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Veranstaltungsinfo

So, 10.11.2024
20.00 Uhr
Ausstellung | Heimspiel | Musik

22,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Heimspiel zum Themenschwerpunkt: Ensemble Zikoron "Amol is gewen in a goldenem land"

Hebräische Schreibweise

 


Zarte Töne, brennende Sehnsucht, emphatische Ausbrüche – die Gefühlswelten der jiddischen Lieder und des Klezmer sind schier unerschöpflich.

Mit Liedern und Texten jiddischer Klassiker wie Mordechai Gebirtig und Itzik Manger machen sich die Musiker des Ensemble Zikoron auf die Suche nach dem „goldenen Land“. Diese musikalische Reise führt zu den Brunnen der Erinnerung, in die Gassen und Kinderstuben von Krakau, auch in Trümmerlandschaften; sie enthält Lieder der Sehnsucht, Wiegenlieder, Tanzlieder, Trinklieder und Lieder zum Mitsingen. Ein goldener Pfau wird uns begegnen, ein Vogel mit grau-goldenen Flügeln und ganz am Ende wird der Abend in einem stillen Dunkelgold erglühen – und wir werden ein kleines Stück vom goldenen Land gefunden haben: tief verschüttet in uns, den Hauch einer Ahnung vom Glück, das da irgendwo ist.

Seit über zehn Jahren feilen die Musiker des Ensemble Zikoron an den liebevoll gestalteten kammermusikalischen Arrangements, um das, was in den überlieferten Texten und Melodien steckt, hervorzurufen und diese gleichzeitig sehnsüchtige und herzensfrohe Stimmung der jiddischen Lieder zu evozieren.

LENA BITTL, Gesang
CORINNA SCHRODER, Violine, Gesang
DAVID HERBER, Klarinette
ANNETTE SCHMIDT, Gitarre, Gesang
HEIKO SCHAAF, Kontrabass
BERNHARD BITTL, Akkordeon, Gesang und Arrangements
 

Zum Themenschwerpunkt "Jüdisch. Deutsch. Ganz normal."
Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist heute die drittgrößte in Europa, doch die gesellschaftliche Wahrnehmung sowie das mediale Bild von „Jüdischsein“ sind hierzulande weiterhin häufig von Stereotypen und Vorurteilen geprägt. Dabei ist das Leben von jüdischen Deutschen selbstverständlich ebenso vielfältig und facettenreich wie das von nicht-jüdischen – oder anders formuliert: ganz normal.
Im Themenschwerpunkt „Jüdisch. Deutsch. Ganz normal.“ treffen wir Menschen an ihren Lieblingsorten, erleben einen lebhaft-authentischen Kurzfilm sowie eine anrührende Culture-Clash-Komödie, begeben uns auf eine musikalische Reise und befassen uns mit den Auswirkungen des Hamas-Massakers vom 07. Oktober 2023.

Ausstellung "Bis gleich, Isaak!" Di 17.09.2024 - So 17.11.2024 | zu den Öffnungszeiten des bosco und während der Abendveranstaltungen | Eintritt frei
Ausstellungseröffnung    Di 17.09.2024 | 19.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
Führung  zur Ausstellung So 06.10.2024 | 15.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
Film  So 20.10.2024 | 19.30 | € 11 / € 9, Karten über das Kino Breitwand Gauting
Heimspiel  So 10.11.2024 | 20.00 | € 22 / € 12
Vortrag Mi 13.11.2024 | 20.00 | Eintritt frei, Anmeldung erforderlich

 
 
Nach(t)kritik
Aus dem Brunnen geschöpft
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Es sind Geschichten aus einer verlorenen Vergangenheit: das kleine Häuschen in der dunklen Gasse in Krakau am Abend, die Mutter an der Wiege ihres Kindes, das Versprechen des jungen David an seine Geliebte. „Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“, zitiert Lena Bittl, die Sängerin des Ensembles Zikoron, am Anfang des Konzertes Thomas Mann, mit dem er sein großes Werk „Joseph und seine Brüder“ beginnt. Und gewissermaßen geht es an diesem Abend auch um Joseph, seine Brüder, seine Nachfahren. Zikoron ist jiddisch und bedeutet Erinnerung. Gewissermaßen ist das ganze Repertoire des sechsköpfigen Ensembles auf das Erinnern ausgerichtet.

Die Besetzung, neben Lena Bittl bestehend aus Corinna Schröder (Violone und Gesang), David Herber (Klarinette), Annette Schmid (Gitarre und Gesang), Heiko Schaaf (Kontrabass) und Bernhard Bittl (Akkordeon und Gesang) setzt in der Instrumentierung einen deutlichen kammermusikalischen Akzent. Der für die Arrangements verantwortliche Bernhard Bittl lässt viel Spielraum für die instrumentale Ausgestaltung der musikalischen Motive und führt ganz nebenbei, gemeinsam mit Lena Bittl, in die Geschichten ein, die in den Liedtexten erzählt werden. Das ist teils sehr charmant, manches erfährt sogar eine nahezu suenische Umsetuung. Doch die Qualität des Ensembles liegt vor allem in der musikalischen Vielfältigkeit und Intensität. Es ist deutlich zu spüren, dass die sechs Musikerinnen und Musiker mit ihren Instrumenten und Stimmen den Besonderheiten dieser aus dem ashkenasischen Judentum stammenden Volksmusik, die im 15. Jahrhundert ihre Anfänge nahm und seitdem vielfältige Ausdrucksformen angenommen hat, mit großer Begeisterung nachspüren und auf ihren Instrumenten wie auch gesanglich davon erzählen. In Stücken wie „Yidl mitn Fidl“, das beinahe konzertant beginnt, klingt diese musikalische Vergangenheit ebenso mit an wie die Weiterentwicklung durch andere Einflüsse osteuropäischer Musik.

Ein Schwerpunkt des Abends lag eindeutig auf den schwermütigen, getragenen Klängen - durchaus passend zur Jahreszeit und zur gegenwärtigen Stimmung. Da waren Titel wie „Bei mir bist du schejn“ wohltuende Aufmunterungen. Letzteres zeigte einmal mehr, wie sehr Klezmer in die populäre Musik, beispielsweise Jazz und Blues, eingedrungen ist. Überwiegend aber wurde doch den Ursprüngen nachgespürt, wie es schon der Konzerttitel nahelegte: Amoi is gegen in a goldenem land.

Der Abend stand im Zusammenhang mit dem Themenschwerpunkt „Jüdisch. Deutsch. Ganz normal“. Und tatsächlich ist es längst „ganz normal“, dass Klezmermusik, seit das Duo Zupfgeigenhansl mit seinem Album „Jiddische Lieder“ in Erscheinung getreten ist, von zahlreichen deutschen Ensembles interpretiert wird. Wenn man in der Konzertpause dann vor den Fotos von Noah Cohen steht und in die Augen der Portraitierten blickt, stellt sich vielleicht doch ganz zaghaft die Frage, warum gerade dieser Blick zurück in den tiefen Brunnen der Vergangenheit musikalisch häufiger geworfen wird als einer in die Gegenwart oder gar in die Zukunft. Zu erzählen gäbe es da ja genug.