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Veranstaltungsinfo

Mi, 13.11.2024
20.00 Uhr
Ausstellung | Vortrag

Eintritt frei

Anmeldung erforderlich
unter 089 / 452 38 58-0 oder
kartenservice@theaterforum.de

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Vortrag zum Themenschwerpunkt: "Jüdisches Leben ein Jahr nach dem Massaker der Hamas" von Thies Marsen

Der Vortrag von Thies Marsen (Moderator und Antisemitismusexperte des Bayerischen Rundfunks) zum Pogrom vom 07. Oktober 2023 durch Terroristen der Hamas ist Teil des Themenschwerpunkts Jüdisch. Deutsch. Ganz normal.

Am 07. Oktober 2023 verübten Terroristen der Hamas und anderer palästinensischer Gruppen ein beispielloses Massaker an Menschen in Israel. Sie vergewaltigten, folterten, entführten, ermordeten Männer, Frauen und Kinder. Das Pogrom hat nicht nur Israel traumatisiert, sondern Jüdinnen und Juden weltweit, auch bei uns in Deutschland, für die der jüdische Staat stets auch eine Art Panic Room darstellte - ein Ort, an den man zur Not fliehen kann, wenn der Judenhass im eigenen Land zu stark wird. Doch nicht nur das Massaker selbst, auch die Reaktionen danach, insbesondere die mangelnde Empathie gegenüber den Opfern des Massakers, hat viele Jüdinnen und Juden erschüttert. Noch bevor Israel überhaupt militärisch auf den Angriff aus Gaza antworten konnte, wurde der jüdische Staat schon beschuldigt, für das Massaker selbst verantwortlich zu sein und einen Völkermord zu verüben. Gleichzeitig explodierte weltweit die Zahl der antisemitischen Vorfälle, wurden jüdische Menschen und Einrichtungen auch bei uns attackiert. Die Art der Kriegsführung der israelischen Armee sowie die rassistischen Ausfälle der in Teilen rechtsextremen israelischen Regierung, haben die Lage weiter verschärft. Über die aktuelle Situation, sowie Ursachen und Auswege und die besondere deutsche Verantwortung spricht der BR-Journalist Thies Marsen. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Rassismus, Antisemitismus, neonazistischer Gewalt, Rechtsterrorismus und der NS-Vergangenheit.

THIES MARSEN ist seit 1998 freier Mitarbeiter beim Hörfunk des Bayerischen Rundfunks und arbeitet dort als Reporter, Autor, Sprecher und Moderator. Zu seinen Themenschwerpunkten gehören der historische  Nationalsozialismus  und die aktuelle  extrem rechte Szene. So berichtete er für die ARD fünf Jahre lang vom  Prozess gegen die Terrorgruppe NSU. Für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem  Robert-Geisendörfer-Preis, der  Goldmedaille  beim  New York Radio Festival, dem  Wilhelm-von-Pechmann-Preis und dem Förderpreis des Lessing-Preises für Kritik.

 

Zum Themenschwerpunkt "Jüdisch. Deutsch. Ganz normal."
Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist heute die drittgrößte in Europa, doch die gesellschaftliche Wahrnehmung sowie das mediale Bild von „Jüdischsein“ sind hierzulande weiterhin häufig von Stereotypen und Vorurteilen geprägt. Dabei ist das Leben von jüdischen Deutschen selbstverständlich ebenso vielfältig und facettenreich wie das von nicht-jüdischen – oder anders formuliert: ganz normal.
Im Themenschwerpunkt „Jüdisch. Deutsch. Ganz normal.“ treffen wir Menschen an ihren Lieblingsorten, erleben einen lebhaft-authentischen Kurzfilm sowie eine anrührende Culture-Clash-Komödie, begeben uns auf eine musikalische Reise und befassen uns mit den Auswirkungen des Hamas-Massakers vom 07. Oktober 2023.

Ausstellung "Bis gleich, Isaak!" Di 17.09.2024 - So 17.11.2024 | zu den Öffnungszeiten des bosco und während der Abendveranstaltungen | Eintritt frei
Ausstellungseröffnung    Di 17.09.2024 | 19.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
Führung  zur Ausstellung So 06.10.2024 | 15.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
Film  So 20.10.2024 | 19.30 | € 11 / € 9, Karten über das Kino Breitwand Gauting
Heimspiel  So 10.11.2024 | 20.00 | € 22 / € 12
Vortrag Mi 13.11.2024 | 20.00 | Eintritt frei, Anmeldung erforderlich

 

Einlassvorbehalt: 
Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen.

Nach(t)kritik
Alltag mit den anderen
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Wer einen Menschen rettet, der rettet die ganze Welt - lautet eine Weisheit aus dem Talmud. Sie könnte aktueller nicht sein. Denn Retten heißt nicht immer nur, jemanden aus einer tödlichen Bedrohung zu retten. Rettung vor Hass, Diskriminierung, vor Intoleranz und ja: auch vor Dummheit hat die Welt nötiger denn je. Das war eine der Erkenntnisse, die am Ende des Vortrags von Thies Marsen standen. Der BR-Journalist und Experte für Antisemitismus sprach im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Jüdisch. Deutsch. Ganz normal“ über jüdisches Leben ein Jahr nach dem Massaker der Hamas. Dabei sprach er nicht nur als Experte, sondern - und das machte seine Ausführungen so besonders und unmittelbar einleuchtend - als Nachbar und Freund von Noah Cohen, dessen Fotoausstellung im Zentrum der Themenreihe stand. Er sprach als Ehemann und Schwiegersohn von zwei jüdischen Frauen. Und er sprach als Kind eines Hauses, in dem die NS-Vergangenheit der Grosseltern-Generation ihre Spuren hinterlassen hat - auch für ihn als Journalisten, der sich mit diesem Erbe kritisch auseinandersetzt.

Worüber sprechen wir, wenn wir über jüdisches leben in Deutschland sprechen? Dieser Frage ging Marsen als erstes nach und schlug einen kurzen historischen. Bogen von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Denn die Menschen, die das jüdische Leben nach 1945 hierzulande in den Gemeinden wieder belebten, waren Überlebende der KZ, waren zum Teil aus ihren osteuropäischen Heimatorten nach dem Krieg ein weiteres Mal teils mit blutigen Pogromen vertrieben worden oder als sogenannte Displaced Persons ohne Papiere in Deutschland gestrandet. Die meisten betrachteten diesen Ankunftsort zunächst als Durchgangsstation, als „Wartesaal in die Freiheit“, doch nicht allen gelang es, nach Israel zu emigrieren. Der dort von der UNO gegründete Staat, der gleich zu Beginn von seinen Nachbarn angegriffen wurde, benötigte zwar viele junge Männer, um sich verteidigen zu können, doch längst nicht alle Überlebenden durften einwandern. Und während in Israel die gerade den KZ entkommenden jungen Menschen erneut in einen Krieg gerieten, saßen die anderen noch im Land der Täter und mussten sich jeden Tag aufs Neue fragen, welche Rolle die Bäckerin, der Trambahn-Nachbar, die Postboten während des Zweiten Weltkriegs eigentlich gespielt haben.

Der Antisemitismus in Deutschland war mit dem Kriegsende nicht überwunden. Seit 1945 gab es über 2.000 Schändungen jüdischer Friedhofe, neben verbalen Anfeindungen, die sich nicht zählen lassen. Antisemitische Übergriffe von rechten Terrorgruppen fanden statt, seit den späten Sechzigern aber auch von linker Seite. So ist der bis heute nicht aufgeklärte tödliche Brandanschlag auf das jüdische Altenheim in der Münchner Reichenbachstraße vermutlich einer linken Terrorgruppe zuzurechnen. „Jüdisches Leben in Deutschland ist immer gefährdet“, sagt Thies Marsen. Und seit dem Hamas-Attentat am 7. Oktober 2023, das von seiner Zielsetzung her ein rassistisches Massaker gewesen ist, haben antisemitische Straftaten in Deutschland in erschreckendem Maße zugenommen.

Was Jüdinnen und Juden in Deutschland besonders getroffen hat, war, dass ein großer öffentlicher Aufschrei ausgeblieben ist. „Es sind keine Hundertausend auf die Straße gegangen, wie nach dem Überfall auf die Ukraine“, resümiert Marsen und zitiert die Journalistin Esther Shapira, die dieses Schweigen als besonders bitteren Verrat vermeintlicher politischer Weggefährten empfunden hat. Es gilt zu unterscheiden zwischen den politisch Handelnden im Nahost-Konflikt und den Menschen, die immer auf der Seite der Leidenden stehen. So muss neben dem einen Menschen, dessen Rettung die ganze Welt rettet, vor allem auch die Menschlichkeit selber gerettet werden.