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Veranstaltungsinfo

21.01. - 23.03.2025

Ausstellung

Anmeldung erwünscht
unter 089 / 452 38 58-0 oder
kartenservice@theaterforum.de

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Amnesty International Deutschland: Ukraine – Alltag im Krieg

Amnesty International hat gemeinsam mit der Fotoagentur OSTKREUZ und der ukrainischen Menschenrechtsaktivistin und Fotografin Oleksandra Bienert eine Fotoausstellung entwickelt, die Einblicke in den Alltag der Menschen in der Ukraine gibt. Die Ausstellung bildet Auftakt und Rahmen zu unserem Themenschwerpunkt Ukraine, in Kooperation mit der Amnesty International Gruppe Würmtal.

Am 24. Februar 2022 weitet Russland seinen seit 2014 andauernden Krieg gegen die Ukraine in einen vollumfassenden Angriffskrieg aus – ein Akt der Aggression und ein Völkerrechtsverbrechen. Erschreckende Bilder und Berichte erreichen uns. Das russische Militär greift Wohngebiete an, zerstört zivile Infrastruktur, foltert Zivilpersonen, sperrt sie ein oder erschießt sie auf offener Straße. Kinder werden von ihren Eltern getrennt und nach Russland verschleppt. Der russische Angriffskrieg löst die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg aus.

Wie sieht das Leben der Menschen in der Ukraine inmitten dieses andauernden russischen Angriffskriegs aus? Wie gestalten die Menschen trotz großer Gefahren ihren Alltag? Wie versuchen sie Hoffnung und ein Stück Normalität zu bewahren?

Amnesty International hat gemeinsam mit der Fotoagentur Ostkreuz und der ukrainischen Menschenrechtsaktivistin und Fotografin Oleksandra Bienert eine Fotoausstellung entwickelt, die Einblicke in den Alltag der Menschen in der Ukraine gibt. Gezeigt werden Bilder der mehrfach ausgezeichneten Ostkreuz-Fotograf*innen Johanna-Maria Fritz, Emile Ducke und Sebastian Wells, der gemeinsam mit dem ukrainischen Fotografen Vsevolod Kazarin arbeitet. Ergänzt werden die Fotos durch Fakten, die Amnesty International in den vergangenen Jahren vor Ort recherchiert hat, darunter schwerste Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen.


Programm zur Ausstellungseröffnung
Im Rahmen der Eröffnung findet ein Podiumsgespräch über die Entstehung der Ausstellung sowie die aktuelle Menschenrechtslage in der Ukraine statt.

Zu Gast auf dem Podium:
Oleksandra Bienert, Menschenrechtsaktivistin und Fotografin
Dr. Franziska Davies, Osteuropa-Historikerin an der LMU München
Yurii Nykytiuk, Generalkonsul der Ukraine in München

Moderation:
Sabine Zaplin, Autorin und Kulturjournalistin


OLEKSANDRA BIENERT ist eine in Chernivtsi (Ukraine) geborene und in Berlin lebende ukrainische Forscherin, Fotografin und Menschenrechtsaktivistin. Zurzeit schreibt sie ihre Doktorarbeit über weibliche Intellektuelle aus der Ukraine im Berlin der 1920er Jahre, engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand der Allianz Ukrainischer Organisationen e.V. und stärkt hauptamtlich als Trainerin für politische Bildung Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte bei CineMova Ukrainian Empowerment Network e.V. Oleksandra Bienert wurde 2022 als erste Ukrainerin mit dem Verdienstorden des Landes Berlin für ihr langjähriges Engagement im Bereich der deutsch-ukrainischen Beziehungen ausgezeichnet.

DR. FRANZISKA DAVIES ist Osteuropa-Historikerin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu ihren Forschungs- und Publikationsschwerpunkten zählt die moderne Geschichte Russlands, Polens und der Ukraine. Für ihr gemeinsam mit Katja Makhotina 2022 herausgegebenes Buch „Offene Wunden Osteuropas. Reisen zu Erinnerungsorten des Zweiten Weltkrieges“ wurde sie mit dem Bayerischen Buchpreis 2022 in der Kategorie Sachbuch ausgezeichnet. 2023 ist Dr. Franziska Davies‘ Essayband „Die Ukraine in Europa. Traum und Trauma einer Nation“ erschienen.

YURII NYKYTIUK studierte Fremdsprachen (Germanistik und Anglistik) an der Nationalen Linguistischen Universität Kyjiw und absolvierte eine Ausbildung am Institut für internationale Beziehungen bei der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kyjiw. Seit Ende Oktober 2024 ist er der Generalkonsul der Ukraine in München. Der Konsularbezirk umfasst den Freistaat Bayern und das Land Baden-Württemberg. Zuvor war Yurii Nykytiuk im Rahmen seiner beruflichen Laufbahn sowohl auf verschiedenen Positionen im Außenministerium seines Heimatlandes als auch in mehreren diplomatischen Vertretungen der Ukraine weltweit tätig, u.a. in Deutschland und Kanada.


Unterstützt von
Logo Stiftung der Gemeindesparkasse Gauting

 

 


Zum Themenschwerpunkt "Ukraine"
Seit 2014 führt Russland einen Krieg gegen die Ukraine, der mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim begann. Im Februar 2022 weitete sich der Konflikt zur russischen Invasion in die Ukraine aus. In Zusammenarbeit mit der Amnesty International Gruppe Würmtal blickt dieser Themenschwerpunkt auf die Lage vor Ort sowie die Lebenssituation von Ukrainer*innen im Exil.

Ausstellung "Ukraine - Alltag im Krieg" Di 21.01.2025 - So 23.03.2025 | zu den Öffnungszeiten des bosco und während der Abendveranstaltungen | Eintritt frei
Ausstellungseröffnung Di 21.01.2025 | 19.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
Multimedia-Vortrag So 02.02.2025 | 15.00 | € 15 / € 8
Heimspiel Fr 07.02.2025 | 20.00 | € 22 / € 12 / € 5
Film Di 18.02.2025 | 19.30 | € 11 / € 9, Karten über das Kino Breitwand Gauting
Talking Heads So 23.03.2025 | 16.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
 

Themenschwerpunkt in Kooperation mit der Amnesty International Gruppe Würmtal
Amnesty International ist die weltweit größte Bewegung, die für die Menschenrechte eintritt. Am 28. Mai 1961 veröffentlichte der Londoner Rechtsanwalt Peter Benenson in der Zeitung The Observer den Artikel „The Forgotten Prisoners“, in dem er die Leser*innen aufforderte, mit Appellschreiben öffentlichen Druck auf die Regierungen zu machen und von ihnen die Freilassung politischer Gefangener zu fordern. Dieser „Appeal for Amnesty“ ist der Beginn von Amnesty International.
Amnesty in Deutschland – das sind mehr als 180.000 Menschen, die sich für den Schutz der Menschenrechte einsetzen. Gegründet wurde die deutsche Sektion von Amnesty 1961 unter anderem von der Journalistin Carola Stern und dem Journalisten Gerd Ruge.
Seit 1972 setzt sich die Amnesty-Gruppe im Würmtal für politisch Verfolgte in allen Teilen der Erde ein – z.Zt. intensiv für Krimtatar*innen, Menschenrechtsaktivist*innen, kritische Journalist*innen und Anwält*innen in der Ukraine sowie in Belarus.
Vertreter*innen der Amnesty International Gruppe Würmtal werden bei den Veranstaltungen des Themenschwerpunkts für Infos zur Verfügung stehen.

Helfen Sie mit, arbeiten Sie mit in der Amnesty Gruppe Würmtal oder werden Sie Fördermitglied bei Amnesty International. Weitere Infos unter amnesty-wuermtal.de und amnesty.de.

Logo Amnesty International

 

 

 

 

Pressestimmen
Schrecklich normal
Pressestimme von Katja Sebald
Erschienen in:   Süddeutsche Zeitung - Starnberg

Wie sieht der Alltag im Krieg aus? Eine Ausstellung im Gautinger Kulturhaus Bosco gibt in 14 Fotografien Einblicke in das Leben der Menschen in der Ukraine.

„Ich bin ok.“ Wenn Oleksandra Bienert diese Nachricht bekommt, dann weiß sie, dass ihre Mutter in Kiew wieder einen Raketenangriff überlebt hat. Weit über eine Million Menschen aus der Ukraine leben mittlerweile in Deutschland. Die meisten von ihnen haben Verwandte und Freunde in der Heimat zurückgelassen. „Wir leben alle unter sehr großer Anspannung und wissen, dass wir in jeder Sekunde unsere Eltern oder Freunde verlieren können“, sagt Bienert. Sie hat mit ihrer Mutter die Vereinbarung getroffen, nach jedem Angriff ein kurzes Überlebenszeichen zu schicken. Und sie hat die Wanderausstellung „Alltag im Krieg“ kuratiert, die als Kooperation zwischen Amnesty International und der Berliner Fotoagentur Ostkreuz entstand – und jetzt Station im Gautinger Bosco macht.

Oleksandra Bienert, 1983 in Czernowitz geboren, lebt seit 2005 in Berlin. Sie ist Menschenrechtsaktivistin und Fotografin, studierte Europäische Ethnologie und Public History und arbeitet derzeit an einer Dissertation über weibliche Intellektuelle aus der Ukraine im Berlin der Zwischenkriegszeit. Ihr Einsatz für die politische Partizipation von Menschen mit Migrationsgeschichte und insbesondere für Menschen aus der Ukraine wurde unter anderem mit dem Verdienstorden des Landes Berlin und der Pankower Bezirksmedaille gewürdigt.

Auf Einladung der Gruppe Würmtal von Amnesty International kam sie am vergangenen Dienstagabend zur Ausstellungseröffnung nach Gauting – und hatte auch gleich einen Vorschlag mit im Gepäck: eine Städtepartnerschaft zwischen der Würmtalgemeinde und einer ähnlich strukturierten Gemeinde bei Odessa im Süden der Ukraine. Sie habe bereits eine Partnerschaft zwischen Pankow und der ukrainischen Stadt Riwne angestoßen, um direkt zwischen den Menschen Brücken zu schlagen, berichtete sie.

Zunächst aber sprechen die vierzehn Bilder, die Bienert für die Wanderausstellung ausgewählt hat, zu den Menschen in Gauting. Die Fotografen der Ausstellung, Johanna-Maria Fritz, Emile Ducke und Sebastian Wells, sind in der renommierten Berliner Fotoagentur Ostkreuz organisiert. Ergänzt werden ihre Fotos durch Fakten, die Amnesty International in den vergangenen Jahren vor Ort recherchiert hat, darunter schwerste Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen. Auf den ausgestellten Fotografien sind aber keine Gewaltszenen, keine Panzer und auch keine verwüsteten Städte zu sehen. Sie bilden vielmehr das Leben von Menschen ab, die unter der ständigen Bedrohung versuchen, so etwas wie Normalität aufrechtzuerhalten.

Da kniet eine Frau vor dem Altar in der Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale in Lwiw, dessen Heiligenfiguren zum Schutz vor Zerstörung dick verhüllt sind. Eine andere hat den Kaffeetisch im Luftschutzkeller gedeckt und einen Strauß Pfingstrosen aus dem eigenen Garten in die Mitte gestellt. Die Front, so heißt es im erläuternden Text zu diesem Bild, ist nur wenige Kilometer von ihrem Dorf nahe Charkiw entfernt. Da sind die beiden Kinder, die auf einem Spielplatz im Zentrum von Cherson herumtollen, der zum Schutz vor Splittern von einem hohen Metallzaun umgeben ist. Da ist der Militärarzt, der vor dem Eingang zur Notaufnahme kurz seine Freundin in den Arm schließt. Und da sind die drei jungen Menschen, die in einem Café Schach spielen und sich unterhalten. Direkt hinter ihnen an der Wand sind Sandsäcke zu hohen Türmen gestapelt: Sie sollen die Wucht von möglichen Explosionen verringern.

Oleksandra Bienert hat diese Bilder ausgewählt, um verschiedene Aspekte des Krieges und seiner Auswirkungen auf die Menschen zu verdeutlichen: Sie will auf das Schicksal von älteren Frauen aufmerksam machen, die oftmals keinen Zugang zu Informationen und Hilfsgütern haben. Sie will die besondere Vulnerabilität von Kindern, die inmitten des Krieges aufwachsen, zeigen und die extreme Belastung von Menschen, die in Krankenhäusern arbeiten.

Sie kann die Bilder mit Zahlen untermauern, spricht von Hunderten von Angriffen auf Krankenhäuser, von mehr als hundert zerstörten Museen, von bombardierten Philharmonien und mehr als 700 ausgebrannten Bibliotheken. Vor allem aber will sie zeigen: „Die Menschen wollen leben. Und sie wollen sich nicht einschüchtern lassen.“