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Veranstaltungsinfo

17.09. - 17.11.2024
19.00 Uhr
Ausstellung

Anmeldung erwünscht
unter 089 / 452 38 58-0 oder
kartenservice@theaterforum.de

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Noah Cohen: Bis gleich, Isaak! – Jüdische Deutsche an ihren Lieblingsplätzen

Die Ausstellung bildet Auftakt und Rahmen zu unserem Themenschwerpunkt Jüdisch.Deutsch. Ganz normal.

Der renommierte Fotograf Noah Cohen stellt Menschen an ihren Lieblingsplätzen vor, Deutsche mit jüdischen Wurzeln.

 Doch hinter den einfühlsamen Schwarzweißbildern verbirgt sich mehr als nur künstlerischer Anspruch. Immer noch stecken Klischees und Vorurteile in vielen Denkmustern, allein schon, wenn man von „Deutschen UND Juden“ spricht. Denn diese Unterscheidung gibt es nicht. Die Personen auf diesen Bildern sind ganz normale Deutsche, sozialisiert in der deutschen Sprache und Kultur, wie alle anderen.

Der Titel signalisiert Vertrautheit und Freundschaft, eine Normalität, die nicht immer selbstverständlich ist. Cohen, der aus Israel stammt, präsentiert hier eine interessante Porträtgalerie, die sich auf die Reise nach individuellen Geschichten begibt, doch er formuliert zugleich auch ein Statement gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen Vorurteile, die es nicht geben darf. Hinter den schönen Fotos steckt ein Appell, ein Postulat – nach Frieden und Toleranz.

 Der gebürtige Israeli lebt und arbeitet in Dießen am Ammersee. Seine Ausstellungen tourten bereits durch ganz Deutschland. „Bis gleich, Isaak!“ mit Porträts jüdischer Deutscher in Schwarzweiß gastierte bereits an mehreren Orten, u.a. im Ägyptischen Museum München, wo sie von über zehntausend Besucher*innen gesehen wurde.


Programm zur Ausstellungseröffnung
Im Anschluss an ein Künstlergespräch mit Fotograf Noah Cohen - geführt von Sabine Zaplin - zeigen wir den Kurzfilm
"Masel Tov Cocktail" von Arkadij Khaet & Mickey Paatzsch
Das Rezept für einen guten Film? 1 Jude, 12 Deutsche, 5cl Erinnerungskultur, 3cl Stereotype, 2 TL Israel, 1 Falafel, 5 Stolpersteine und ein Spritzer Antisemitismus. Alles in einem Film geben, aufkochen und kräftig schütteln.
(Dauer 30 Min | D 2020 | deutsch)


Zum Themenschwerpunkt "Jüdisch. Deutsch. Ganz normal."
Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist heute die drittgrößte in Europa, doch die gesellschaftliche Wahrnehmung sowie das mediale Bild von „Jüdischsein“ sind hierzulande weiterhin häufig von Stereotypen und Vorurteilen geprägt. Dabei ist das Leben von jüdischen Deutschen selbstverständlich ebenso vielfältig und facettenreich wie das von nicht-jüdischen – oder anders formuliert: ganz normal.
Im Themenschwerpunkt „Jüdisch. Deutsch. Ganz normal.“ treffen wir Menschen an ihren Lieblingsorten, erleben einen lebhaft-authentischen Kurzfilm sowie eine anrührende Culture-Clash-Komödie, begeben uns auf eine musikalische Reise und befassen uns mit den Auswirkungen des Hamas-Massakers vom 07. Oktober 2023.

Ausstellung "Bis gleich, Isaak!" Di 17.09.2024 - So 17.11.2024 | zu den Öffnungszeiten des bosco und während der Abendveranstaltungen | Eintritt frei
Ausstellungseröffnung    Di 17.09.2024 | 19.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
Führung  zur Ausstellung So 06.10.2024 | 15.00 | Eintritt frei, Voranmeldung erwünscht
Film  So 20.10.2024 | 19.30 | € 11 / € 9, Karten über das Kino Breitwand Gauting
Heimspiel  So 10.11.2024 | 20.00 | € 22 / € 12
Vortrag Mi 13.11.2024 | 20.00 | Eintritt frei, Anmeldung erforderlich


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Nach(t)kritik
Einfach mal normal
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Zum Beispiel Ronen Steinke: der Journalist steht im Treppenhaus des Münchner Literaturhauses und zeigt auf die Wand, auf der Namen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern zu lesen sind. „Er kam aus Berlin an dem Tag“, erzählt Noah Cohen, der Steinke fotografiert hat für seine Ausstellung mit dem Titel „Bis gleich, Isaak! Jüdische Deutsche an ihren Lieblingsplätzen“. Das Literaturhaus ist ein Lieblingsplatz von Ronen Steinke, zusammen mit Noah Cohen ist er dort gewesen, hat zunächst oben vor dem großen Panoramafenster ein Motiv mit Münchner Stadtkulisse ausprobiert und sich dann für die Wand im Treppenhaus entschieden.

Oder die Schriftstellerin Lena Gorelik: sie sitzt auf einem Bahnsteig, eine Reisetasche neben sich. „Wir haben am Bahnhof mehrere Motive ausprobiert“, erzählt Cohen. Entschieden hat er sich dann für den Bahnsteig, denn Bahngleise sind für Jüdinnen und Juden dann doch zu eindeutig konnotiert. „Ihr ging es ums Reisen, ums Fortgehen und Ankommen, ums Unterwegssein“, erzählt er.

Es war nicht einfach, jüdische Deutsche zum Mitmachen zu bewegen. Die Ausstellung entstand vor gut drei Jahren anlässlich des Jubiläumsjahrs „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Viele der damals von Noah Cohen angesprochenen Künstlerinnen und Künstler, Menschen aus den Bereichen Journalismus, Literatur, Sport oder Medizin hatten schlicht Angst, sich als jüdisch zu outen. „Diese Scheu ist ein Zugeständnis an den Rassismus“, sagt Cohen und betont, dass dieses Projekt genau dem widerspreche, „mit Hilfe und in Gesellschaft all der jüdischen Deutschen, die auch so denken und den Mut haben, dazu zu stehen. Es ist eine Botschaft, ein Ringen um Freiheit und Toleranz.“

Von diesem Ringen um Freiheit und Toleranz, aber auch von negativen Erfahrungen erzählen die Statements, die von den Portraitierten ihren Aufnahmen hinzugefügt worden sind. Darin ist vom ganz alltäglichen Antisemitismus die Rede, von Ängsten und Unsicherheiten, aber auch von der Hoffnung auf so etwas wie Normalität. Genau diesen ganz normalen Umgang miteinander, wie er unter Nachbarinnen und Nachbarn eigentlich üblich sein sollte, möchte der Fotograf Cohen mit dieser Ausstellung anstoßen.

Die eindrücklichen Schwarz-Weiß-Portraits sind die Aufforderung dazu. Sieh mich an, sagen sie, nimm mich wahr - ich bin Gegenwartsgesellschaft. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus in eben dieser Gegenwartsgesellschaft ist es eine höchst aktuelle Botschaft. „Jüdisch. Deutsch. Ganz normal“, lautet aus genau diesem Grund der Titel des aktuellen Themenschwerpunkts im bosco, in dessen Rahmen diese Ausstellung stattfindet. Am Sonntag, den 06. Oktober wird es eine Führung des Fotografen Noah Cohen durch die Ausstellung geben, weitere Veranstaltungen sind auf der bosco-Homepage zu finden.