarete Freudenstadt wuchs im nördlichen Schwarzwald auf und lebt seit Mitte der 1980er Jahre in München. Ihre Fotografien wurden unter anderem in Berlin, Hamburg und München ausgestellt. Die Ausstellung „Lichtspiele – Kinos in Ostdeutschland“ wurde während der Berlinale und des Filmfests Hamburg sowie als weltweite Tourneeausstellung von 1995 bis 2001 an dreizehn Standorten des Goethe-Instituts gezeigt.
Programm zur Ausstellungseröffnung
Zur Vernissage wird es dieses Mal ein buntes Programm geben. Neben einem kleinen Gespräch mit der Fotografin nehmen wir Sie gemeinsam mit Filmemacher Wolf Gaudlitz mit auf eine Reise in die Anfänge des Kinos. Zu sehen gibt es zum Teil auf altem Filmband unter anderem die Stummfilm-Klassiker:
Auguste und Louis Lumière: „L'Arrivée d'un train en gare de La Ciotat“ (F, 1895/96, 1 Min.)
Der Film zeigt, wie eine Dampflokomotive samt Waggons am helllichten Tag in den Bahnhof von La Ciotat einfährt und die Fahrgäste mitsamt Gepäck aus diesem aussteigen und neue Fahrgäste, die auf dem Bahnsteig warteten, in diesen einsteigen. Der erste Film der Filmgeschichte!
Georges Méliès: „Le Voyage dans la Lune“ (F, 1902, 16 Min.)
Auf einem Kongress der Astronomischen Gesellschaft stellt Professor Barbenfouillis den Plan vor, mit einer von einer gigantischen Kanone abgeschossenen Kapsel zum Mond zu fliegen. Man sieht, wie sie sich dem Mond immer weiter nähert und die Kapsel letztlich im rechten Auge des Mondgesichtes landet. Auftakt in die Welt der Science-Fiction!
Snub Pollard: „It’s a Gift“ (USA, 1923, 10 Min.)
Der Komiker und gewitzte Erfinder bereitet sich auf herrlich verrückte Weise sein Frühstück. Eine Mülltonne erweist sich als Garage eines Kleinstwagens mit Magnetantrieb. Zwiebelöl als Treibstoffneuheit gegen das stinkende Erdöl eingetauscht, erweist sich als ein glatter Fehlschlag für die geladenen Manager der aufstrebenden Autoindustrie. Diese wahrlich umwerfende Parodie auf Fortschrittsgläubigkeit und eine erfindungsfreudige Zeit zeigt den australischen Komiker Snub Pollard, der bis in die 60er-Jahre im Scheinwerferlicht Hollywoods stand. Klassiker des Slapsticks!
Wolf Gaudlitz sagt man nach, er habe in seinem Leben eigentlich „nur“ drei Mal richtig geheiratet und sich bis heute von keiner dieser Frauen getrennt. Sie heißen: Die Stadt Palermo, die Wüste Sahara, die Illusion, die er selbstsicher wie ein Traumtänzer über die Leinwand widerzuspiegeln versucht. Das macht er mit eigenen Filmen und mittels seines legendären Wüstenkinos.
Eröffnung & Stummfilme Di 28.02.2023 | 19:00 | Eintritt frei, Anmeldung über das Theaterbüro
Diskussion Fr 10.03.2023 | 20:00 | Eintritt frei, Anmeldung über das Theaterbüro
Film im Kino Breitwand Di 21.03.2023 | 19:30 | Eintritt € 11, Anmeldung über das Kino Breitwand Gauting
Dauer der Ausstellung Bis Fr 21.04.2023 zu den Öffnungszeiten des bosco und während der Abendveranstaltungen für Gäste der entsprechenden Veranstaltung
Der Besuch unserer Ausstellungen während der Öffnungszeiten des bosco ist frei. Bitte beachten Sie bei Ihrem Besuch die momentan geltenden Corona-Hinweise.