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Veranstaltungsinfo

Do, 11.04.2024
19:00 Uhr
Ausstellung | Vortrag

Eintritt frei

Anmeldung wegen begrenzter Plätze
unter: ausstellung@theaterforum.de

Vortrag zur Ausstellung: "Arbeitssituation der Weltkriegsflüchtlinge und Vertriebenen im Würmtal"

 Gesellschaft für Archäologie und Geschichte – Oberes Würmtal e.V.

Gegen Ende des II. Weltkrieges und in den ersten Jahren danach kamen in Gauting und Umgebung tausende Heimatvertriebene und Flüchtlinge an. Sie alle suchten neben einem neuen Zuhause auch Arbeit, um ihren Lebensunterhalt neu bestreiten zu können. Oft hatte eine gefundene Arbeit mit der in der alten Heimat nichts zu tun, half aber beim Neubeginn. Aus Interviews mit Betroffenen bereitet die Gesellschaft für Archäologie und Geschichte – Oberes Würmtal e.V. eine Dokumentation vor. Teilarbeiten daraus werden in dem Vortrag vorgestellt.

Die GESELLSCHAFT FÜR ARCHÄOLOGIE UND GESCHICHTE wurde 1998 gegründet, weil immer mehr Zeugnisse aus der römischen Vergangenheit ans Tageslicht kamen und die Zeitzeugen der Nazi-Zeit immer weniger wurden. Sie sieht ihre Aufgabe darin, das Interesse der Bevölkerung an der heimatlichen Archäologie und Geschichte durch Forschungen, Publikationen und Vorträge zu fördern und zur Erhaltung bedeutender Kulturgüter beizutragen.

 

Zur Ausstellung  "Museum auf Zeit. Mausefallen für Dich - Zigarren für die Welt"
Das Gautinger Kulturhaus bosco verwandelt sich für wenige Tage in ein Museum auf Zeit: Mit Objekten aus der reichhaltigen Sammlung des Unterbrunner Sammlers Hermann Geiger sowie Ergänzungen aus dem Fundus der Firma Webasto, der ehemaligen Austria Tabakregie und dem Archiv der Gemeinde Gauting entsteht eine Reise in die Vergangenheit, in die Frühzeit der Industrialisierung Gautings.

Öffnungszeiten der Ausstellung
Fr 05.04. | Sa 06.04. | So 07.04. | Do 11.04. | Fr 12.04. | Sa, 13.04. | So 14.04.
jeweils von 14:00 - 18:00

Programm zur Ausstellung  "Museum auf Zeit"
Workshop Metallwerkstatt
Sa 06.04.2024 | 14:00 - 18:00 | Eintritt € 12,00 (Kinder), € 20,00 (Erwachsene) | Anmeldung*
Workshop Buchbindewerkstatt So 07.04.2024 | 14:00 - 18:00 | Eintritt € 12,00 (Kinder), € 20,00 (Erwachsene) | Anmeldung*
Vortrag   "Die Zukunft der Arbeit" Di 09.04.2024 | 20:00 | Eintritt frei |  Anmeldung*
Lesung  "Liebesbriefe aus der Papierfabrik" Mi 10.04.2024 | 20:00 | Eintritt frei |  Anmeldung*
Vortrag  "Arbeitssituation der Weltkriegsflüchtlinge" Do 11.04.2024 | 19:00 | Eintritt frei |  Anmeldung*
Führungen mit Hermann Geiger Fr 12.04.2024 | 18:00  + 19:00 | Eintritt frei |  Anmeldung*
Führung für blinde und sehbehinderte Gäste Sa 13.04.2024 | 10:30 | Eintritt frei |  Anmeldung*
Führungen mit Hermann Geiger Sa 13.04.2024 | 18:00  + 19:00  | Eintritt frei |  Anmeldung*
Führung mit Hermann Geiger So 14.04.2024 | 17:45   | Eintritt frei |  Anmeldung*

*Wegen begrenzter Plätze unter: ausstellung@theaterforum.de

 

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Pressestimmen
Frisches Blut für Gauting
Pressestimme von Christine Cless-Wesle
Erschienen in:   Starnberger Merkur

Gesellschaft für Archäologie hat Vertriebene befragt.

Ergänzend zur Ausstellung „Mausefallen für Dich – Zigarren für die Welt“ sprach der Vorsitzende der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte Oberes Würmtal (GfAG), Karl Hebler, im Bosco über die Arbeitssituation der Weltkriegsflüchtlinge und Vertriebenen im Würmtal. „Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und in den ersten Jahren danach kamen in Gauting und Umgebung tausende Heimatvertriebene und Flüchtlinge an. Sie alle suchten neben einem neuen Zuhause auch Arbeit, um ihren Lebensunterhalt neu bestreiten zu können“, betonte er. Seit Herbst 2019 haben deshalb Ehrenamtliche der GfAG insgesamt 25 Zeitzeugen aus den Geburtsjahren ab 1926 bis Ende der 1940-er Jahre in der Gemeinde Gauting und dem benachbarten Pentenried zu ihrer Situation als Flüchtling im Würmtal anonym befragt. Sieben Interviews stünden noch aus, erläuterte Karl Ludwig Hebler. Das Projekt steht also kurz vor dem Abschluss.

In dem katholischen Landstrich von Gauting und Umgebung stammten zwei der befragten Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland, fünf aus Böhmen, vier aus Mähren, zwei aus Schlesien, eine Person aus der Slowakei. „Aber niemand aus Ostpreußen“, so Hebler. Diese Kriegsflüchtlinge blieben wohl im evangelischen Norddeutschland, so Heblers Theorie. Arbeitsplätze fanden die Flüchtlinge teils in der Landwirtschaft oder im Bau. Ein Elektrotechniker fand Arbeit in seinem bisherigen Beruf.

Hebler berichtete außerdem von einem Mann, der vor dem Krieg in der Papierfabrik Heinrichsthal gearbeitet hatte. In der 1968 vollends abgebrochenen Haerlinschen Papierfabrik, einst größter Arbeitgeber in Gauting, fand der Flüchtling wieder einen Job. Von 18 Befragten waren vier Hilfsarbeiter, sechs Arbeiter, fünf Angestellte, zwei Beamte, einer Arzt und sieben Selbstständige wie Schuster oder Drogist, rechnete Hebler vor. Nur einer blieb arbeitslos.

Durch die Kriegsflüchtlinge, aber auch sogenannte Displaced Persons (DP, Überlebende aus dem KZ Dachau, die im damaligen DP-Hospital, der heutigen Asklepiosklinik, behandelt wurden) schnellte die Einwohnerzahl 1946/47 in Gauting von ehemals 6000 auf 9000 Menschen. „Mein Vater war Hilfsarbeiter im Bau, meine Mutter hat mit Putzen Geld verdient und in der Metzgerei ausgeholfen“, zitiert Hebler aus den Interviews. In Gauting hätten junge Heimatvertriebe auch „gegen Kost und Logis“ arbeiten müssen – ohne jeden Lohn. Ein Lehrling habe sich jedoch zu helfen gewusst und fünf Jahre ein Obdach gehabt, derweil aber woanders gegen Gehalt gearbeitet. Mit dem Ersparten habe sich der Mann „ein Haus gebaut, wo er heute noch drin wohnt“.

Mit den Flüchtlingsfrauen, die teils in der Landwirtschaft arbeiteten, kam auch frisches Blut nach Unterbrunn, resümiert der Sammler Hermann Geiger. Seine Tante habe zum Beispiel mit einem Flüchtling, einem gelernten Schneider, in Unterbrunn im Jahre 1949 eine große Hochzeit gefeiert.