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Veranstaltungsinfo

Fr, 08.12.2023
20.00 Uhr
Ausstellung | Vortrag

Eintritt frei

Anmeldung erwünscht
unter 089 / 452 38 58-0 oder
kartenservice@theaterforum.de

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Vortrag zum Themenschwerpunkt: "Von der 'Pharaonin' zum 'Heimchen am Herd'" von Helma Sick

Der Vortrag von Helma Sick, "Grand Dame" der Frauen-Finanzen, ist Teil unseres Themenschwerpunkts "Geld und Gleichstellung".

Historische Frauenbilder zeugen von der Macht und Ohnmacht der Frauen – und von ihrem Zugang zu Geld. Macht und Einfluss, materielle Sicherheit und Unabhängigkeit wurde Frauen über Jahrhunderte hinweg verwehrt. Es ist unglaublich, was Männern alles eingefallen ist, um Frauen klein und abhängig zu halten. Sogar bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren Frauen, immerhin die größere Hälfte der Menschheit,  im wahrsten Sinn des Wortes "arm dran".
Aber es gab auch einige Lichtblicke: Im 18. Jahrhundert gründete sogar eine Frau eine Bank. Die erste Börsenmaklerin gab es schon im 19. Jahrhundert. Aber auch von einer Arbeiterfrau im 19. Jahrhundert ist die Rede, die trotz Heirat und ihrer vier Kinder immer selbständig sein und eigenes Geld haben wollte.
Helma Sick hat überraschende und unglaubliche Anekdoten über Frauen (und Geld) aus verschiedenen Jahrhunderten zusammen getragen. In der Gegenwart angekommen, fragt sie nach: Welchen Einfluss haben manche Frauenbilder noch heute in der Gesellschaft und in unseren Köpfen.

Biografie
Helma Sick gilt als die "Grand Dame" der Frauen-Finanzen. Sie engagiert sich seit 35 Jahren für die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen und hat 1987 als eine der ersten in Deutschland ein unabhängiges Finanzberatungs-Unternehmen für Frauen gegründet. Helma Sick ist Autorin mehrerer erfolgreicher Finanzratgeber und schrieb 26 Jahre lang zu Geldthemen für Brigitte Woman und Brigitte. Sie ist außerdem eine sehr gefragte Rednerin und hält seit vielen Jahren Vorträge in ganz Deutschland. Am 20.10.2022 wurde Helma Sick vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für ihr jahrzehntelanges Engagement für Frauen ausgezeichnet.

 

Zum Themenschwerpunkt "Geld & Gleichstellung"
Mit dem Themenschwerpunkt "Geld & Gleichstellung" widmen wir uns bestehenden gesellschaftlichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern und wie diese durch finanzielle Aspekte geprägt werden. Anhand verschiedener Perspektiven möchten wir zum Diskurs anregen, wie durch Veränderung gesellschaftlicher Machtverhältnisse die Gleichberechtigung aller Geschlechter erreicht werden kann.

Ausstellungseröffnung & Lecture Performance Di 21.11.2023 | 19:00 | Eintritt frei, Anmeldung erwünscht
Film So 03.12.2023 | 11:00 | € 11 / € 9, Karten über das Kino Breitwand Gauting
Vortrag Fr 08.12.2023 | 20:00 | Eintritt frei, Anmeldung erwünscht
Lesung Di 16.01.2024 | 20:00 | € 15 / € 8
Ausstellung "Breadwinners" Di 21.11.2023 bis So 21.01.2024 | zu den Öffnungszeiten des bosco und während der Abendveranstaltungen | Eintritt frei 

Nach(t)kritik
Endlich Pharaonin sein
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Eigentlich, denkt sich die Rezensentin am Ende des Abends mit Helma Sick, müssten hier in der auffallend gut und mehrheitlich von Frauen besuchten Bar Rosso lauter Pharaoninnen sitzen: gut ausgebildete, gleichberechtigte Säulen der Gesellschaft. Weil aber Helma Sick auf ihrem höchst kurzweiligen und ebenso informativen „Ritt durch die Jahrhunderte“ anschaulich dargestellt hat, wie sich das Bild der Frau im Lauf der Geschichte immer wieder verwandelt hat und wie es ausgerechnet hierzulande dazu kam, dass das sprichwörtliche „Heimchen am Herd“ immer noch in den Köpfen und vor allem in der gesellschaftlichen Realität verankert ist, erwischt sich die Rezensentin im Foyergespräch dabei, dass sie wohl weniger Pharaonin ist, als sie bisher immer geglaubt hat. Warum?

Kurz zusammengefasst, beschreibt der Vortrag von Helma Sick die Geschichte von „Frau und Geld“ als eine der immer wieder neu stattfindenden weiblichen Enteignung. Tatsächlich bestanden für Frauen im alten Ägypten ganz andere Möglichkeiten als heute. Die damals schon bestehenden Eheverträge regelten ihre soziale Stellung, sorgten für ihre rechtliche Absicherung im Sinne einer tatsächlichen Gleichstellung mit ihrem Partner und gaben ihr die Möglichkeit, Besitz und Vermögen eigenständig zu erben und zu vererben. Auch ihre soziale Anerkennung war eine gleichberechtigte: so konnten sie tatsächlich Pharaonin werden.

Bereits im Athen der Antike, jener „Wiege der Demokratie“, sah die Situation jedoch schon ganz anders aus. Dort war die Stellung der Frau jener des unmündigen Kindes gleich. Sie durfte keinerlei eigenen Besitz haben, der mehr wert war als eine Schüssel Gerste. Im alten Rom immerhin formierte sich hier und da zaghafter weiblicher Protest gegen die Benachteiligung, doch mit dem Christentum ging diese Tür bereits wieder zu. Und mit der zunehmenden Industrialisierung veränderte sich das Frauenbild hin zu jenem, das bis heute die Grundannahme prägt, dass die Frau in erster Linie für den Haushalt und die Kinder zuständig ist und dafür, dem erwerbstätigen Mann den Rücken freizuhalten. Verschiedene historische Zeitumstände, allen voran der Nationalsozialismus, trugen das ihre zur Manifestierung dieses Rollenbildes bei. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, mit dem (Wieder-)Erwachen der Emanzipationsbewegung, setzte eine langsame Veränderung ein. Doch gerade hinsichtlich der Beziehung „Frau und Geld“ besteht nach wie vor großer Handlungsbedarf. So zählt Deutschland beispielsweise im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu den Schlusslichtern, was die Erwerbstätigkeit bei Frauen angeht: nirgendwo sonst gibt es eine derart große Anzahl von weiblicher Teilzeit-Beschäftigung wie bei uns. „“Deutschland liegt da fast vierzig Jahre hinter anderen Ländern zurück“, sagt Helma Sick. Nach wie vor gilt bei uns das Leitbild der Hausfrau in der Ehe. Zwar arbeiten Ehefrauen und Mütter, doch die gesamte Care-Arbeit liegt in der Regel auf ihren Schultern. Gerade diese Selbstverständlichkeit ist ein Grund für den heutigen Mangel an Erzieherinnen und Pflegekräften: „Mutter hat doch immer all das gemacht“. lautet die Überzeugung.

Unterstützt wird dieses Frauenbild nach wie vor in der Unterhaltungsindustrie, die mit Kitschfilmen wie dem Sonntagabendprogramm an Cornwalls Küstenm eben diese „Heimchen am Herd“ nach wie vor über die Bildschirme flirren lässt. Es gilt also, mit dieser Erkenntnis geht die Rezensentin heim, sich immer wieder darüber klar zu werden, wie der Zugang zum Geld gestaltet wird. Denn wer sich nicht weht, landet am Herd.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Fr, 08.12.2023 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.